In einem intensiven Prozess haben der Senator für Kultur, die Senatorin für Finanzen und die Leitung des Theater Bremen ein Konsolidierungskonzept erarbeitet. Dieses wurde am Montag, 17. August, vom Aufsichtsrat des Theaters verabschiedet.
„Wir schaffen damit die Grundlage, dem Theater eine langfristige Perspektive zu eröffnen. Ich danke allen Beteiligten, die an diesem schwierigen Prozess mitgewirkt haben“, so der Senator für Kultur, Bürgermeister Jens Böhrnsen. „Das aufgelaufene Defizit von vier Millionen Euro kann vom Theater allein nicht bewältigt werden. Nötig ist aber in jedem Fall ein Paradigmenwechsel, den wir jetzt vornehmen werden.“
Theater-Defizit beträgt rund vier Millionen Euro
Im März 2009 hatte die Theaterleitung erstmals über wirtschaftliche Schwierigkeiten berichtet und zum Ende der Spielzeit 2008/2009 ein Defizit von rund 3,3 Millionen Euro angegeben. Der Aufsichtsrat hatte damals die verspätete Berichterstattung gerügt und Gegensteuerungsmaßnahmen der Geschäftsführung gefordert. Auf Grund der Tatsache, dass sich die Theaterleitung im Juni und Juli gezwungen sah, in kurzen Abständen den Sachstand immer wieder zu aktualisieren, hat der Senator für Kultur die Überprüfung des Projekts „Marie Antoinette“ durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer in Auftrag gegeben.
Nach eingehender Prüfung der wirtschaftlichen Kennzahlen beträgt das Gesamtdefizit des Theater Bremen knapp vier Millionen Euro. Laut Wirtschaftsprüfer entfallen allein 2,5 Millionen Euro auf die Musical-Produktion „Marie Antoinette“. Dieses Musical-Defizit setzt sich zu jeweils 50 Prozent aus Kostensteigerungen und ausbleibenden Umsatzerlösen zusammen. Das im Kerngeschäft des Theaters verursachte Minus von 1,5 Millionen geht auf erhöhte Marketing-Aufwendungen, negativ wirksam werdende Bestandserhöhungen und Kostensteigerungen für das Projekt „Aida“ zurück.
Bürgermeister Böhrnsen: „Nach diesen für mich erschreckenden Zahlen haben wir nun ein ganzes Maßnahmenpaket zusammengestellt, um das Theater wieder auf eine tragfähige Grundlage zu stellen.
Konzentration auf die Kernaufgaben
Kurzfristig hat der Aufsichtsrat heute die Theaterleitung angewiesen, die im Rechnungswesen und im Controlling aufgetretenen Probleme umgehend abzustellen und darüber bis zum 15. September Bericht zu erstatten. Darüber hinaus billigte das Kontrollgremium ein langfristig angelegtes Konsolidierungskonzept, welches in dieser Woche auch den politischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt werden wird.
So wird am Theater Bremen der Repertoirebetrieb bei gleichzeitiger Konzentration auf das Kerngeschäft wieder eingeführt. Die Spartenensembles werden gestärkt. Bürgermeister Böhrnsen: „Mit einem hohen Risiko behaftete Sonderprojekte wird es nicht mehr geben. Wir wollen den Vier-Sparten-Betrieb erhalten. Zudem darf diese Sanierung nicht auf Kosten der Mitarbeiter gehen, die sich in hohem Maße konstruktiv für das Haus eingebracht haben.“ Diese Neuausrichtung bietet neben der Sicherung der kulturellen Grundversorgung Freiraum für künstlerische Innovation, aber auch Spielraum zur Erwirtschaftung von substantiellen Einsparungen am Theater.
Durch Eigenanstrengungen des Theaters wird sich die finanzielle Situation des Theater bis 2014 um zwei Mio. Euro verbessern. Der künstlerische Etat wird bis 2014 um rund 845 000 Euro schrittweise abgesenkt. Daneben wird der Marketing-Etat um 100.000 Euro reduziert. Dies entspricht der Größenordnung vergleichbarer Theater. Daneben ist eine moderate Steigerung der Eintrittspreise ebenso vorgesehen wie die Reduzierung von Aushilfskräften und eine Umstrukturierung des kaufmännischen Bereichs. Eine Reihe von kleineren Maßnahmen wie Energieoptimierung, Erhöhung der Garderobengebühr, Anpassung des Fernwärmevertrags und andere sollen weitere bis zu 250.000 Euro einbringen. Als neues Steuerungsinstrument werden die Musterspielpläne eingeführt. Diese ermöglichen es, die künstlerische Planung vorausschauender und detaillierter als bisher vorzunehmen.
Unterstützung durch Bremen
Darüber hinaus ist weitere Unterstützung des Theaters durch die Freie Hansestadt Bremen geplant. So übernimmt Bremen für das Theater einen im Jahr 2005 gewährten Kredit in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Des Weiteren leistet Bremen einen Beitrag zum Ausgleich der Tarifsteigerungen. Zur Sicherung der Liquidität wird dem Theater ein Betriebsmittelkredit im Sinne eines Kontokorrentkredits eingeräumt. Bürgermeister Böhrnsen: „So erreichen wir eine finanzielle Konsolidierung des Theaters, ohne die Belegschaft des Hauses oder die anderen Kultureinrichtungen belasten zu müssen.“
„Mit diesem Maßnahmenpaket sichern wir die Zukunft des Theater Bremen langfristig ab“, so Bürgermeister Böhrnsen. „Ich freue mich sehr, dass gerade die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters diesen Prozess so engagiert und konstruktiv begleitet haben.“
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Quelle
http://www.bremen.deMehr zum Thema