In der aktuellen Ausgabe der Zeitung Politik & Kultur 03/2016 ist die 23. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen erschienen. Ein Orchester, ein Museum und eine Bibliothek wurden neu auf die Rote Liste gesetzt.
 
Rheinland-Pfalz

 Das 1955 gegründete Mainzer Kammerorchester wird direkt in Kategorie 1 "von der Schließung bedroht" eingestuft. Das jährlich 30 bis 50 Konzerte gebende Orchester hat sich bisher mit Konzerteinnahmen, Mitgliedsbeiträgen, Sponsoren-Unterstützungen und geringen Landesmitteln finanziert. Nun zieht sich der ehrenamtlich tätige Intendant und Geschäftsführer aus Altersgründen aus seinem Amt zurück. Die benötigten Personalkosten für eine Nachfolge sind für das Orchester aus eigener Kraft nicht finanzierbar. Können keine Mittel akquiriert werden, muss das Orchester seine Tätigkeit einstellen.
 
NRW

Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) fällt in die Kategorie 2 "gefährdet". Das ZB MED  - Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften an den Standorten Köln und Bonn ist die zentrale Fachbibliothek für Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften in Deutschland. Als Ergebnis einer Evaluation der Arbeit von ZB MED hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft, deren Mitglied die Fachbibliothek ist, nun das Ende der Finanzierung durch Bund und Länder empfohlen.

Die Schließung des im Schloss Morsbroich untergebrachten Museums für zeitgenösse Kunst wurde von Wirtschaftsprüfern vorgeschlagen, um Sparvorgaben der verschuldeten Stadt Leverkusen erfüllen zu können. Der Leverkusener Stadtrat hat sich bereits mehrheitlich gegen die Schließung des renommierten Hauses, dessen Sammlung u.a. Werke von Joseph Beuys, Gerhard Richter und Yves Klein umfasst, ausgesprochen. Insgesamt soll der Kulturhaushalt jedoch um 1,1 Millionen Euro gekürzt werden. Bis Ende Juni muss die Stadt einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung der Sparmaßnahmen vorlegen. Das Museum Morsbroich wurde deshalb auf die "Vorwarnliste" (Gefährdungskategorie 3) gesetzt.
 
Positivmeldung aus Sachsen
Erfreulicherweise gibt es auf der 23. Roten Liste Kultur diesmal auch eine Positivmeldung. Zwei Jahre lang war die Existenz des Instituts für Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig gefährdet. Es wurde im März 2014 von Politik & Kultur erstmals auf die Rote Liste Kultur gesetzt, da es durch Sparauflagen des Landes von der Schließung bedroht war. Eine Welle des Protests, prominente Unterstützer und Fürsprecher sowie ein neues Konzept haben nun zur Rettung geführt. Zum kommenden Wintersemester eröffnet das Institut für Theaterwissenschaft zwei neue Studiengänge, den Bachelor-Studiengang "Theaterwissenschaft transdisziplinär" und den Master-Studiengang "Theaterwissenschaft transkulturell – Geschichte, Theorie, Praxis". Gleichzeitig nimmt das neugeschaffene "Centre of Competence for Theatre“ seine Arbeit auf.
 
Die Rote Liste stellt in Analogie zu den bekannten Roten Listen der Tiere und Pflanzen bedrohte Kultureinrichtungen in Deutschland vor. In jeder Ausgabe werden gefährdete oder bereits geschlossene Kulturinstitutionen, -vereine und -programme aufgeführt.
 
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Ich freue mich, dass, neben neuen Negativmeldungen, auf der 23. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen auch eine Positivmeldung verzeichnet werden kann. Das ist Ansporn, die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen fortzusetzen. Wie bei den bekannten "Roten Listen" bedrohter Tier- und Pflanzenarten, ist auch die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen eine Aufgabe, die einen langen Atem verlangt."

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