Das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck hat einen weiteren Meilenstein zur Digitalisierung seiner wertvollen Sammlung erreicht. Weltweit einzigartig sind nun die Erst- und Frühdrucke der Werke Robert Schumanns über die Internetseite des Instituts www.brahms-institut.de zugänglich. Rolf Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Wissenschaft und Wolfang Sandberger, Leiter des Brahms-Instituts, schalten das Projekt am 8. November um 19 Uhr frei. Zeitgleich eröffnet das Institut in der Villa Eschenburg eine Ausstellung, in der es besondere Stücke aus seiner Schumann-Sammlung zeigt.

Das Lübecker Brahms-Institut besitzt mit 128 Erst- und Frühdrucken über achtzig Prozent der insgesamt 156 Werke Schumanns. Mithilfe einer Förderung über 56.000 Euro konnten diese Werke, insgesamt 8176 Seiten, nun in einem zweijährigen Projekt digitalisiert und bibliothekarisch erschlossen werden. Prof. Dr. Wolfgang Sandberger: „Das Schumann-Projekt zeigt die Bandbreite unserer Sammlung, die weit über Johannes Brahms hinausreicht. Robert Schumann gehörte ja zu den großen Mentoren des jungen Johannes Brahms. Legendär ist sein Artikel „Neue Bahnen“, mit dem er den jungen Komponisten aus Hamburg in die Musikwelt einführte. Die Digitalisierung erleichtert nun die Forschung mit unseren Quellen. Gleichzeitig werden die kostbaren, bisweilen fragilen Originale geschont.“ Zu den Digitalisaten gehören auch diverse Exemplare mit eigenhändigen Widmungen von Schumann und handschriftlichen Besitzvermerken, unter anderem von Clara Schumann. Ein Großteil stammt aus dem Nachlass des Brahms-Freundes Theodor Kirchner.

Rolf Fischer, Staatssekretär im Bildungsministerium: „Für seine Unsterblichkeit hat Schumann selbst gesorgt mit seiner wunderbaren Musik. Das Brahms-Institut hat diesen einzigartigen Schatz nun ins digitale Zeitalter transformiert und ermöglicht so Musik-Forscherinnen und -Forschern auf der ganzen Welt den Zugang. Das ist nicht zuletzt ein weiterer Beitrag zur positiven Entwicklung des Forschungsstandortes Lübeck.“ Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat die Digitalisierung der gesamten Bestände des Brahms-Instituts bisher mit insgesamt knapp 200.000 Euro gefördert.

Unterstützt wurde das Schumann-Projekt auch von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und dem Förderverein des Brahms-Instituts mit jeweils 5.000 Euro. „Mit dieser Mittelzuweisung haben das Ministerium und die weiteren Förderer die Realisierung eines zukunftsorientierten Vorhabens ermöglicht, das die Brahms-Forschung in Schleswig-Holstein mit den Institutionen an der Mu-sikhochschule Lübeck und der Brahms-Gesamtausgabe an der CAU in Kiel weiter profilieren wird. Unser Ziel, der Öffentlichkeit die gesamte Sammlung digital in hochwertiger Qualität zur Verfügung zu stellen, rückt mit unserem aktuellen Schumann-Projekt in greifbare Nähe“, so Sandberger.

2003 startete das Institut mit seinem umfangreichen Fotobestand, der überwiegend aus dem Brahms-Nachlass stammt, die Digitalisierung seiner gesamten Sammlung. 2006 folgten die kompletten Erst- und Frühdrucke der Werke von Brahms mit über 11.000 Einzelseiten. Seit 2010 können weitere 20.000 Dokumente abgerufen werden: vom Adressbuch des Komponisten über Brief- und Werkautographen sowie Stichvorlagen bis hin zu 200 Konzertprogrammen und etwa 100 Brahms gewidmeten Notendrucken von zeitgenössischen Komponisten.

Realisiert wurde das aktuelle Großprojekt von Matthias Brösicke mit seiner auf die Digitalisierung historischer Quellen spezialisierten Firma Dematon. In einem nächsten Schritt soll nun auch der Nachlass von Theodor Kirchner erschlossen und digitalisiert werden.

Zeitgleich mit der Präsentation des Digitalisierungsprojektes eröffnet das Brahms-Institut am Freitag, 8. November um 19 Uhr seine neue Ausstellung. Sie zeigt auch einige besonders schön gestaltete Titelblätter, die der große romantische Maler und Zeichner Ludwig Richter (1803 bis 1884) für Schumanns Werke angefertigt hat. Außerdem stellt die Schau, eingerichtet vom Musikbibliothekar des Instituts Stefan Weymar, verschiedene Fassungen, Auflagen oder Ausgaben eines Werkes gegenüber.

Zwei Veranstaltungen am 9. und 13. November mit Kammermusik von Schumann ergänzen die Digitalisierung und die Ausstellung, zu einem „Schumann-Prisma“, das der Öffentlichkeit einen umfassenden Blick auf das Werk Schumanns ermöglicht.

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