Über 500 Musikfestivals und Musikfestspiele existieren gegenwärtig in Deutschland. Das sind fast viermal so viele wie noch vor 20 Jahren. Die Bandbreite der Veranstaltungen ist dabei außergewöhnlich weit gefächert und bedient alle musikalischen Genres vom "Klassikfestival" über Spezialfestivals für Alte und Zeitgenössische Musik bis hin zu Szenefestivals für die zahlreichen Strömungen der populären Musik. Dies meldete das Deutsche Musikinformationszentrum, eine Einrichtung des Deutschen Musikrats, anlässlich der Vorstellung seines neuen Schwerpunktthemas „Musikfestivals“, das ab heute unter www.miz.org zu finden ist.

Verzeichnete das MIZ in seiner ersten gesamtdeutschen Erhebung 1993/94 noch 136 überregional bedeutende Festspiele und Festivals, so waren es zehn Jahre später schon doppelt so viele und 2007/08 mehr als 360. Mit seinem aktuellen Schwerpunktthema richtet das MIZ den Blick auf die heute über 500 Festivals und Festspiele, die regelmäßig stattfinden, professionellen und überregionalen Charakter haben und in erheblichem Umfang musikgeprägt sind.

Nach Angaben des MIZ konzentrieren sich mittlerweile allein 76 Festivals schwerpunktmäßig auf Zeitgenössische Musik, während die Alte Musik bei 58 Veranstaltungen im Vordergrund steht. 75 Festivals widmen sich der Kammermusik oder einzelnen instrumentalen Gattungen, wie z. B. das vom Pianisten Lars Vogt 1998 initiierte Festival „Spannungen“ in Heimbach/Eifel oder das renommierte Klavierfestival Ruhr. Ebenso prägend für die Festivallandschaft sind die rund 40 Veranstaltungen, die sich der Entwicklung des Musiktheaters verschrieben haben. Mit den Münchner Opern-Festspielen, der Ruhrtriennale, dem Raritätenfestival Rossini in Wildbad oder dem von der Berliner Staatsoper ins Leben gerufenen Festival „Infektion!“ decken sie ein breites Spektrum an musikalischen Ausdrucksformen ab. Aber auch die populäre Musik ist traditionell stark vertreten. Rund 100 Festivals bedienen die unterschiedlichsten Spielarten und Stile von Rock/Pop über Heavy Metal, Hard Rock und Techno bis hin zur Globalen Musik. Mit über 80 Veranstaltungen ist ebenfalls der Jazz beachtlich repräsentiert.

Trotz dieser faszinierenden Erfolgsgeschichte vermittelt die Festivallandschaft gegenwärtig ein disparates Bild voll gegenläufiger Tendenzen: Beeindruckende Höhenflüge stehen harten Abstürzen gegenüber. Sparmaßnahmen zwingen viele Festivals, mit zum Teil stark gekürzten Budgets auszukommen, einige stehen bzw. standen gar vor dem Aus. Andere vermelden hingegen neue Rekordergebnisse, gestiegene Besucherzahlen oder erweiterte Programme. So veranstalten die Festspiele Baden-Baden seit 2013 in Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern zusätzlich „Osterfestspiele“ und bieten damit einen quasi ganzjährigen Festspielbetrieb an.

Neuer Festivalguide veröffentlicht

Die sich immer stärker ausdifferenzierenden Veranstaltungsformen hat das MIZ zum Anlass genommen, auf der Basis seiner Datenbanken einen neuen Festivalguide mit umfangreichen Suchfunktionen bereitzustellen. Durch die fortlaufende Aktualisierung des Angebots lassen sich die Festivals ganzjährig nach Terminen, geographischer Lage oder inhaltlichen Schwerpunkten gezielt recherchieren. Dazu stehen allein 15 Genrekategorien zur Verfügung – von geistlicher Musik und Kammermusik bis zu Techno und Punk. Neben aktuellen Terminen führt der MIZ-Festivalguide auch Mottos der Festivals auf und vermittelt Informationen über Leitungsstrukturen, programmatische Ausrichtungen und Gründungsdaten der einzelnen Festivals. Bildergalerien geben darüber hinaus erste atmosphärische Eindrücke.

Mehr zum Thema Musikfestivals sowie ihren historischen und aktuellen Entwicklungen erfahren Sie auf den Internetseiten des MIZ unter http://www.miz.org/fokus_musikfestivals.html.

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