Der deutsche Komponist Siegfried Matthus (79) erhält in diesem Jahr den mit 10.000 Euro dotierten Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig. Der Preis wird alle drei Jahre an international bekannte und für die Musik der Gegenwart richtungweisende Komponistinnen und Komponisten verliehen. Die Preisverleihung findet am 20. Oktober 2013 im Rahmen eines Sinfoniekonzerts des Staatsorchesters Braunschweig in der Stadthalle statt, das zugleich den Auftakt der Reihe „Festliche Tage Neuer Musik“ in der Stadthalle Braunschweig bildet.

Die offizielle Begründung für das Votum der Jury lautet: „Siegfried Matthus gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten. Sein in den letzten gut fünfzig Jahren geschaffenes Oeuvre umfasst bis heute etwa 600 Werke und erstreckt sich auf nahezu alle Gebiete der Vokal- und Instrumentalmusik. Die Musik von Siegfried Matthus ist stets geprägt von einer „Singbarkeit“ des musikalischen Textes. Sein Werk ist getragen vom Gedanken der Fortschreibung einer klassischen musikalischen Struktur und einer folkloristisch-expressionistischen Klangwelt.“

Weiter heißt es: „Matthus ist über sein kompositorisches Schaffen hinaus Initiator und Künstlerischer Leiter der Kammeroper Schloss Rheinsberg - ein junge Sängerinnen und Sänger förderndes internationales Opernfestival - sowie Vermittler von Techniken für das Komponieren von Musiktheaterwerken in der ebenfalls in Rheinsberg etablierten Opernwerkstatt. Damit steht Siegfried Matthus in der Nachfolge Spohrs als Nachwuchsförderer sowie musikalischer Vermittler zwischen Traditionswahrung und Zukunftsgestaltung. Mit der Vergabe des Louis Spohr Musikpreises 2013 wird das Lebenswerk von Siegfried Matthus gewürdigt, der seit rund einem Vierteljahrhundert unter anderem eng mit dem Staatsorchester Braunschweig verbunden ist.“

Siegfried Matthus, geboren in Ostpreußen, studierte an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin zunächst Chor- und Ensembleleitung und später Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny und Hanns Eisler. 1964 holte Walter Felsenstein den jungen Komponisten an die Komische Oper Berlin. Er wurde Mitglied der Deutschen Akademie der Künste Berlin (Ost), Mitte der 70er-Jahre dann der Akademie der Künste (West) und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München. Sein kompositorisches Schaffen deckt die gesamte Bandbreite von der Kammermusik bis zur Oper ab, wobei seine 13 Opern einen Schwerpunkt im Gesamtwerk bilden.

Der Preisjury, die Siegfried Matthus zum Preisträger auserkoren hat, gehören an: Julia Spinola (Musikredakteurin bei der FAZ), Bojan Budisavljević (ehem. Künstlerischer Leiter des Netzwerk Neue Musik e. V.), Wolfgang Rüdiger (Fagottist und Leiter des Ensemble Aventure, Professor für Musikpädagogik und Instrumentaldidaktik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf), Matthias Stanze (Präsident der Braunschweigischen Louis-Spohr-Gesellschaft) und Martin Weller (Musiker und Orchesterdirektor am Staatstheater Braunschweig, Künstlerischer Leiter des Festivals „Festliche Tage Neuer Musik“).

Namensgeber des Preises ist Louis Spohr, 1784 in Braunschweig geboren. Er gilt als wegweisender Komponist der Periode zwischen Klassik und Romantik und war einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Zeit. Im Jahr 1953 hat die Stadt Braunschweig erstmalig den bis 1994 noch mit „Ludwig Spohr Preis“ titulierten Musikpreis vergeben. Zu den bislang 21 ausgezeichneten Preisträgern zählen u. a. Hans Werner Henze (1976), Olivier Messiaen (1991), Sofia Gubaidulina (1994) Salvatore Sciarrino (2007) und zuletzt im Jahr 2010 die Österreicherin Olga Neuwirth. Mit der Vergabe des Preises wird die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit der kulturpolitischen Verantwortlichkeit gegenüber den kommenden Generationen unterstrichen. Gleichzeitig erfährt die Musik als Kunstform und Kontinuum eine Würdigung.