Über lange Zeiträume und vor Aufkommen geeigneter Tonträgersysteme und den späteren Massenmedien erfolgte Popularisierung von Musik(en) mit fast mono-polistischer Wirksamkeit und in besonderer Weise zumeist durch Militärmusik. Das Opusschaffen ganzer Komponistengenerationen verdankt gerade ihr die Verbreitung und Verfestigung von Melodien und Werken in den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und jenseits von kunstverständigen Eliten. Im Alltag verankert, ergab sich so ein nicht zu unterschätzender Begegnungsraum unterschiedlicher Musikkulturen. Diese beanspruchten nicht unabhängig voneinander, doch jeweils für sich kulturelle Bedeutung und übten durchaus produktiv immer wieder gegenseitigen Einfluss aufeinander aus. So entstand auch Musik, die ursprünglich als Bestandteil von Alltagskultur ihren Weg zurück wieder in die Kunstmusik fand – sie wurde artifizialisiert und artifizialisierte selbst, was sie als kulturellen Bestandteil mit in die Kunstmusik hineintrug.
So gelang z.B. der sog. Janitscharenmusik im Umfeld der Türkenkriege als einer besonderen zeitlich bedingten Form von Militärmusik gar die Begründung einer eigenen musikalischen Mode, der sog. Türkischen Musik, und sie fand gerade in der Kunstmusik großen kompositorischen Zuspruch. Diese Musik ist ein Beispiel, welches Popularisierung und Artifizialisierung von Musik in militärischen Kontexten begründet thematisieren lässt.
Märsche, einst musikalischer Kernbestand der Militärmusik, haben sich schon lange von ihrem gesellschaftlich-politischen Entstehungskontext gelöst, haben sich verselbständigt und genießen aber selbst heute ungebrochene Popularität. Sie sind so in das größere Ganze einer sich zeitlos verstehenden populärerer Kultur aufgegangen. Musik bekannt und beliebt, Musik, die ins kollektive Gedächtnis ganzer Generationen eingeschrieben und verankert wurde, bedarf aber, um musikkulturelle Bedeutung nicht zu verlieren, einen konkreten, keineswegs zeitlosen gesellschaftlichen Wirkungsort.
Diesen Phänomenen widmet sich das nächste Symposium des Militärmusikdienstes der Bundeswehr vom 05. – 07. September 2011 in Bonn.
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