Die Paul Sacher Stiftung hat mit dem amerikanischen Komponisten Steve Reich (*1936) eine Vereinbarung zur Übernahme seines Musikarchivs getroffen. Die Schaffensdokumente dieses weltweit anerkannten Künstlers werden der Forschung in Kürze im Archiv der Stiftung in Basel zur Verfügung stehen.

Der in New York geborene Steve Reich studierte, nach frühem Klavier- und Schlagzeugunterricht, von 1953 bis 1957 Philosophie und Musik an der Cornell University. Seine musikalische Ausbildung setzte er u.a. bei Hall Overton und im Rahmen eines Kompositionsstudiums an der Juilliard School (1959−61) fort, wo Vincent Persichetti zu seinen Lehrern gehörte. 1961 schließlich wechselte Reich ans Mills College in Oakland über, um bei Luciano Berio zu studieren. In den 1960er Jahren entwickelte er, wie einige seiner Kollegen, eine tonal zentrierte Musiksprache, die in starkem Kontrast zur damals vorherrschenden seriellen Musik stand, sich zugleich aber in Faktur und Charakter ganz neuartig zeigte. Sie hat unter dem Etikett des Minimalismus Geschichte gemacht hat und wirkt bis heute nach.

Frühe Experimente mit Tonbandschleifen und Phasenverschiebungen führten Reich zur Arbeit mit wiederholten rhythmisch-melodischen Zellen («Patterns»), die in einem «graduellen Prozeß» entwickelt und modifiziert werden. Repetitive Elemente und schrittweise vollzogene Veränderungsprozesse waren ein Merkmal seines frühen Schaffens. 1966 gründete er sein eigenes Ensemble, Steve Reich and Musicians, mit dem er weltweit konzertierte. Zu seinen weiteren prägenden Einflüssen zählten Strawinsky, Bartók, Perotin, J. S. Bach, afrikanische Rhythmik, balinesischer Gamelan, hebräischer Gesang, Miles Davis, der Schlagzeuger Kenny Clark, John Coltrane und andere mehr. Im Lauf der Zeit erfuhr sein Schaffen bedeutende Erweiterungen in den Bereichen der Harmonik und der Instrumentation. In jüngerer Zeit entwickelte er in Zusammenarbeit mit der Videokünstlerin Beryl Korot Werke, die Musik und digitalen Videofilm zusammenführten und neue Möglichkeiten eines musikalisch-medialen Theaters erschlossen.

Die Sammlung Steve Reich in der Paul Sacher Stiftung deckt das gesamte Schaffen des Komponisten ab, von dodekaphonen Frühwerken bis zu jüngsten Werken wie den Daniel Variations (2006) und dem Double Sextet (2007). Neben Manuskripten aus verschiedenen Arbeitsstadien, Korrespondenz, Tonaufnahmen und anderen Schaffenszeugnissen verdienen zahlreiche Ton- und Programmdateien besonderes Augenmerk. Sie dokumentieren verschiedene Arbeitsschichten im Schaffen dieses Musikers, der Computer, Synthesizer und Sampler seit langem als Kompositionswerkzeuge nutzt.