Während der laufenden Europa-Tournee der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist es am Samstagabend in Prag zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen. Der Direktor des Festivals „Prager Herbst“ wurde unmittelbar vor der Generalprobe gegen die Pianistin Hélène Grimaud ausfällig und beleidigend, nachdem sie den Zustand des Konzertflügels als unzumutbar beanstandet hatte. Entgegen den Vereinbarungen wurde Frau Grimauds persönlichem Klavierstimmer verweigert, den Flügel, der sich in einem sehr schlechten Gesamtzustand befand, für den lange ausverkauften Abend einzurichten, was die Pianistin beanstandete. Überraschend sagte der stark alkoholisierte Direktor daraufhin zuerst das Klavierkonzert, kurz darauf dann das gesamte Konzert ersatzlos ab. Nach Absprache mit dem Orchestervorstand trat Herr Luisi vor die Musiker und teilte ihnen diese Entscheidung des Prager Veranstalters mit. „Frau Grimauds Beschwerde war aus meiner Sicht absolut verständlich, die Reaktion des Veranstalters dagegen nicht nur ein völlig unangemessener Affront, sondern ein klarer Rechtsbruch. Die Beleidigung gegen Frau Grimaud war eine Beleidigung gegen das ganze Orchester“, so Luisi. „Für die Musiker und für Maestro Luisi war es sehr bedauerlich, das Prager Publikum nach Hause schicken zu müssen“, betonte Orchesterdirektor Jan Nast noch am Abend. Aus der bislang 460-jährigen Geschichte des Orchesters sei ihm ein solcher Fall nicht bekannt. Die erste Tournee des Orchesters unter seinem neuen Generalmusikdirektor, der Anfang September in Dresden feierlich in sein Amt eingeführt worden war, führt die Musiker am Sonntag weiter über Turin nach Wien, Frankfurt, Essen und Paris.
Der Darstellung des Veranstalters in den Medien, bei dem Flügel habe es sich um ein konzertbereites Instrument gehalten, wird ausdrücklich widersprochen.
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Quelle
http://www.semperoper.de