Das Beethoven-Haus zeigt als passende Ergänzung zum Symphonien-Zyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und zur zyklischen Aufführung aller Klaviersonaten auf Hammerklavieren beim diesjährigen Beethovenfest eine Sonderausstellung über das historische Instrumentarium und die Aufführungspraxis der damaligen Zeit. In der Ausstellung werden erstmals alle sechs Streichinstrumente, die einst im Besitz des Komponisten waren, zu sehen sein. Erstmals seit 1927 kann ein zweites Violoncello präsentiert werden, das ursprünglich zu jenem Satz von Streichquartettinstrumenten gehörte, den Beethoven um 1800 von seinem Mäzen Fürst Karl Lichnowsky zum Geschenk als Anerkennung für seine ersten sechs Streichquartette op. 18 erhielt.

Die Ausstellung hat einen instrumentenkundlichen Teil, in dem veranschaulicht wird, welche Unterschiede es zwischen den Instrumenten damals und heute gibt und wie Streichinstrumente immer wieder verändert wurden, um sie den neuen Anforderungen und Klangvorstellungen anzupassen. Ferner wird mit Hilfe von Leihgaben aus der Sammlung Kai Köpp gezeigt, dass es damals einen prinzipiellen Unterschied zwischen Instrumenten mit einer hohen Wölbung mit dünneren Holzstärken und entsprechend kleinerem Ton für die Kammermusik und flacheren Instrumenten mit kräftigeren Holzstärken und einem größeren Ton für das Orchesterspiel gab. Auch im Bereich der Blasinstrumente kam es damals zu zahlreichen Innovationen, die die musikalischen Einsatzmöglichkeiten der teils noch auf die Naturtonreihe beschränkten Instrumente maßgeblich erweiterten. All dies hat Beethoven in seinen Symphonien ausgiebig genutzt. Selbst ein Instrument wie die Pauke erfuhr bei ihm eine Sonderbehandlung. Darüber hinaus geben Lehrwerke, zeitgenössische Abhandlungen, Konzertkritiken und Graphiken Aufschluss über die Orchesteraufstellung und die Dirigierpraxis. Erst zu Beethovens Lebzeiten und aufgrund solch komplexer Werke wie seiner Symphonien wurde der Schritt vom mit dem Bogen dirigierenden Konzertmeister zum Dirigenten heutiger Ausprägung vollzogen.

Der Sonatenzyklus mit führenden Fortepianisten ist Anlass, im zweiten Teil der Ausstellung die rasante Entwicklung des Klavierbaus um 1800 zu thematisieren. Vom leicht gebauten 5-oktavigen Klavier mit vergleichsweise dünnem Klang und einem Kniehebel, mit dem die Dämpfung aufgehoben wird, bis zum massiver gebauten 6½-oktavigen Instrument mit voluminöserem Ton, aber auch mit bis zu sieben Pedalen, mit denen man den Klang vielfältig verändern kann, reichte die Entwicklung, an der Beethoven als Pianist, Komponist sowie Freund und Gesprächspartner von führenden Klavierbauern wie Nannette Streicher direkt beteiligt war. Das Beethoven-Haus besitzt mehrere Hammerklaviere, u.a. Beethovens letzten Flügel (eine Rarität mit vier Saiten pro Taste), der ihm 1826 von Conrad Graf, einem der besten Wiener Klavierbauer, zur Verfügung gestellt worden war. Welche Bedeutung dem Klang damals beigemessen wurde, ist heute leider viel zu wenig bekannt. Schon für den jungen aufstrebenden Bonner Pianisten Beethoven war es von großer Wichtigkeit, hervorragende moderne Klaviere zur Verfügung zu haben. Seine Art, Klavier zu spielen, war eine bisher unerhörte. Beethoven selbst meinte im Jahre 1796, die Art, das Klavier zu spielen, sei noch die unkultivierteste von allen Instrumenten. Die Pianisten müssten erkennen, dass „man auf dem Klavier auch singen könne, sobald man nur fühlen kann“. Klavierschulen, Originalhandschriften, in denen sich diese Entwicklung niedergeschlagen hat, Notendrucke und Bilddokumente geben Einblick in eine experimentierfreudige Welt mit innovativen technischen Lösungen und differenziertesten Klangvorstellungen, die auch heute noch faszinieren kann.

Am Sonntag, dem 13. September, gibt es im Kammermusiksaal um 11.30 Uhr einen musikalischen Auftakt mit einer Aufführung von zwei Sätzen aus der 6. Symphonie Beethovens in der Bearbeitung von Johann Nepomuk Hummel für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier. Es erklingen Beethovens Instrumente, gespielt von Daniel Sepec und Marc Francoux, Konzertmeister und Solocellist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen; den Flöten- bzw. Fortepianopart übernehmen Anne Veith und Peter Köcsky. Dr. Kai Köpp, der an der Hochschule der Künste in Bern ein Forschungsprojekt zur historischen Aufführungspraxis leitet und die Ausstellung mit dem Beethoven-Haus erarbeitet und mit Leihgaben aus seiner Sammlung bestückt hat, wird in die Materie einführen. Im Anschluss kann die Ausstellung besichtigt werden. Ein begrenztes Kartenkontingent zum Preis von EUR 15,- bzw. ermäßigt EUR 8,- (inklusive Museumseintritt) ist ab 5. September im Museumsshop des Beethoven-Hauses bzw. eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn an der Tageskasse erhältlich.