Der Gründungsrektor der Barenboim-Said Akademie, Michael Naumann, tritt nach seinem 80. Geburtstag von seinem Amt an der Spitze der staatlich anerkannten, privaten Berliner Musikhochschule Ende März 2022 zurück. Seine Nachfolgerin wird Regula Rapp, derzeit Rektorin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Naumann und der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, sind „außerordentlich glücklich“ über die Entscheidung der ehemaligen Chefdramaturgin der Staatsoper, ausgebildeten Cembalistin und Musikwissenschaftlerin, nach Berlin zurückzukehren. Sie übernimmt eine junge Institution, die ihren Gründungsauftrag – eine humanistische und musikalische Ausbildung junger Menschen aus der Konfliktregion des Nahen Ostens – seit ihrer Gründung vor einem Jahrzehnt erfolgreich wahrnimmt. Der „Pierre Boulez“-Konzertsaal der Akademie genießt inzwischen internationales Renommee.

Die Musikhochschule und ihr Konzertsaal finanzieren sich über eine institutionelle Zuwendung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Das Auswärtige Amt trägt die Kosten für die Stipendien der Studierenden. Michael Naumann war der erste Staatsminister für Kultur und Medien im Kanzleramt der Regierung von Gerhard Schröder. Im Rückblick auf seine Arbeit an der Seite Daniel Barenboims und seiner Mitstreiter*innen meint Naumann: „Mein großes Glück war es, neben und mit einer jungen, enthusiastischen Mannschaft ein internationales Institut aufbauen zu dürfen, das sich der Pflege des
Schönsten, was es in der Welt gibt, widmet, der Musik.“ Regula Rapp, die nach ihrer Dramaturginnen-Zeit zunächst die weltweit bekannte Schweizer Schola Cantorum Basiliensis leitete und seit 2012 einer der im deutschsprachigen Raum führenden großen Musik- und Theaterhochschulen vorsteht, freut sich auf die neue Aufgabe: „Es ist mir eine Ehre, meine Erfahrungen und meine Kraft einbringen zu dürfen als Rektorin einer ganz besonderen Musikhochschule, die neben allerhöchster Qualität die internationale kulturpolitische Aufgabe hat, das ‚Experiment in Utopie‘ von Daniel Barenboim und Edward Said voranzubringen, eine Utopie, wie sie musikalischer, menschlicher, vor allem aber zeitgemäßer nicht sein könnte.“

Michael Naumann, geb. am 8.12.1941, ist Rektor der Barenboim-Said Akademie in Berlin. Er studierte Politische Wissenschaft, Philosophie und Geschichte in Marburg und München, promovierte 1969 mit einer Arbeit über Karl Kraus und habilitierte sich nach einem Studienaufenthalt am Queen’s College, Oxford (1976–78) mit einer Studie über den „Strukturwandel des Heroismus.“ Von1971 bis 1976 war er Assistent an der Ruhr Universität Bochum. Nach seiner Arbeit als Redakteur und Amerika-Korrespondent der ZEIT und des SPIEGEL (1978–1985) wurde er Leiter der ROWOHLT Verlage (1985–1995) und von HENRY HOLT in New York (1995–1998). Bundeskanzler Gerhard Schröder berief ihn zum ersten Staatsminister für Kultur (1998–2000). Von 2001 bis 2010 war er Chefredakteur, später Herausgeber der ZEIT, dann, bis 2012, Chefredakteur der Zeitschrift „Cicero.“ Naumann war Honorarprofessor an der Humboldt Universität in Berlin. Als geschäftsführender Gründungsrektor und Professor der Barenboim-Said Akademie organisierte er von 2012 an die staatliche Finanzierung und den Bau der Akademie und die Besetzung der zentralen Lehrstühle bis zur staatlichen Anerkennung der Akademie durch den Wissenschaftsrat in enger Zusammenarbeit mit dem Gründungsteam des Instituts.

Regula Rapp wurde 1961 in Konstanz geboren. Seit 2012 ist sie Rektorin der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart. Sie studierte historische Tasteninstrumente an der Hochschule der Künste, Berlin sowie Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstwissenschaft an der Technischen Universität Berlin. 1990 wurde sie als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes mit einer Arbeit über Cembalokonzerte des 18. Jahrhunderts promoviert. Sie war Stellvertretende Leiterin der Schola Cantorum Basiliensis – Hochschule für Alte Musik in Basel (1990–1998). Nach einem Jahr als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin wirkte sie 1999 bis 2005 alsChefdramaturgin an der Staatsoper Unter den Linden, Berlin; Gast-Dramaturgien führten sie u.a. zu den Salzburger Festspielen. Im Anschluss ging sie als Rektorin an die Schola Cantorum Basiliensis zurück (2005–2012). Regula Rapp ist Mitglied in zahlreichen Kuratorien und Stiftungsräten (u.a. im Kuratorium der Internationalen Bach-Akademie Stuttgart, im Kuratorium des Podium Esslingen sowie im Rundfunkrat des SWR). Als Autorin und Herausgeberin hat sie zu den Themen Instrumentalmusik des 18. bis 20. Jahrhunderts, historische Aufführungspraxis, Oper, Dramaturgie sowie zu Fragen von Hochschulleitung und Kultur-/Hochschulpolitik veröffentlicht.

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