Das Siemens Arts Program hat gemeinsam mit der Pianistin Annika Treutler das Klavierkonzert von Viktor Ullmann Opus 25 (komponiert 1939) neu eingespielt. Es handelt sich um die erste Aufnahme des Werkes im 3D-Audioverfahren. Die Produktion wurde unter der Leitung von Stephan Frucht (Künstlerischer Leiter Siemens Arts Program) mit dem Deutschlandfunk Kultur und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im großen Sendesaal des RBB in Berlin realisiert. Die Aufnahmeleitung lag bei Prof. Thorsten Weigelt (Universität der Künste Berlin) und dem 3D-Immersive Audio Spezialisten Stefan Bock (IAN München).

Die Neueinspielung – bestehend aus Audio-CD und Blu-ray – enthält neben dem Klavierkonzert Opus 25 auch Ullmanns Klaviersonaten Nr. 3 (1940) und Nr. 7 (1944), die Annika Treutler in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem aufgenommen hat. Das Album erscheint am 31. Januar 2020 beim Label "Berlin Classics“ (Edel).

"Mein Anliegen ist, dass seine Musik gleichwertig geschätzt und bekannt wird, wie die seiner großen, nicht verfolgten Kollegen aus der Zeit. Sie hat es verdient! Ullmann hat in seiner Musik eine ganz besondere Sprache entwickelt und eine eigene Tonalität erschaffen“, würdigt Annika Treutler den Komponisten Ullmann.

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, erklärt zu dem Projekt: "Am 27. Januar 2020 jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Das unermessliche Unheil, welches die vielen Opfer deutscher Konzentrationslager und der Nazi-Verbrechen allgemein erleiden mussten, darf als unmittelbarer Teil unserer Geschichte niemals in Vergessenheit geraten. Auch mit dieser Geste möchte Siemens einen Beitrag dazu leisten.“

Stephan Frucht, Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Program, fügte hinzu: "Ich sehe es als unsere Verpflichtung, diejenigen Stimmen nicht verstummen zu lassen, die sich zu Lebzeiten nicht äußern durften oder sich nicht mehr äußern konnten. Hierzu zählen auch zahlreiche jüdische Künstlerinnen und Künstler, die ihre Kreativität niemals voll entfalten konnten, weil ihnen ein künstlerisches Schaffen in Freiheit verwehrt blieb.“

Die NS-Verbrechen, die auch zu Ullmanns frühem Tod geführt haben, machten die künstlerische Entfaltung einer ganzen Musikergeneration unmöglich. Ullmanns kompositorisches Schaffen zu würdigen und die Erinnerung wachzuhalten, ist das Anliegen der Pianistin Annika Treutler und des Dirigenten Stephan Frucht. Neben der Musikaufnahme wird das Projekt daher auch aus einer audiovisuellen Kunstinstallation, Vorträgen, Konzerten und Veranstaltungen bestehen.

Über Viktor Ullmann

Viktor Ullmann (1898-1944) war ein österreichischer Komponist, Dirigent und Pianist. 1942 wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er noch einen wichtigen Teil seiner Werke schuf. Er komponierte dort "Der Kaiser von Atlantis“, "Die Weise von Liebe und Tod“ sowie die Klaviersonate Nr. 7, die auch ein Teil der vorliegenden Aufnahme ist. Am 18. Oktober 1944 wurde Ullmann kurz nach seiner Deportation im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Der Großteil seines Frühwerks ist verschollen, erhalten blieben unter anderem vier Klaviersonaten, zwei Opern und das Klavierkonzert Opus 25. Dieses Konzert schrieb Ullmann bereits 1939 in Prag. Die von ihm geplante Aufführung in Theresienstadt blieb ihm verwehrt; es wurde erst 1992 in Stuttgart uraufgeführt.

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