Der geplante „Integrationsgipfel“ der Bundesregierung ist für den Deutschen Musikrat Anlass, den Blick vor allem auf die Ursachen aktueller gesellschaftspolitischer Konflikte zu lenken, die nicht erst seit dem Hilferuf der Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln bestehen.

Dazu Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Die aktuelle Debatte um das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in unserem Land doktert leider nur an den Symptomen einer vernachlässigten Bildungspolitik herum, anstatt den Ursachen auf den Grund zu gehen. So wichtig und unbestritten Sprachkompetenz und klare Regeln sind – die Wurzeln für Selbstbewusstsein und Dialogfähigkeit werden in der Prägungsphase von Kindern gelegt. Dabei spielt die musikalische Bildung eine besonders gewichtige Rolle, denn Musizieren bietet jedem Menschen die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und anderen mitzuteilen. Die Wahrnehmung unterschiedlicher Identitäten kann nur über eine Position des sich „selbst bewusst sein“ gelingen – denn wer das Eigene nicht kennt, kann das Andere nicht erkennen, geschweige denn schätzen lernen. Die Neugier und Offenheit jedes neugeborenen Kindes sind Chance und Verantwortung zugleich, dieses Selbstbewusstsein im Sinne einer breit angelegten und qualifizierten musikalischen Bildung anzulegen und damit die Voraussetzungen für den Dialog mit anderen Kulturen zu schaffen. Deshalb darf sich der Blick nicht nur auf die Reparaturmaßnahmen richten. Die Kommunen, Länder und der Bund sind aufgerufen, mehr in die musikalische Bildung zu investieren. Die Erkenntnis, dass Musikalische Bildung auch Sozialarbeit ist, wird in vielen anderen Ländern erfolgreicher und konsequenter umgesetzt. Dazu gehören u.a. ein durchgängiger Musikunterricht in allen Schularten und allen Jahrgangsstufen, der die Migrantenkulturen mit einbezieht. Zudem müssen die Musikschulen in die Lage versetzt werden, jedem Kind, unabhängig seiner sozialen und ethnischen Herkunft, den Zugang zum Musizieren zu ermöglichen.“

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