Prof. Jobst Plog hat zum Abschluss seiner zweijährigen Amtszeit als ARD Vorsitzender die Bedeutung eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks herausgesellt. Auf der ARD-Hauptversammlung in Hannover sagte Plog, die ARD beziehe ihre Legitimation zu großen Teilen aus ihrer Unabhängigkeit: "Basis dafür ist die solidarische Finanzierung von ARD und ZDF. Diese zu erhalten, ist eine der wichtigen Zukunftsaufgaben."

Plog zog eine positive Bilanz der zweijährigen Geschäftsführung durch den NDR. Im Dialog mit Politik und Gesellschaft habe die ARD wichtige Grundwerte verteidigt. "Die unzulässige Vermischung von Gebührendebatte und Strukturfragen hat deutlich gezeigt: Einige Politiker versuchen, den Gebührenhebel für standortpolitische Zwecke einzusetzen. Die ARD hat die zurückliegenden Debatten einmütig und gemeinsam bestritten", so Plog. "Die ARD ist mit ihren Programmen erfolgreich und deshalb der privaten Konkurrenz ein Dorn im Auge. Sie ist wirtschaftlich, weil sie schon seit vielen Jahren an Strukturverbesserungen arbeitet."

Die verminderte Anpassung der Rundfunkgebühren stelle die ARD vor Herausforderungen. "Die Kürzungen werden sich auf die Leistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auswirken. Wertvolle gesellschaftliche und kulturelle Engagements des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die nicht unmittelbar Teil des Programmauftrages sind, werden nicht mehr im bisherigen Umfang möglich sein", sagte Plog. Der ARD-Vorsitzende betonte die Rolle der ARD für das Kulturleben in Deutschland. "Unter dem Eindruck geringerer Gebühreneinnahmen sind auch die Orchester gezwungen zu sparen. Die Politik ist jedoch aufgefordert, klare Vorgaben in Hinblick auf die Orchester zu formulieren, statt stillschweigend zu ihrem Aussterben beizutragen und dieses dann lautstark zu beklagen."

Unternehmerischen Mut habe die ARD unter anderem bei der Bundesliga bewiesen: "Die ARD hat gezeigt: Selbst, wenn sie unter denselben Bedingungen wie ihre kommerzielle Konkurrenz arbeiten muss, ist sie besser.
Die Lizenzkosten sowie ein großer Teil der Produktionskosten werden durch Werbung refinanziert. Die ARD hat auf einem Feld Konkurrenzfähigkeit bewiesen, das die kommerziellen Sender zuvor abgeschrieben hatten." Große Sportereignisse von nationaler Bedeutung hätten einen festen Platz bei der ARD. Dafür stünden unter anderem der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen über die Übertragung der Fußball-WM 2006 in Deutschland und die erfolgreichen Übertragungen der Olympischen Spiele in Athen, der Fußball-EM oder der Tour de France.

Plog verwies auf den großen Rückhalt und die hohe Akzeptanz der ARD bei Hörern und Zuschauern: "Die ARD nimmt ihren Auftrag ernst. Informationskompetenz und regionale Verankerung sind wichtige Schwerpunkte der Programme von Hörfunk und Fernsehen." Aktuelle Entwicklungen bei den kommerziellen Fernsehsendern hätten die besondere Rolle der öffentlich-rechtlichen Sender für die Gesellschaft und ihre Werte besonders deutlich herausgestellt.

Ihr programmliches Selbstverständnis habe die ARD nach intensiver Debatte in ihren Leitlinien festgeschrieben. "Glaubwürdigkeit ist einer unserer wichtigsten Werte. Werbung und Sponsoring hat die ARD auch vor diesem Hintergrund weiter eingeschränkt. Kooperationen, die unserem publizistischen Anspruch schon dem Anschein nach entgegenlaufen, wird es nicht mehr geben", sagte Plog. Ebenso setze die ARD so genannte Telefonmehrwertdienste künftig zurückhaltender ein. Plog wörtlich: "Die ARD will sich deutlich vom Gewinnspiel- und Abzockfernsehen absetzen."

In den vergangenen zwei Jahren habe die ARD ihre Informationsangebote gestärkt: "Im Fernsehen haben die Intendanten einen verlässlichen Sendeplatz für die Tagesthemen durchgesetzt. Im Hörfunk haben wir unsere Informationsangebote ausgebaut." In der Fernsehunterhaltung habe die ARD Defizite erkannt und erste Schritte auf dem Weg zu einer gemeinschaftlichen Finanzierung beschlossen. Als beispielhaften Erfolg verwies Plog auf die Verpflichtung von Harald Schmidt für Das Erste.

Als großen Erfolg bezeichnete Plog die gelungene Einführung des digitalen Antennenfernsehens (DVB-T) in mehreren Regionen. "ARD und ZDF haben gemeinsam mit kommerziellen Sendern und Landesmedienanstalten einen wichtigen Schritt getan, die TV Verbreitung bis zum Jahr 2010 nach den Vorgaben der Bundesregierung zu digitalisieren. Anders als beim Kabel vollzieht sich die Umstellung ins Digitalzeitalter bei DVB-T für alle Anbieter und für alle Zuschauer diskriminierungsfrei: DVB-T sichert den Zugang zu allen Programmen ohne Schranken und Verschlüsselung."

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