Die Preisträger des Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerbs, der 2022 für die Duo-Besetzung Violoncello/Klavier ausgeschrieben war, stehen fest.

Die Jury des Harald-Genzmer-Kompositionspreises 2022 zeichnete drei Werke aus, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Der erste Preis geht an Andersen Viana für »Micropieces«, eine Reihe charakteristischer Miniaturen, deren jede nur ein paar Sekunden dauert und die den Interpret*innen verschiedene Spielarten und Stimmungen abverlangen.

Den zweiten Preis erhielt Valerio Sannicandro für »Punkt. Linie. Fläche«, eine Komposition, bei der Violoncello und Klavier typische Instrumentaltechniken nutzen, um mit zunehmender Dichte und breiter gefächerten Klang- und Bewegungsstrukturen die drei im Titel genannten Möglichkeiten gemeinsamen Musizierens zu demonstrieren.

Der dritte Preis ging an Massimo Lauricella für »Agon«. Das Werk entwickelt aus dem zu Grunde liegenden Material vielfältige Kombinationen, die beiden Instrumenten ermöglichen, in einen lebhaften, ausdrucksstarken Dialog einzutreten.

Die Jury des Wettbewerbs bestand 2022 aus Prof. Wen-Sinn Yang, Stefan Conradi, Prof. Dr. Bernd Redmann und Gideon Rosengarten.

Die prämierten Kompositionen werden am 27. Oktober 2022 um 19:00 Uhr im Großen Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater München uraufgeführt. Bei diesem Konzert werden außerdem die Preisträger*innen des 4. Harald-Genzmer-Interpretationswettbewerbs geehrt. Diese werden Werke von Harald Genzmer für Violoncello und Klavier zur Aufführung bringen.

Beim Kompositionswettbewerb „Spielmusik", der in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben wurde und sich hauptsächlich an Laienmusiker*innen richtet, wurden in diesem Jahr leider keine Preisträger ausgezeichnet.

Am Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerb – ausgeschrieben von der Harald-Genzmer-Stiftung in Verbindung mit der HMTM und dem Deutschen Musikrat/»Jugend musiziert« – und dem Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerb »Spielmusik« – ausgeschrieben von der Harald-Genzmer-Stiftung in Verbindung mit der HMTM – beteiligten sich Komponist*innen aus der ganzen Welt. Die alle zwei Jahre stattfinden Wettbewerbe sind jeweils mit einer Preissumme von insgesamt 8.000 € ausgestattet.

Zu den Preisträgern:

Andersen Viana (1. Preis) ist Komponist und Professor an der staatlichen Fundação Clóvis Salgado in Belo Horizonte-Brasilien. Er begann im Alter von 13 Jahren zu komponieren und wurde im Alter von 19 Jahren zum Professor ernannt. Anschließend promovierte er im Fach Komposition an der Bundesuniversität von Bahia (UFBA) und setzte seine Studien an anderen Institutionen in Brasilien, Italien und Schweden fort, darunter die Bundesuniversität von Minas Gerais (UFMG), die Reale Accademia Filarmonica di Bologna, die Kunstakademie von Rom, die Accademia Chigiana di Siena und die Königliche Hochschule für Musik in Stockholm. Er hat 422 Musikwerke für fast alle Instrumental- und Vokalensembles geschrieben und 34 Kompositionspreise in Argentinien, Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Italien, Spanien, Serbien, der Ukraine und den USA erhalten.

Der Komponist, Klangforscher und Dirigent Valerio Sannicandro (2. Preis) studierte in Köln, Frankfurt und Paris. Der mehrfache Preisträger (Claudio Abbado Kompositionspreis Berlin 2014, Music Viva München 2002 und 2010) sucht nach einer musikalischen Sprache und einem klanglichen Gestus, die stark mit dem Raum verbunden sind (Ius Lucis, 2007; A Book of Forms, 2014, Ephemeris/Ekléipsis, 2015). Er arbeitete in den repräsentativen Forschungsstudios (IRCAM, Experimentalstudio Freiburg, ZKM, GRM) und promovierte an der TU Berlin mit einer Forschungsarbeit über die auf die musikalische Komposition angewandte Raum-Mode-Analyse. Valerio Sannicandro ist Stipendiat der American Academy in Rom und wurde vom französischen Kulturministerium in die Villa Kujoyama in Kyoto eingeladen. Er hat Werke für Gesang, Orchester und Musiktheater mit oder ohne Elektronik komponiert, ein Werkzeug, das er auf eine persönliche und faszinierende Weise einsetzt. Seine Kompositionen werden in Europa, den USA und Japan aufgeführt und von Suvini-Zerboni (Mailand, Italien) herausgegeben.

Massimo Lauricella (3. Preis), geboren in Genua (Italien), ist Komponist, Dirigent und Pianist. Zu den wichtigsten Begegnungen in seinem Leben als Komponist gehörten Gyorgy Ligeti, Witold Lutoslawski, Olivier Messiaen und Goffredo Petrassi. Seine Kompositionen wurden weltweit von Interpreten wie dem Arditti String Quartet, den Warschauer Philharmonikern, dem Kammerensemble der Wiener Philharmoniker, dem Verdi-Sinfonieorchester von Mailand, dem Sinfonieorchester des Theaters Carlo Felice und vielen anderen aufgeführt. Er hat Ensembles und Orchester bei europäischen Festivals wie dem Mozart-Festival, der Biennale von Venedig und dem Spoleto-Festival dirigiert, und sein Repertoire reicht vom Barock bis zur Gegenwart.


Zu den Wettbewerben:

Ziel des Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerbs ist es – ganz im Sinne Harald Genzmers – die Verbindung hoher spielmusikalischer Praktikabilität mit innovativen ästhetischen Vorstellungen zu prämieren. Die Kompositionen sollen zudem dem Wettbewerb »Jugend musiziert« als Repertoireerweiterung dienen. Der Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerb »Spielmusik« wiederum möchte Werke auszeichnen, die sich mit einem Schwierigkeitsgrad von leicht bis mittelschwer besonders als Repertoire für Laienmusiker*innen eignen.

 

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