Die Jahres-Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates in Nürnberg stand im Mittelpunkt des Wechsels an der Spitze der größten Kulturorganisation Bayerns. Der scheidende Präsident Wilfried Anton legte eine erfolgreiche Bilanz seiner 8-jährigen Amtszeit vor. Zahlreiche Verhandlungen im Bayerischen Landtag, im Wissenschafts- und Kultusministerium führten zu zukunftsweisenden Ergebnissen im Bildungs- und Kulturbereich.
So wurden verpflichtende Lehrveranstaltungen im Fach Musik für alle angehenden Lehrkräfte an Volksschulen durchgesetzt. Die Lehramtsprüfungsordnung für Musikpädagogen wurde u. a. dahingehend revidiert, dass inzwischen auch moderne Instrumente der Popularmusik zugelassen sind. Für das Musische Gymnasium konnte eine geänderte Fremdsprachenfolge erreicht werden, so dass nicht mehr zwingend mit Latein begonnen werden muss, wie überhaupt das Unterrichtsfach Musik in den Gymnasien und Realschulen stabilisiert und im Gymnasium als Vorrückungsfach etabliert worden ist. Auch auf die zunehmend an Bedeutung gewinnende Ganztagsbetreuung hat der BMR reagiert und im Sommer 2005 gemeinsam mit dem Landessportverband einen Vertrag mit dem Kultusministerium geschlossen, wonach Angebote der Musik- und Sportvereine bzw. –institutionen von den Schulen vorrangig zu berücksichtigen sind.
Im Rahmen der von Anton initiierten und 2005 gegründeten Projekt-GmbH des BMR hat sich insbesondere die Bayerische Singakademie als wertvolle Fördermaßnahme für stimmlich begabte Jugendliche im Vorfeld eines Studiums an einer Musikausbildungsstätte erwiesen: Die Zahl jener Teilnehmer, die sich für einen künstlerischen und musikpädagogischen Studienplatz erfolgreich bewerben konnten, hat sich in Antons Amtszeit vervielfacht. Erfolgreich vermochten sich auch die Fortbildungskurse für junge Komponisten zur zeitgenössischen symphonischen Blasmusik zu entwickeln. Unter der Anleitung international bekannter Dozenten aus den USA, den Niederlanden, England oder der Schweiz lernten die angehenden Tonsetzer die Besonder-heiten dieser Musikrichtung unmittelbar aus der Praxis kennen; einige der Kursteilnehmer sind inzwischen als freischaffende Künstler im Repertoire verankert.
BMR-Präsident Wilfried Anton dankte zu seinem Abschied den Entscheidungsträgern im Landtag, in den Ministerien und auf den kommunalen Ebenen für deren Aufgeschlossenheit gegen-über den kulturpolitischen Anliegen des Bayerischen Musikrates und den zahlreichen ehrenamtlich tätigen Vertretern der Musikinstitutionen und –verbände im BMR für ihr nachhaltiges Engagement. Für seinen Nachfolger Wilfried Hiller (Bild) bleibt trotzdem noch genug zu tun. „In Zeiten knapper Kassen ist es wichtiger denn je, irreparable Schäden für das Laienmusizieren, die musikalische Bildung, die Breiten- und Spitzenförderung, die künstlerische Musikpflege und überhaupt für alle Musikinstitutionen abzuwenden“, führte der scheidende Präsident aus. „Musikförderung darf nicht zur Manövriermasse der öffentlichen Haushalte verkommen! Kultur ist kein Sparschwein, das man nach Belieben schlachten darf“, sagte der Präsident. Inhaltlich gab er seinem Nachfolger auf den Weg, die Einrichtung einer Landesstelle für Musik und musikalische Bildung mit Nachdruck zu betreiben und sich für die Abschaffung der Wahlpflicht zwischen Kunsterziehung und Musik in den 7. bis 9. Hauptschulklassen einzusetzen.
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