Unter Beteiligung aller wesentlichen kulturpolitischen Institutionen und Verbände des Sächsischen Musiklebens hat der Sächsische Musikrat am 28. November seine Jahresversammlung online abgehalten.
Dr. Detlef Rentsch wurde neu in das Präsidium des Musikrates gewählt. Der Rückblick auf das vergangene Jahr war kurz, die Diskussion bestimmten eher Impulse für die Kulturpolitik der Zukunft.
Am Ende wurde daraus eine Entschließung der Versammlung, mit der sie sich an die Politik Freistaat wendet und ihren ca. 150.000 Mitgliedern ein positives Zeichen für die Zukunft geben möchte:
Entschließung der Mitgliederversammlung des Sächsischen Musikrates
Die Mitgliederversammlung des Sächsischen Musikrates versichert, dass sie in der Sorge und Verantwortung für unser Land unter Pandemiebedingungen mit voller Überzeugung an der Seite des Sächsischen Landtages und der Sächsischen Staatsregierung steht.
Uns treibt ebenso die Sorge um, wie die unvermindert hohe Zahl an Neuinfektionen im Land zu mindern wäre und, genauso wichtig, wie unsere Gesellschaft in einer schweren Krise ihren Zusammenhalt bewahren kann. Dieser ist durch gravierende Verteilungsverwerfungen gefährdet, die sich in einer aus unserer Sicht nach wie vor unheilvollen Diskussion um "Systemrelevanz“ darstellen.
Wenn wir ehrlich hinschauen, muss eingestanden werden, dass eine ganze Berufsgruppe sehenden Auges auf eine Altersarmut zusteuert, weil die durchschnittlichen Jahreseinkommen tausender Kulturschaffender weder Rücklagen für die private Altersvorsorge noch eben für Krisensituationen wie die momentane möglich machen.
Es ist über vieles grundsätzlich zu sprechen: über den strukturellen Aufbau unserer Kulturinstitutionen, über attraktive Arbeitsbedingungen an den Musikschulen, die Erhaltung der Vielfalt des Laienmusizierens sowie der Kunstszene, die von den soloselbstständigen Pädagog/Innen und Künstler/Innen getragen wird.
Unser aller Anliegen muss es sein, dieses Problem jetzt zukunftsweisend anzupacken, um die Corona-Krise zu einem Anlass zur Kurskorrektur umzuwerten! Wir müssen von hier aus in eine Diskussion über verbindliche Standards zur fairen Bezahlung auch im Kulturbereich finden.
Der Freistaat Sachsen könnte dabei beispielgebend für die Bundesrepublik werden.
Die Mitgliederversammlung des Sächsischen Musikrates steht mit ihren Kompetenzen dieser notwendigen gesellschaftlichen Diskussion zur Verfügung.
Im Musizieren und im verstehenden Hören von Musik liegt aus unserer Sicht eine besondere und besonders wertvolle Chance der Bildung. Ein riesiger Wissensfundus wird wertlos, wenn die differenzierte Entwicklung von Sprache, die Aneignung von Kunst, zusammenfassend: die Allgemeinbildung auf dem Altar vordergründiger Nützlichkeit geopfert wird.
Der einengende Fokus allein auf die wirtschaftliche Effizienz des menschlichen Tuns führt zur Entfremdung und Verrohung des Miteinanders.
Wir müssen jetzt klare Kriterien und Stufenverfahren entwickeln, die definieren, unter welchen Bedingungen bei verantwortlichem Schutz der Bevölkerung das Laienmusizieren reanimiert werden kann, die Musikschulen ihre Unterrichtsangebote schrittweise erweitern können und die gesamte Kultur-und Veranstaltungsbranche wieder in ihre gesellschaftliche Aufgabe eingesetzt werden kann.
Nur mit der aktiven Wirksamkeit der Vielfalt der kulturellen Angebote kann unser Land auch eine Kulturnation sein.
Die klare Vernunft braucht immer auch ein empathisches Herz.
Für die Mitgliederversammlung
Milko Kersten
Präsident
Dresden, 30. November 2020