Mit einem spektakulären Filmkonzert beschließt das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) an diesem Wochenende die Festivalsaison: Am Sonntag, 1. September, wird in der Sparkassen-Arena-Kiel ein Meilenstein der Filmgeschichte auf großer Leinwand gezeigt: »Disney in Concert – Fantasia«. Die oscarprämierte Filmkomposition aus dem Jahr 1940 gilt als frühe Form des Musikvideos, da die Cartoons passend zu den Werken von unter anderem Bach, Beethoven, Tschaikowsky und Dukas angefertigt wurden. Zwischen den Comic-Segmenten ist auch das Philadelphia Orchestra zu sehen, das die Filmmusik damals einspielte. Beim SHMF-Festivalabschluss übernimmt diese Rolle die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung des jungen Dirigenten Christian Schumann.
Zahlen
Das 34. Schleswig-Holstein Musik Festival blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück: Von den 212.000 verfügbaren Karten wurden rund 193.000 bei den 223 Konzerten, fünf Musikfesten auf dem Lande, zwei Kinderkulturfesten und einem Kindermusikfest abgesetzt. Mit einer Auslastung von 91 Prozent bespielte das Festival 117 Spielstätten an 68 Orten in Schleswig-Holstein, Hamburg, Süddänemark und dem nördlichen Niedersachsen. 7.500 Besucher kamen zu den öffentlichen Proben des Schleswig-Holstein Festival Orchestra und der Masterclasses. 165 Veranstaltungen waren ausverkauft.
»Zwischen dem Künstlerporträt, unserem Bach-Schwerpunkt und frischen musikalischen Ideen ist ein überzeugendes Spannungsfeld entstanden. Mein großer Dank gilt unserem Publikum, das originellen Konzertformaten, prominent besetzten Festivalereignissen und auch herausfordernden Programmen mit Aufgeschlossenheit und Begeisterung begegnet ist«, so Festivalintendant Christian Kuhnt.
Komponisten-Retrospektive Johann Sebastian Bach
Im Mittelpunkt der diesjährigen Komponisten-Retrospektive stand Johann Sebastian Bach. In rund 120 Konzerten widmeten sich Künstler wie Sir András Schiff, Hilary Hahn, Víkingur Ólafsson, Nathalie Stutzmann, Alisa Weilerstein, Nigel Kennedy, Giovanni Antonini, Ton Koopman und Christoph Eschenbach sowie Ensembles wie das Zürcher Kammerorchester, das Freiburger Barockorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester und die Akademie für Alte Musik Berlin dem umfangreichen Œuvre des barocken Meisters. Wie sich die Musik Bachs neu, genreübergreifend und spielerisch interpretieren lässt, stellten unter anderem Percussionist Simone Rubino, das Renegades Steel Orchestra aus Trinidad und Tobago, das Andersson Dance & Scottish Ensemble sowie die Breakdance-Truppe Flying Steps unter Beweis.
Porträtkünstlerin Janine Jansen
Die niederländische Geigenvirtuosin Janine Jansen gestaltete als Porträtkünstlerin zehn Konzerte mit eigens ausgewählten Programmen und Besetzungen. Auf ihren Wunsch kamen Sir Simon Rattle und das London Symphony Orchestra, musikalische Freunde wie Jens Peter Maintz und Amihai Grosz, ihr Ehemann Daniel Blendulf und ihr Vater Jan Jansen nach Schleswig-Holstein, um mit ihr auf der Bühne zu stehen. Janine Jansen wirkte außerdem in dem SHMF-Format »Meisterschüler-Meister« mit, im Rahmen dessen sie zwei Konzerte mit einem jungen Streicherensemble aus Preisträgern von »Jugend musiziert« gab.
»Den Sommer in Schleswig-Holstein werde ich niemals vergessen. Ich durfte an einzigartigen Orten spielen und habe dabei ein ganz besonders warmherziges und euphorisches Publikum kennengelernt. Ich danke dem SHMF Team und allen ehrenamtlichen Beiräten von ganzem Herzen!«
Neue Spielorte
In diesem Sommer war das Schleswig-Holstein Musik Festival erstmals in der Alten Reithalle auf Gut Kletkamp zu Gast. Mit der Alten Kirche St. Salvator auf Pellworm, der St. Bartholomäus-Kirche in Wesselburen und der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg wurden außerdem drei einzigartige Kirchenbauten zur SHMF-Spielstätte. Auch das Colosseum in Wilster war neu dabei. Das SHMF-Symposium zog in die Villa Brahms, Sitz des Brahms-Instituts in Lübeck. Erstmals wurde ein Festivalkonzert auf der Open Air Bühne im Hamburger Stadtpark veranstaltet. In Hamburg wurden zudem im Rahmen der Konzertreihe »Moondog« neue Spielstätten wie die Halle 424, das Dockland und der Kunstverein Harburger Bahnhof entdeckt.
Talentförderung
Eine wichtige Säule des SHMF war auch in diesem Jahr die Nachwuchsförderung. So gaben bei den Masterclasses renommierte Dozenten wie Tabea Zimmermann, Siegfried Jerusalem und Maurice Steger ihre Erfahrung an junge Talente weiter. Die Teilnehmenden profitierten außerdem von neu eingeführten Workshops rund um Auftrittstraining, Moderation und Konzentrationsstärkung.
Das Schleswig-Holstein Festival Orchestra arbeitete über die Festivalmonate mit den Dirigenten Ton Koopman Michael Sanderling, Manfred Honeck und Christoph Eschenbach sowie mit dem Geiger Nigel Kennedy zusammen, um am Ende 14 Konzerte zu realisieren. Die 120 jungen Musiker stammen aus 28 Nationen und hatten sich durch Probespiele in rund 30 Städten weltweit qualifiziert.
Der Schleswig-Holstein Festival Chor bot Sängern die Möglichkeit, über Wochen unter der Leitung von Chordirektor Nicolas Fink zu proben, um in zwei Konzerten stimmungsvolle Werke von Bruckner, Bach und Hubert Parry zu interpretieren sowie am Ende bei der fulminanten Matthäus-Passion mitzuwirken (31. August, Lübecker Musik- und Kongresshalle).
Rhythmusbegeisterte Jugendliche waren dazu eingeladen, in einem zweitägigen Percussion-Workshop gemeinsam mit Martin Grubinger und dem Century of Percussion Ensemble ein Programm einzustudieren, das bei dem Konzert »Grubinger und die wilden 80« in Lübeck präsentiert wurde. In einem einwöchigen Breakdance-Workshop führte außerdem die Breakdance-Truppe Flying Steps junge Teilnehmer auf spielerische Weise und über die moderne Tanzform des Hip-Hop an die Musik von Johann Sebastian Bach heran.
Im Rahmen des SHMF 2019 wurden drei Preise verliehen, die sich als Karrieresprungbrett für junge Talente in der Klassikszene etabliert haben: Aigerim Seilova aus Kasachstan wurde mit dem Hindemith-Preis ausgezeichnet. Seit 1990 wird dieser mit 20.000 Euro dotierte Preis an herausragende junge, zeitgenössische Komponisten vergeben. Die 25-jährige kanadische Mezzosopranistin Emily D‘Angelo erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Leonard Bernstein Award und der 12-jährige Flötist Fabian Johannes Egger sowie der 15-jährige Pianist Johann Zhao erhielten als Duo den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis – letztere beiden Auszeichnungen sind gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe.
Unterstützung
Die unverzichtbaren musikpädagogischen Aktivitäten des SHMF werden von der Pos-sehl-Stiftung, der Familie Dr. Hannelore Murmann, der Weiland Kulturstiftung Henning Hamkens sowie der ACO Gruppe großzügig unterstützt. Ihr mäzenatisches Engagement für das SHMF führt auch die Familie Fielmann fort. Im Rahmen von Patenschaften engagieren sich die Oscar und Vera Ritter-Stiftung, Cosetta Bregu, Dres. Beate und Rainer Jebens, Dr. Norbert Klause sowie Harald und Elke Springer.
Der Festivalverein unterstützt mit seinen über 7.500 Mitgliedern ebenfalls insbesondere die musikalische Nachwuchsarbeit des Festivals. Ein besonderer Dank gilt den mittlerweile rund 300 ehrenamtlichen Beiräten. Sie sorgen mit enormem Engagement und eigens akquirierten Spenden für das leibliche Wohl der Künstler aus aller Welt.
Luustern, die Musikfeste, Daniel Hope und Moondog
Auch in diesem Jahr bot das SHMF viele Möglichkeiten der Grenzüberschreitung zu anderen Genres abseits der klassischen Musik: In der Reihe »Luustern« (plattdeutsch für »Lauschen«) präsentierten unter anderem Jamie Cullum, Joy Denalane und das David Orlowksy Trio Klänge aus den Bereichen Jazz, Pop, Soul und Klezmer.
Die »Musikfeste auf dem Lande« luden die Besucher auf die Güter Pronstorf, Stocksee, Haseldorf, Emkendorf und Wotersen ein, wo unter anderem die musikalischen Schwerpunkte »Gypsy Night«, »Irish Folk« oder »Kino trifft Konzert« gesetzt wurden.
Stargeiger Daniel Hope feierte sein erfolgreiches »Lübeck-Musikfest«, bei dem er die Hansestadt mit zehn Konzerten an vier Tagen in eine klingende Bühne verwandelte. Gefördert wurde das Projekt von der Possehl-Stiftung.
Nicht zuletzt stellte das SHMF in diesem Sommer die neue Konzertreihe »Moondog« vor. Fünf Konzerte fanden an urbanen Orten in Hamburg statt und setzten Musik unterschiedlicher Stile bei Clubatmosphäre in einen spannenden Kontext. Im Uebel & Gefährlich, im Dockland, im Kunstverein Harburger Bahnhof, in der Halle 424 und im Thalia Theater traten Künstler wie Víkingur Ólafsson, Katia Labèque und Stefan Lakatos sowie Formationen wie Wooden Elephant oder das Trio ClariNoir auf. Sie alle widmeten sich aktuellen Strömungen der Klassik und experimentierten mit Rhythmik, anderen Genres und elektronischen Einflüssen. Auf dem Programm stand Musik von Moondog, Philip Glass, Beyoncé und Simeon ten Holt.
Sponsoren des SHMF 2019
Das Schleswig-Holstein Musik Festival wird durch ein ebenso intensives wie vielfältiges Engagement der Wirtschaft in Schleswig-Holstein und Hamburg unterstützt. Als Haupt- sponsoren leisten die Sparkassen-Finanzgruppe (bestehend aus den schleswig-holsteinischen Sparkassen, der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg AG, der Provinzial Nord Brandkasse AG und dem Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes), NordwestLotto Schleswig-Holstein, die HanseWerk AG, BMW, die Hamburg Commercial Bank sowie der Medienpartner NDR weiterhin den bedeutendsten finanziellen Beitrag. Wir freuen uns, dass diese engen Partnerschaften gelebt werden und wir gemeinsame Projekte umsetzen können.
Unseren 59 Konzertsponsoren und fünf Produktpartnern sowie allen 45 Mitgliedern der Unternehmerinitiative Wirtschaft & Musik danken wir für ihre äußerst wichtigen finanziellen Beiträge und insbesondere für den persönlichen Einsatz vor Ort an vielen unserer Spielstätten. Mit der wir drei werbung gmbh aus Kiel wird auch weiterhin unsere Werbe-technik professionell umgesetzt und die Unternehmerinitiative Wirtschaft & Musik unterstützt. Dass wir erstmals im Colosseum in Wilster gastieren konnten, wurde durch den Regionalverein Wilstermarsch e.V. ermöglicht. Gemeinsam mit der traditionsreichen CUNARD LINE konnten wir wieder in Travemünde zu Gast sein und ein weiteres Konzert an der Küste realisieren.
Medienpartner NDR
Das NDR Fernsehen präsentierte im »Schleswig-Holstein Magazin« während der acht Festivalwochen regelmäßig die Festival-Tipps. Zusätzlich wurde ausführlich über die Highlights und zentralen Ereignisse des Musiksommers berichtet. Auch die Sendung »Schleswig-Holstein 18:00« widmete sich dem SHMF. Das 45-minütige Festival-Feature »Saitenwind. Das Schleswig-Holstein Musik Festival 2019« mit musikalischen Highlights und den schönsten Bildern und Geschichten des SHMF beschließt die Berichterstattung im NDR Fernsehen am Sonntag, 1. September, um 11.30 Uhr.
Zudem gab es regelmäßige Berichterstattung zum SHMF in den Radioprogrammen NDR Kultur und NDR Info sowie auf NDR 1 Welle Nord, hier auch montags bis freitags in »Von Binnenland und Waterkant« zwischen 20 und 22 Uhr. NDR Kultur übertrug das Eröffnungskonzert des SHMF live und sendete darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Konzerte, die das gesamte musikalische Spektrum des SHMF-Programms abbildeten. Dazu gab es viele Künstlerporträts und Konzertberichte.
Das Festivalprogramm 2020 wird am 20. Februar kommenden Jahres veröffentlicht.