In seiner Rolle als Botschafter der SOS-Kinderdörfer rief Plácido Domingo in Passau zu mehr Engagement auf. "Jeder Mensch kann etwas geben, ob wenig oder viel“, sagte der weltberühmte Opernsänger und Dirigent bei einem Podiumsgespräch der Reihe MENSCHEN in EUROPA der Verlagsgruppe Passau am Dienstag. "Viele Tropfen Wasser bilden  einen Ozean, viele Sandkörner eine Wüste.“

Vor etwa 550 Zuschauern sprach der Weltstar über seine Kindheit, seine internationale Karriere und über sein Engagement für verlassene Kinder. Die Fragen auf dem Podium stellte Patricia Riekel, langjährige Chefredakteurin des Magazins "Bunte“.  Nach dem Gespräch hielt Opernsänger Rolando Villazón die Laudatio auf seinen Freund und sein Vorbild Plácido Domingo, der im Anschluss den MiE-Kunst Award 2017 für seinen sozialen Einsatz und für seine außergewöhnliche Leitungen als Künstler entgegennahm.

Mit Blick auf die Syrienkrise drückte Domingo sein tiefstes Bedauern darüber aus, dass an den meisten Kriegen Menschen Schuld seien. "Wir leben im 21. Jahrhundert. Nennen wir das Zivilisation?“, fragte der Opernstar. Auf die Frage, ob sich durch Musik Versöhnung stiften lasse, antwortete Domingo, mit ihren Stimmen und Charakteren könnten Künstler dabei helfen, Not zu vergessen. "Wir versuchen, in schweren Zeiten schöne Momente zu erzeugen, aber ich würde mir wünschen, mehr tun zu können“, sagte er "Wir können Konfliktsituationen leider nicht lösen“.

Doch nicht nur ernste Themen kamen zur Sprache. Das Publikum hatte während der eineinhalbstündigen Veranstaltung auch viel zu lachen. "Meine besten Auftritte finden unter der Dusche statt“, behauptete Plácido Domingo scherzhaft. Er gewährte einen Einblick in sein Leben abseits der Bühne. Als Patricia Riekel den Opern-Star auf seinen vollen Terminkalender ansprach und fragte, ob denn Zeit für ihn selbst bleibe, winkte er nur ab. "Meine Musik ist Zeit für mich, ich mache, was ich liebe“, antwortete er, "Wir sind Nomaden.“

Heute sei sein Beruf viel anspruchsvoller als noch vor einigen Jahren. "Es ist sehr wichtig, tief in der Rolle zu stecken. Wir sind Schauspieler“, erklärte Plácido Domingo, "Wenn es eine gute Performance ist, hört man im Anschluss wenig, aber wehe, auf der Bühne bricht die Stimme weg“. Und Domingo verriet einen Traum: "Eines Tages möchte ich gerne in die Garderobe gehen und einfach einschlafen. Das könnte ich ohne Probleme. Denn jeder Auftritt ist solch eine körperliche und dramatische Anstrengung.“

Rolando Villazón hielt eine zutiefst berührende und persönliche Laudatio auf "den größten Opernsänger aller Zeiten“. Villazón erzählte, wie er als zwölfjähriger Junge zum ersten Mal Plácido Domingos Stimme auf einer Schallplatte hörte. "Ich bin Opernsänger geworden wegen dieser fantastischen Stimme“, sagte er, "Diese Stimme traf sofort meine Seele und mein Kinderherz.“

Für Rolando Villazón sei es die größte Lektion gewesen, sein Vorbild und seinen Mentor proben zu sehen: "Mit solcher Kraft, mit solchem Interesse, mit solch unglaublichem Respekt für jeden Kollegen, das war unglaublich.“ Im Anschluss umarmten sich Villazón und Domingo lange und herzlich, bevor Verlegerin Angelika Diekmann auf die Bühne trat und den MiE-Kunst Award an Plácido Domingo übergab.

Einen Livemitschnitt der Veranstaltung finden Sie unter: http://www.pnp.de

 Allgemeine Informationen zur Veranstaltungsreihe:

Zum 22. Mal richtet Angelika Diekmann in diesem Jahr die Veranstaltung MENSCHEN in EUROPA im Medienzentrum der Verlagsgruppe aus. Seit 1996 kommen in diesem Rahmen herausragende Persönlichkeiten aus dem Verbreitungsgebiet der Verlagsgruppe, Europa und der Welt in die Dreiflüssestadt, um über aktuelle wirtschaftliche, politische und kulturelle Themen zu diskutieren. Ziel der Gesprächs-und Diskussionsrunden ist es, das grenzübergreifende Verständnis und den Dialog der Kulturen zu fördern. Bisher waren unter anderem der Dalai Lama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Kofi Annan, Helmut Kohl, Schimon Peres oder Frank-Walter Steinmeier zu Gast im Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau.