Der Fanny Mendelssohn Förderpreis 2023 geht an den Berliner Cellisten Philipp Schupelius. Das 19-jährige Ausnahmetalent überzeugte bei der knapp siebenstündigen Jurysitzung am Sonntag auf voller Linie: Seine hochversierte musikalische Darbietung, sein Konzept von größter aktueller Relevanz und seine überzeugende Präsentation beeindruckten und berührten die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dieter Rexroth gleichermaßen. Unter dem Titel „Pau oder Fiddling While Rome Burns“ erörtert Philipp Schupelius, welchen Beitrag Musik vor dem Hintergrund eines Krieges leisten kann. Leitschnur seiner musikalischen Suche ist dabei das Lebenswerk und die Gedankenwelt des katalanischen Cellisten Pablo Casals, dessen 50. Todestag wir im Jahr 2023 begehen. Im Rahmen des Gewinns des Fanny Mendelssohn Förderpreises erhält Philipp Schupelius im kommenden Frühjahr die Möglichkeit, sein Debüt-Album auf der Grundlage des Gewinnerkonzepts und gänzlich nach den eigenen Vorstellungen aufzunehmen. Der begehrte Konzeptpreis wird nun bereits im zehnten Jahr an Musiktalente im Alter von bis zu 25 Jahren für ihre musikalischen Visionen verliehen.
Philipp Schupelius (19, Cello) freut sich über die begehrte Auszeichnung: „Es ist wirklich eine große Ehre, diesen tollen Preis zu gewinnen, der den Fokus nicht nur auf die Musik, sondern auch auf das Inhaltliche legt. Das Konzept, das ich heute vorgestellt habe, liegt mir persönlich sehr am Herzen und ich freue mich darauf, insbesondere zu dieser Zeit, eine CD davon aufnehmen zu dürfen.“
Prof. Dr. Dieter Rexroth, Vorsitzender der Jury des Fanny Mendelssohn Förderpreises über die diesjährigen Bewerbungen: „Es war ein Wettbewerb mit sehr viel Potenzial und sehr spannenden Beiträgen – vor allem inhaltlicher und programmatischer Art. Philipp Schupelius‘ Konzept stach dabei durch seinen Bezug zur Aktualität auf eine sehr fundierte musikalische Weise hervor.“
Das Gewinnerkonzept: „Pau oder Fiddling While Rome Burns“
Philipp Schupelius‘ Konzept „Pau oder Fiddling While Rome Burns“ ist eine Hommage an Pablo Casals, der sein Leben lang die Kraft der Musik in den Dienst der Welt stellte. Im kommenden Jahr 2023 begehen wir Casals 50. Todestag, doch sein Schaffen und seine Botschaften sind zeitlos. „Die einzigen Waffen, die ich je besessen habe, sind mein Cello und mein Dirigierstab,“ sagte der weltberühmte Cellist, dessen katalanischer Name „Pau“ Frieden bedeutet. Seine Botschaft von Frieden zu beleuchten und weiterzutragen, hat sich Philipp Schupelius mit seinem Konzept zum Ziel gesetzt. Vor dem Hintergrund eines Krieges, den in dieser Form kaum jemand für möglich gehalten hat, stellt er sich die Frage: Welchen Beitrag kann Musik leisten? Was kann Musik einem Krieg entgegensetzen? Dabei entdeckt er eine Vision von Freiheit, die so nur die Kunstform der Musik erschaffen kann, denn sie existiert in einem anderen Raum, der Grenzen einreißt, die ethische und kulturelle oder sprachliche Unterschiede schaffen. Neben Werken von Pablo Casals gehört Musik von Johann Sebastian Bach, Olivier Messiaen, Ludwig von Beethoven, Gustav Mahler und Eugène Ysaye zu dem Programm, das Philipp Schupelius der Jury in Auszügen vorstellte. Die starke inhaltliche Botschaft wurde bei der beeindruckenden Präsentation vor der Jury durch die Virtuosität und den Ausdruck des jungen Berliners zusätzlich verstärkt.
Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dieter Rexroth gehören der renommierten Jury des Fanny Mendelssohn Förderpreises außerdem Ursula Haselböck (Intendantin Festspiele MV), Martin Hoffmeister (Kultur- und Musikredakteur, MDR), Sarah Kesting (Artistic Director Schloss Elmau), Christina Khosrowi (Management Daniel Hope) und Alexander Krichel (Pianist) an. Eine Bewerbung für den Preis ist nur nach einer vorherigen Nominierung durch einen Musiker-Paten möglich, bei Philipp Schupelius kam diese von Star-Geiger Daniel Hope.
Über Philipp Schupelius
2003 in Berlin geboren, begann Philipp Schupelius das Cellospiel mit acht Jahren bei Ulrich Voss. Von 2018 bis 2022 studierte er am Julius-Stern-Institut der Universität der Künste Berlin bei Wolfgang Emanuel Schmidt. Derzeit studiert er an der Kronberg Academy in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt. Philipp begeisterte sein Publikum als Solist und Kammermusiker bereits auf zahlreichen europäischen Bühnen. Auch in den vergangenen zwei Jahren spielte er trotz Pandemie zahlreiche Recitals und Konzerte. U.a. trat er als Solist mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg auf und im Juli 2021 als Solist und im Trio mit Daniel Hope und der Pianistin Julia Okruashvili beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. Im Januar 2022 spielte er erstmals ein Recital in der Carnegie Hall in New York. Zu den Highlights der kommenden Monate zählen unter anderem die Aufführung des Stücks „Intercourse of Fire and Water“ des chinesischen Komponisten Tan Dun mit der Thüringer Philharmonie sowie Kammermusik mit Daniel Hope (Violine) und Philip Dukes (Viola) im Beethovenhaus in Bonn. Bereits 2017 debütierte Philipp mit Tschaikowskys Rokoko Variationen und den Bergischen Symphonikern. Das Konzert wurde vom WDR übertragen. Seitdem spielte er solistisch in der Tonhalle Zürich, beim Festival Next Generation, im Konzerthaus Berlin, in der Philharmonie Berlin, bei den Dresdner Musikfestspielen, im KKL Luzern und beim Rheingau Musikfestival.
Zu Philipps zahlreichen Auszeichnungen gehört der „Discovery Award“ der International Classical Music Awards (ICMA) 2020 und aktuell im Sommer dieses Jahres die Silbermedaille des Eurovision Young Musicians Contest beim Festival Radio France in Montpellier. Zuletzt erhielt er im Oktober 2022 den Boris Pergamenschikow Grant. Als Gewinner des Fanny Mendelssohn Förderpreises 2023 tritt er in die Fußstapfen seiner Schwester Dorothea Schupelius (Violine), die gemeinsam mit Pianistin Jelizaveta Vasiljeva die diesjährige Gewinnerin des Konzeptpreises ist.