Am Sonntag hat Bundespräsident Rau in Halle/Saale im Rahmen der Tage der Laienmusik die erste ZELTER- und die erste PRO MUSICA-PLAKETTE des Jahres 2003 verliehen. Sie gingen an den 1116 begründeten Stadtsingechor zu Halle und an den Mandolinen- und Gitarrenverein Karlsruhe von 1903. Die Auszeichnungen, die von Raus Vorgängern Theodor Heuss und Heinrich Lübke gestiftet wurden, werden alljährlich engagierten Laienmusik-Ensembles zuerkannt, die mindestens 100 Jahre lang musikalisch aktiv gewesen sein müssen. In diesem Jahr werden insgesamt 158 ZELTER-PLAKETTEN an Chöre und 38 PRO MUSICA-PLAKETTEN an Instrumental-Ensembles verliehen.

In seine Ansprache betonte der Bundespräsident die Bedeutung des Laienmusizierens in Deutschland, bei dem sich rund sieben Millionen Menschen aktiv engagieren. Es sei wichtig, dass Musik nicht nur aus den Medien komme, "sondern dass wir sie selber machen". Besondere Zustimmung fand er mit seinem Hinweis. "Die Pisa-Studie ist missverstanden, wenn wir jetzt das Pauken anfangen und das Musizieren und den Kunstunterricht und den Sport kleinschreiben und ausfallen lassen.... Man muss Naturwissenschaften pflegen und Geisteswissenschaften fördern. Aber wer glaubt, das gehe, wenn man bei Musik und Kunst und Sport kürzt, der hat nicht verstanden, was das Ziel von Bildung ist."

Rau ging auch auf die aktuelle politische Situation ein, mahnte zum Frieden in der Welt und dazu, Hass und Gewalt abzuschwören. Das gelte auch bei einem Musikfest, und darum finde er es richtig und nötig, engagierte Friedenstexte zu Gehör zu bringen: "Das muss gesagt und gesungen werden. Ich wünsche mir, dass wir als Deutsche dazu einen Beitrag leisten können."

Die bildungspolitische Bedeutung von Singen und Musizieren betonte bei der gleichen Veranstaltung auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Olbertz. Gerade unser Informations- und Medienzeitalter gehe mit einer paradoxen Verminderung des menschlichen Ausdrucksspektrums einher; vieles drohe hinter der Dominanz des Visuellen zu verschwinden. Eigenes aktives Musizieren hingegen könne "sinnliche Erfahrung, das Gefühl für Transparenz, für Verbindung und Zusammenhang" eröffnen, und das "gerade in der sich immer stärker ausdifferenzierenden, aber eben auch zerstückelten Lebens- und Erfahrenswelt Heranwachsende".

Rolf Pasdzierny
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