Erstmals Gesang: Die Forberg-Schneider-Stiftung verleiht den mit 20.000 € dotierten Belmont-Preis für zeitgenössische Musik 2022 an die französisch-zypriotische Sopranistin Sarah Aristidou. Jeder Ton ihres Gesangs sei durchdacht, sei Manifestation blitzender Intelligenz, Expressivität und Sinnlichkeit, so das Kuratorium. Die Preisverleihung findet am
10. November 2022 um 18.30 Uhr im Gartensaal des Prinzregententheaters in München statt.
Vor wenigen Tagen erst, am 26. Juni, begeisterte sie als Nausikaa in der Premiere von Luigi Dallapicollas „Ulisse“ an der Oper Frankfurt. Sarah Aristidous großes Potential wird früh erkannt. Schon als Mitglied des Internationalen Studios der Staatsoper unter den Linden (2017–2019) beeindruckt sie im klassischen Fach nicht nur als Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Bereits 2015 – da studiert sie noch – tritt sie als Interpretin mehrerer Uraufführungen von Werken von Komponisten wie
Wolfgang Rihm und Manfred Trojahn in Erscheinung, Aribert Reimann komponiert für sie seine „Cinq fragments lyriques“. 2018 brilliert sie in der Uraufführung von Thomas Larchers „Das Jagdgewehr“ bei den Bregenzer Festspielen, ein Live-Mitschnitt auf DVD erscheint 2020. Vom Fachmagazin Opernwelt wird sie gleich zweimal als „Beste Newcomerin“ ausgezeichnet.
Sie gehe gerne an die Grenzen, versichert sie Jörg Widmann zur Uraufführung seines Werkes „Labyrinth IV“ (2019) und beweist ihm wie dem begeisterten Publikum ihre besondere stimmliche Bandbreite und ihr beeindruckendes Können. Widmann bescheinigt seiner Interpretin: „Ich glaube, dieses Stück wäre ohne sie gar nicht möglich, ohne ihre spektakuläre Fähigkeit, in einem stratosphärenhohen Register zu singen“.
Ihre künstlerische Freiheit unterstreicht Sarah Aristidou mit ihrem 2021 veröffentlichten ersten Album „Æther“, das anspielt auf das „fünfte Element“, das Grenzen zwischen Epochen überwinden will. Für die Aufnahme mit Werken von Händel bis Varèse, von Debussy bis Adès kann sie Stars wie Daniel Barenboim und Emmanuel Pahud gewinnen. Abseits der Klassikbühne nimmt sie Ende 2021 zypriotische Volkslieder mit dem deutsch-türkischen Komponisten und Klangkünstler Kaan Bulak auf, gemeinsam mit Ricardo Villalobos und Ale Hop produzieren sie einen Remix.
Ihre musikalische Ausbildung beginnt Sarah Aristidou (1991 in Paris geboren) als Kind im Rundfunkchor Maîtrise de Radio France in Paris. Sie erwirbt einen Abschluss in Musikwissenschaft an der Sorbonne und in Musiktheorie am Conservatoire de Paris, ehe sie Operngesang an der UdK Berlin studiert und 2016 ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Theaterakademie August Everding bei Christiane Iven (Gesang) abschließt.
Sie gehe gerne an die Grenzen, probiere gern Dinge aus, aber man müsse vorsichtig sein mit der Stimme, sagt Sarah Aristidou: „… doch solange man es mit der richtigen Intention und der richtigen Technik tut, ist alles kein Problem.“
Die 1997 gegründete Forberg-Schneider-Stiftung fördert herausragende Leistungen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik. Sie tut dies u. a. durch die Vergabe des Belmont-Preises, der möglichst alle zwei Jahre verliehen wird. Der Preis zählt zu den höchstdotierten Auszeichnungen für künstlerisches Schaffen in Europa. Kuratorium: Gabriele Forberg-Schneider (Vors.), Anselm Cybinski, Florian Ganslmeier.
Bisherige Belmont-Preisträger für zeitgenössische Musik:
- 2020: Florian Weber, Pianist, Komponist (Osnabrück, New York)
- 2018: Eamonn Quinn, Kurator/Begründer LCMS (Dundalk)
- 2015: Milica Djordjevic´, Komponistin (Belgrad, Köln)
- 2013: Sabrina Hölzer, Regisseurin (Berlin)
- 2012: Alex Ross, Autor/Musikkritiker (New York)
- 2009: Marino Formenti, Pianist/Dirigent (Wien)
- 2007: Bruno Mantovani, Komponist (Paris)
- 2005: Quatuor Ebène, Streichquartett (Paris)
- 2004: Carolin Widmann, Geigerin (Leipzig)
- 2001: Florent Boffard, Pianist (Paris)
- 1999: Jörg Widmann, Komponist/Klarinettist (München, Berlin)
Weitere Informationen: www.sarah-aristidou.com | www.forberg-schneider.de