Der österreichische Perkussionist Martin Grubinger erhält den Musikfest-Preis Bremen 2023. Mit dem undotierten Preis zeichnet das Festival seit 1998 jährlich bedeutende Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten aus, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt und das Profil des Musikfests entscheidend mitgeprägt haben. Preisträger vergangener Jahre waren unter anderem Nikolaus Harnoncourt, Sir Roger Norrington, Marc Minkowski, Hélène Grimaud, Janine Jansen, Rolando Villazón, Jérémie Rhorer, Teodor Currentzis, Philippe Herreweghe und zuletzt Philippe Jaroussky.
Martin Grubinger, am 29. Mai 1983 in Salzburg geboren, erhielt seinen ersten Unterricht bei seinem Vater, dem Schlagzeuger und Mozarteumsdozenten Martin Grubinger sen., und studierte am Bruckner-Konservatorium in Linz und am Mozarteum in Salzburg. Bereits als Jugendlicher gewann er reihenweise Preise bei internationalen Wettbewerben wie dem Welt-Marimba-Wettbewerb in Okaya oder dem Eurovision Young Musicians Wettbewerb in Norwegen. Das Abschlusskonzert des von der Europäischen Rundfunkunion für Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren organisierten Wettbewerbs mit dem Bergen Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Simone Young gilt als wesentlicher Markstein auf dem Weg zum internationalen Durchbruch des damals 17-Jährigen. In der Saison 2007/08 wurde er auf Vorschlag des Wiener Konzerthauses für den renommierten Konzertzyklus „Rising Stars“ ausgewählt, der ihn als Solist in die berühmtesten Konzerthäuser der Welt führte, darunter die Kölner Philharmonie, Palais des Beaux Arts Brüssel, Concertgebouw Amsterdam, Megaron Athen und Carnegie Hall New York. Seitdem hat er sich endgültig als einer der weltweit besten Multiperkussionisten etabliert, der in den großen Konzertsälen und bei den bedeutenden Festivals mit renommierten Orchestern oder seinem Percussive Planet Ensemble auftritt. Seit 2018 lehrt Grubinger als Professor für klassisches Schlagwerk/Multipercussion an der Universität Mozarteum Salzburg.
2016 gab Martin Grubinger sein Musikfest-Debüt im Familienverbund: mit seinem Vater, Martin Grubinger sen., seiner Ehefrau und deren Zwillingsschwester, dem türkischen Klavierduo Ferhan & Ferzan Önder, sowie dem Schlagzeuger Alexander Georgiev. Auf dem Programm standen Béla Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug, Steve Reichs Quartet für zwei Klaviere und Schlagzeug, Tan Duns „Tears of Nature” und Faz?l Says „Gezi Park 1“. Beim Musikfest 2019 brachte Martin Grubinger mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Alondra de la Parra das vom Musikfest Bremen mitbeauftragte Schlagzeugkonzert von Faz?l Say zur umjubelten Bremer Erstaufführung. In den Jahren 2021 und 2022 gestaltete Martin Grubinger mit seinem Percussive Planet Ensemble jeweils das spektakuläre Festivalfinale auf dem Bremer Marktplatz – Open Air und bei freiem Eintritt. Standen 2021 die „Pléïades“ von Iannis Xenakis auf dem Programm, erklangen 2022 u. a. „Dyu-Ha” von Maki Ishii, „Teen Town” von Jaco Pastorius, „Trains“ von Steps Ahead, „The Number of Fate“ von Martin Grubinger sen. und „Birdland“ von Joe Zawinul.
„Seit seinem Musikfest-Debüt in 2016 hat Martin Grubinger mit seinen Festival-Auftritten eindrucksvoll unterstrichen, warum er seit rund zwei Jahrzehnten der Multi-Perkussionist schlechthin ist. Wie kein Zweiter hat er sich darum verdient gemacht, dass das Schlagwerk mit seinen unzähligen Facetten als Soloinstrument die internationalen Konzertbühnen erobert hat. Vor allem durch ihm gewidmete Solokonzerte bedeutender zeitgenössischer Komponisten wie Friedrich Cerha, HK Gruber, Wolfgang Rihm, Peter Eötvös, Tan Dun oder Faz?l Say, die er aus der Taufe gehoben hat, hat er maßgeblich dazu beigetragen, ein Repertoire für das Schlagzeug im klassischen Konzertbetrieb aufzubauen und zu etablieren, dass die nachfolgende Generation nun weiter pflegen und ausbauen kann. Neben seinen Glocke-Konzerten in 2016 und 2019 waren es vor allem seine beiden mit dem Percussive Planet Ensemble gestalteten Open Airs in den vergangenen beiden Jahren, die dem Festival als neu konizpierte Abschlussveranstaltungen in noch pandemisch geprägten schwierigen Zeiten eine breite Außenwirkung und Strahlkraft verschafft haben“, begründet die Jury die Entscheidung.
In diesem Jahr gestaltet Martin Grubinger beim Musikfest Bremen kurz vor seinem Karrierende als Schlagzeug-Solist seine letzten beiden Deutschland-Konzerte. Mit dem Klavierduo Ferhan & Ferzan Önder sowie den beiden Schlagzeugern Alexander Georgiev und Jürgen Leitner verabschiedet er sich vom norddeutschen Publikum am 29. August in der Bremer Glocke und einen Tag später in der Alten Kesselschmiede in Papenburg mit „Tears of Nature“ von Tan Dun, dem Schlagzeugkonzert von Faz?l Say (Fassung für zwei Klaviere und Schlagzeug) und Igor Strawinskys legendärem „Sacre du printemps“. Verliehen wird der Musikfest-Preis nach dem Bremer Konzert bei einem nicht öffentlichen Musikfest-Empfang in der Glocke.