"Der heutige Tag ist für die ganze Gemeinschaft der Jeunesses Musicales in Deutschland, aber auch im internationalen Raum, ein besonderer Höhepunkt unseres Einsatzes für die Förderung der musikalischen Jugend", eröffnete Martin Christoph Redel als Bundesvorsitzender der JMD seine Rede am 29. April im Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten. Hier in Schloss Bellevue ereignete sich eine für das Haus sicher routinemäßige, für die Beteiligten jedoch gar nicht alltägliche Szene: Vertreter der JMD und der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) versammelten sich in einem der Säle, um die abschließende Unterschrift unter einen Kooperationsvertrag zu setzen, den beide Organisationen zuvor ausgearbeitet hatten. Auf Einladung des Bundespräsidenten, der selbst an der Zeremonie teilnahm, waren rund 50 Persönlichkeiten des deutschen Musiklebens Augenzeugen dieses vielversprechenden Ereignisses, unter ihnen Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Monika Griefahn, und der Generalsekretär des Deutschen Musikrats, Christian Höppner. Die JMD hatte auch etliche Mitglieder Berliner Jugendorchester auf die Gästeliste gesetzt. Jeweils ein Bläserquintett des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover und des Landesjugendorchesters Niedersachsen gaben der Veranstaltung nicht allein eine dem Anlass entsprechende musikalische Note – sie waren von JMD und DOV eingeladen worden, weil sie dem Gegenstand der Vertragsschließung gewissermaßen reales Leben verliehen: Denn zwischen ihren beiden Orchestern in Hannover besteht bereits eine funktionierende Partnerschaft. Und so musizierten sie denn zum Beschluss auch als Doppelquintett in hervorragender Kollegialität.
Bundespräsident Johannes Rau hat sich seit einiger Zeit wiederholt und engagiert in der Öffentlichkeit für die Bedeutung der Musik und der musikalischen Bildung ausgesprochen, was spätestens seit seinem großen Gartenfest "Musik für Kinder" im vergangenen September unüberhörbar geworden ist. Damals eröffnete er auch den Kongress "Musik bewegt", mit dem der Deutsche Musikrat eine neue Kampagne für die musikalische Bildung anstieß. Der Leipziger Kongress "Kinder zum Olymp" und der Tag der musikalischen Bildung auf der Frankfurter Musikmesse waren weitere prominente Anlässe, bei denen auch die JMD in Erscheinung trat. Die Initiative von Johannes Rau hatte noch andere Folgen, indem Persönlichkeiten des Musiklebens durch die Mitarbeit in einem Beraterkreis neue unkonventionelle Beziehungen im Dienste eines größeren gemeinsamen Ziels knüpfen konnten. Als Rau erfuhr, dass die JMD und die DOV Pläne für die Anregung von Orchesterpatenschaften entwickelten, fand diese Idee sein Interesse. "Wenn es eines weiteren Beweises bedarf, dass Musik bewegt", so Rau in seiner Grußnote, "kann er heute erbracht werden. Wenn die Tinte auf der Kooperationsvereinbarung trocken ist, ist wieder etwas Neues entstanden, was es bisher nicht gegeben hat".
Nach Vorstellung von DOV, die mit rund 13.500 Mitgliedern fast alle professionellen Orchestermusiker in Deutschland vertritt, und JMD, die mit circa 230 Jugendorchestern ebenfalls eine Zahl von etwa 13.000 jungen Instrumentalisten erreicht, sollen Profis und engagierter Nachwuchs in Form von Orchesterpatenschaften enger zusammen rücken. "Die Jugendorchester erhalten durch solche Zuwendung unschätzbare Motivation und Attraktivität", betonte Martin Redel vor allen geldwerten Vorteilen, die sich z.B. bei Notenbeschaffungen, Instrumentenausleihen oder gelegentlicher Probenarbeit ergeben könnten. "Umgekehrt können auch Berufsmusiker durch die Begegnung mit hoch motivierten Jungmusikern neue Freude und Kraft, vielleicht neue interessante Aufgaben in und neben ihrem Beruf finden." Ganz zu schweigen von dem Marketingnutzen, den eine solche Patenschaft für das Image und den Publikumsstamm der Berufsorchester haben kann.
Hartmut Karmeier, Vorsitzender des Gesamtvorstandes der DOV, äußerte sich überzeugt, dass "in den Jugendorchestern der Grundstein für die hohe Qualität der deutschen Orchester gelegt wird, denn viele Kolleginnen und Kollegen in den Kulturorchestern haben ihre ersten Erfahrungen mit Orchestermusik in einem Jugendorchester gesammelt."
Beide Verbände haben sich vorgenommen, ihre Mitglieder für die Idee zu gewinnen und sie aktiv beim Aufbau von Orchesterpatenschaften zu beraten. Auch auf diesen Seiten wird bald mehr zum Thema zu erfahren sein. Außerdem haben sich die beiden Musikverbände die Verleihung eines Preises für besonders vorbildliche Kinder- und Jugendkonzerte und die Einrichtung einer bundesweiten Zentralstelle "Netzwerk Musikvermittlung" vorgenommen. Alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass ihre Allianz nicht allein ein kulturpolitisch richtiger Weg, sondern dass ihre Initaitve auch einen Impuls geben kann, der das deutsche Musikleben um einige Facetten bereichern und es vor allem für und mit jungen Leuten attraktiver machen wird.
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