Staatsminister Konrad Wolf setzte seine Sommerreise heute unter dem Fokus der Digitalisierung und der Lockerungen in der Corona-Pandemie fort. Am neugegründeten NFDI4Culture informierte er sich über das Bund-Länder-Programm zum Ausbau der nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Wie das Digitalisierungsprogramm an den Hochschulen umgesetzt wurde, erfuhr der Minister an der Hochschule Worms. Das Thema Digitalisierung begleitete ebenso den Besuch an der Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim, wo das ausgebaute digitale Kursangebot während der Corona-Pandemie vorgestellt wurde. Beim Musikverein Sembach informierte sich der Minister über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Verein und die Bedeutung der nun erfolgten Lockerungen.
Die Konsortialführerschaft für die neue Nationale Forschungsdateninfrastruktur "NFDI4Culture“ hat seit Beginn dieses Monats die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Damit übernimmt sie die Federführung in einem 18,5 Millionen starken Forschungskonsortium des Bundes und der Länder.
"Wir müssen die vielen Datenschätze in den unterschiedlichen Disziplinen heben. Digitale Daten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern sind ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens, der Kommunikation und der kulturellen Erfahrung. Dass die Akademie sich in der Ausschreibung erfolgreich durchgesetzt hat, ist ein starkes Zeichen für die Forschungsstärke dieses Standortes und die Fachexpertise“, so Wolf.
Bei seinem Besuch stellte der Sprecher des Konsortiums, Professor Torsten Schrade, zusammen mit beteiligten Kooperationspartnerinnen und -partnern zwei Anwendungsbeispiele vor. Partner 1 demonstrierte die Digitalisierung des Kaisersaals der Neuen Residenz in Bamberg in Virtual Reality. Zur Erfassung der barocken Deckenmalerei verwendeten die Forschenden aus München eine 3D-Technologie. Das zweite Projekt "Motion Bank“ beschäftigt sich mit der digitalen Aufbereitung choreografischer Tanz-Partituren. Die Kombination zwischen Tanz und Wissenschaft ermöglicht einen tiefergehenden Einblick in die Informationsweitergabe zwischen den Tanzenden.
Die Digitalisierung spielt nicht nur in der Forschung eine entscheidende Rolle, sondern auch in der Lehre. Coronabedingt wurde das Sommersemester 2020 digital durchgeführt. An der Hochschule Worms informierte sich Wissenschaftsminister Konrad Wolf über die Umsetzung der digitalen Lehre. Im Gespräch mit dem Präsidenten der Hochschule, Prof. Dr. Jens Hermsdorf, und den jeweils für die Projekte zuständigen Dozierenden erfuhr er von der geplanten Umsetzung des Wintersemesters und den ersten Studienergebnissen zum digitalen Sommersemester. So etwa das Projekt "Massive Remote Teaching – Entwicklung innovativer Lehrformate für mehr zeitliche und räumliche Flexibilität im Studium“, welches als Grundlage für die Aufzeichnung und den Livestream von Vorlesungen dient. Der Fokus liegt hier auf einer technisch einwandfreien und didaktisch wertvollen Aufzeichnung. Die Hochschule wertet gemeinsam mit dem Zentrum für Qualitätssicherung der Johannes Gutenberg-Universität das vergangene Sommersemester aus. Das Wintersemester 2020/2021 soll als sogenanntes Hybridsemester mit einem Mix aus digitalen und Präsenzveranstaltungen ablaufen.
"Die Hochschule Worms hat sehr gut auf die Herausforderungen des vergangenen Sommersemesters reagiert und entsprechend die Lehre angepasst. Mit einer großen Bandbreite an digitalen Lehr- und Lernformaten, vom Livestream einer Vorlesung bis zum Inverted Classroom wurden unterschiedlichste technische Lösungen eingesetzt. Das zeigt, wie sehr die Hochschulen auch in Zukunft von der Digitalisierung profitieren können“, lobte Wolf das vorgestellte Projekt. Zur Stärkung der digitalen Lehre hatte das Wissenschaftsministerium ein 5,5 Millionen Euro umfassendes Sofortprogramm aufgelegt. Die Hochschulen konnten diese Mittel für zusätzliche Videoaufzeichnungsgeräte, digitale Medien oder zur Unterstützung der Lehrenden bei der Konzeption und Erstellung digitaler Lehrkonzepte und Kurse nutzen.
An der Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim stand im Vordergrund des Besuchs die Frage, wie es gelingen kann, die unterschiedlichsten Menschen mit digitalen Lernangeboten zu erreichen und auch bei Einschränkungen des Präsenzunterrichts ein gemeinsames Lernangebot vorhalten zu können.
"Gemeinsames Lernen kann digital und analog gelingen. Die dafür nötigen Strukturen wurden bereits vor der Corona-Pandemie aufgebaut. Durch den Ausbau der Digitalkompetenzen sowohl für Dozierende als auch für Kursteilnehmende geht die Kreisvolkshochschule hier einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Digitalisierung kann nur gelingen, wenn alle über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Mit Kursen wie ‚Mit Smartphone und Tablet in Kontakt bleiben‘ erfüllt die Volkshochschule ein wichtiges Bedürfnis“, sagte Wolf.
Die KVHS beteiligt sich in 2020 auch an zwei Projekten des Volkshochschulverbandes, die von der Landesregierung gefördert werden. Mit den Projekten soll das Angebot an digitalen Lernformaten ausgebaut und dauerhaft etabliert werden. Bereits 2019 hatte die KVHS sich an einem landesgeförderten Projekt zur Entwicklung von digitalen Inhalten beteiligt und einige neue Formate gestaltet.
Wie Vereine mit den Herausforderungen während der Corona-Pandemie umgegangen sind, erfuhr Minister Wolf exemplarisch beim Musikverein Sembach 1984 e. V. Die Proben und Auftritte mussten während der ersten Wochen der Pandemie ausgesetzt werden. Die einsetzenden Lockerungen erlaubten wieder ein Vereinsleben. Vor fünf Wochen konnte das Blasorchester nach dem Aussetzen des Probebetriebs wieder starten. Dennoch bleiben Auftritte ungewiss, da bspw. die Durchführung von Volksfesten zurzeit nicht möglich ist. Um auf die damit verbundenen finanziellen Ausfälle zu reagieren und das Überleben des Vereins zu sichern, hat dieser einen Antrag im Hilfsprogramm des Landes gestellt.
"Die Musikvereine sind wichtige Partner bei der Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker. Zusätzlich bereichern sie das Ortsgeschehen, wie etwa in Sembach durch die Ausrichtung der ‚Kerwe‘. Der Musikverein Sembach erhält Unterstützung aus dem Hilfsprogramm ‚Schutzschild für Vereine in Not‘ gestellt. Es freut mich, dass ein erster Teil bewilligt wurde und wir hier die Vereinslandschaft unterstützen können“, so Wolf.