Im Rahmen der chor.com hat Opernsänger Hanno Müller-Brachmann gemeinsam mit DCV-Präsident Henning Scherf eine neue Initiative zur Förderung der musikalischen Bildung von Kindern vorgestellt. Der Vorsitzende des Bundeswettbewerbs Gesang Berlin e. V. übernimmt ebenso wie zahlreiche Preisträger des größten nationalen Gesangswettbewerbs in Europa die Patenschaft für einen „Carusos“-Kindergarten.
Das Problem wird beim Namen genannt: Die Qualität der Bewerber an deutschen Opernhäusern lässt nach, zu wenig Absolventen bringen das erforderliche Niveau mit. Und das, obwohl Deutschland die höchste Musikhochschuldichte weltweit besitzt. Viele der Education-Projekte, die sich in den vergangenen Jahren an nahezu allen Häusern etabliert haben, richten sich an Jugendliche im Alter ab 14 Jahren. „Viel zu spät“, findet Hanno Müller-Brachmann, „wir müssen schon frühzeitig den Samen setzen, um Kinder für klassische Musik und Kultur im Allgemeinen zu begeistern.“ Dass dieser Samen bereits auf fruchtbaren Boden fällt, macht der Deutsche Chorverband mit seinen Qualitätssiegeln „Felix“ und „Carusos“ möglich. So entstand die Idee der Kooperation mit dem DCV, bei der die besten deutschen Sänger mit den singenden Kindergärten zusammengebracht werden.
Die „Carusos“-Paten sollen den Jüngsten einen Eindruck von ihrem Beruf vermitteln, mit ihnen singen und Proben oder Aufführungen besuchen. Auch Müller-Brachmann hat dies getan: In einer Berliner KiTa zeigte er den Kindern sein Papageno-Kostüm und führte sie hinter die Kulissen der Oper, wo die Kleinen bei Maskenbildnern, Perückenknüpfern, Technikern, Tänzern, Sängern und Kostümbildnern aus dem Staunen nicht mehr herauskamen. „Kinder saugen alles auf wie ein Schwamm, ob man ihnen einen Gameboy in die Hand drückt oder eine Flöte. Die Gesellschaft ist hier in der Pflicht zu selektieren und den Jüngsten einen Weg zur klassischen Bildung zu weisen“, so Müller-Brachmann.
Die Initiative möchte auch auf die prekäre bildungspolitische Situation aufmerksam machen. Halbierung des Musikunterrichts an Oberschulen, Aufnahmestopp für Musikschüler und Kündigung der Lehrerverträge an den Musikschulen: Die Lage ist nicht nur in Berlin sehr ernst. Ein offener Brief aller Berliner Chefdirigenten blieb ungehört, Hanno Müller-Brachmann beschloss, etwas zu unternehmen und begann mit dem Kindergarten seiner eigenen Kinder. Er wünscht sich nun, dass auch andere auf den Zug aufspringen:
„Unsere Patenschaft ist keinesfalls exklusiv. Wir verstehen uns vor allem als Vorreiter für andere Musikschaffende in Deutschland, die genau das auch tun können: mit ihren Instrumenten oder Kostümen in die KiTas gehen, mit den Kindern singen, ihnen Kultur im wahrsten Sinne des Wortes einfach nahe bringen. Jeder kann das. Holt Euch die Adressen vom Deutschen Chorverband, da findet Ihr das Netzwerk dafür!“
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