Heute wird im Stabi Kulturwerk die Ausstellung UNHEIMLICH FANTASTISCH – E.T.A. HOFFMANN 2022 eröffnet, die anlässlich des 200. Todesjahrs E.T.A. Hoffmanns von der Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit der Staatsbibliothek Bamberg und dem Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main erarbeitet wurde. Die partizipative Ausstellung widmet sich dem Wirken des romantischen Universalkünstlers, der als Autor, Musiker, Komponist, Musikkritiker, Zeichner, Jurist und Richter tätig war. Arbeiten zeitgenössischer Künstler:innen ergänzen die Ausstellung ebenso wie ein vielfältiges Vermittlungs- und Kulturprogramm.
Die Ausstellung gibt einen lebendigen und zeitgerechten Einblick in die Welt E.T.A. Hoffmanns, zeigt das Werk des scharfen Beobachters und Grenzgängers und stellt seine Wirkung in Literatur, Kunst, Film und Musik bis heute vor. Kreative Verbindungslinien überführen die Themen rund um wissenschaftlichen Fortschritt bis hin zum Schaffen künstlicher Menschen aus der fantastischen Romantik des frühen 19. Jahrhunderts in das 21. Jahrhundert und greifen dabei aktuelle gesellschaftliche Fragen auf. Die assoziative Wirkung wird durch das Ausstellungsdesign des Berliner Studios TheGreenEyl verstärkt: Raum- und Klangelemente wie Spiegelungen, Brüche, Täuschungen und Verzerrungen schaffen ein immersives Besuchserlebnis, das die Inhalte der Ausstellung auch jenseits der Objekt- und Textebene vermittelt.
In diesem Sinn lädt die Ausstellung Besucher:innen dazu ein, ihre eigene Sicht in die Schau einzubringen: so nimmt die interaktive Videoinstallation „Exhausting a Crowd“ des US-amerikanischen Künstlers Kyle McDonald E.T.A. Hoffmanns Blick auf den Gendarmenmarkt in „Des Vetters Eckfenster“ auf und verknüpft ihn mit heutigen Überwachungstechniken. Und auch ein kollaboratives Schreibprojekt der Schriftsteller:innen Lea Schneider und Tillmann Severin überführt den „Roman des Freiherrn von Vieren“ in die heutige Zeit. An beiden Projekten können die Besucher:innen selbst mitwirken. Die Ergebnisse, die in diesen Interaktionen entstehen, werden in die Ausstellung aufgenommen und entwickeln diese somit stetig weiter.
Darüber hinaus wurde ein umfangreiches Vermittlungsprogramm konzipiert, das die Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit nahebringen soll, die Hoffmanns Leben und Wirken niedrigschwellig und multisensorisch kennenlernen möchte. Daher werden für unterschiedliche Zielgruppen Führungen, Workshops, Gesprächsreihen, Theateraufführungen, Buchvorstellungen etc. angeboten.
Details zur Ausstellung
In vier Themenkomplexen führt die Ausstellung durch Leben und Werk E.T.A. Hoffmanns und verdeutlicht seine Wirkung in Literatur, Kunst, Film und Musik bis heute.
Unter dem Motto „E.T.A. – Wer?“ wird der Mensch E.T.A. Hoffmann vorgestellt. Dabei stehen die Verbindung und das Miteinanderwirken von Schreiben, Komponieren und Zeichnen in seinem Leben im Zentrum. Zahlreiche originale Objekte illustrieren sein Arbeiten, so z.B. ein Brief Hoffmanns an seinen Verleger Georg Andreas Reimer, der Einblick in die Arbeitsprozesse gibt, ein Dankesbrief Ludwig van Beethovens an Hoffmann für die guten Rezensionen seiner Werke, Notenmanuskripte wie die Partitur zur Zauberoper „Undine“ und das Manuskript zur Erzählung „Der Sandmann“. Auch Hoffmanns Wirken als Jurist wird mit Originalobjekten illustriert, z.B. durch Prozessakten zum Fall des Turnvater Jahn oder durch einen Taschendolch, der als mögliche Mordwaffe des Burschenschafters Karl Ludwig Sand gilt.
Der zweite Ausstellungsbereich „Unheimlich Fantastisch“ widmet sich E.T.A. Hoffmanns literarischem Markenzeichen, dem Unheimlichen und dem Fantastischen. Hier stehen seine wichtigsten Erzählsammlungen „Nachtstücke“ („Der Sandmann“) und „Fantasiestücke“ („Der Goldne Topf“) im Mittelpunkt, jeweils mit ihren Inspirationsquellen wie zum Beispiel Salvator Rosas „Felsenlandschaft“, dem Türknauf „Apfelweibla“ oder einem Hexenspiegel. Das Panorama der Gegenwartskünstlerin Kea Bolenz lässt – ganz in der Nachfolge E.T.A. Hoffmanns – Realität und Fantasie verschwimmen.
Der dritte Themenkomplex „Wissenswelten“ nimmt sieben Wissenschaftsbereiche (Elektrizität, Automaten, Geheimwissenschaften, Magnetismus, Optik, Animal Studies, Psychologie) auf, mit denen sich Hoffmann intensiv beschäftigte und die er in Werken wie „Meister Floh“, „Die Brautwahl“ oder „Die Automate“ verarbeitete. Neben Wissenschaftstexten der Zeit sind originale technische Geräte wie eine Elektrisiermaschine, ein Sonnenmikroskop, ein Chordaulodion (Musikautomat) oder der Nachbau eines Baquets (Magnetismus) zu sehen. Diese Faszination und Skepsis E.T.A. Hoffmanns für seinerzeit neue Wissenschaften spiegeln auch die gegenwartskünstlerischen Positionen wie der „Hundemensch“ von Oliver Laric, die interaktive Installation „Apparates II“ von Oliver Chanarin oder Matthieu Gafsous dokumentarische Kunstfotografien zum Transhumanismus wider.
Der vierte Themenkomplex „Rezeption – hinaus in die Welt“ stellt die Aktualität Hoffmanns in der heutigen Welt in den Mittelpunkt: eine interaktive Karte zu Hoffmann-Buchausgaben zeigt seine weltweite Rezeption. Hoffmanns Wirkung wird auch anhand ausgewählter Einzelbeispiele vorgestellt: aus Kunst (Bernhard Schultze), Literatur („Liebe, Wahn und Wirklichkeit“ von Emma Braslavsky), Film (z.B. „Die Puppe“ (1919), „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920), „Blade Runner“ (1982) „Der Nachtmahr“ (2015), aber auch Musik und Theater.
Kooperationen und Förderer
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Staatsbibliothek Bamberg und dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main unter der Trägerschaft der Staatsbibliothek zu Berlin. Dadurch konnte für die Ausstellung auf die beiden weltweit größten Sammlungen von Hoffmanniana der Staatsbibliotheken Berlin und Bamberg zurückgegriffen werden – ergänzt durch die Sammlung des Freien Deutschen Hochstifts zur Deutschen Romantik. Die Bamberger E.T.A Hoffmann-Gesellschaft steuert zusätzliche Expertise bei. Die Ausstellung ist vom 25.07. bis zum 22.10 bereits in der Staatsbibliothek Bamberg zu sehen; vom 24.11. bis zum 12.02.2023 wird sie im Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main gezeigt.
Das Ausstellungsprojekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch die LOTTO-Stiftung Berlin, die Kulturstiftung der Länder, die Wüstenrot Stiftung, die Kulturinitiative „experimente#digital“ der Aventis Foundation, den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Oberfrankenstiftung, die Stiftung Preußische Seehandlung, die Stiftung Joseph Breitbach sowie die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft.
Öffnungszeiten der Ausstellung und des Stabi Kulturwerks
Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr
Eintritt frei
www.stabi-kulturwerk.de