Tausende Kulturtalente in ganz Deutschland erhalten kulturelle Traditionen und gestalten das Immaterielle Kulturerbe. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt ausgewählte Kulturtalente vor, im Monat Oktober: den Orgelbauer Georg Wünning. Er leitet einen Orgelbaubetrieb im sächsischen Großolbersdorf.

Kulturtalent Georg Wünning (68) erklärt: "Der Orgelbau ist ein sehr vielschichtiges Handwerk. Wir stellen nahezu alle Teile einer Orgel aus den Rohmaterialien selbst her. Man muss perfekt sein in der Bearbeitung von Hölzern und allem, was damit zusammenhängt. Dazu kommt die Arbeit mit Metallen, vor allem Zinn und Blei – daraus sind die Pfeifen. Aus Messing stellen wir die Verbindungsteile her, die in der Orgel Bewegungen übertragen. Dazu kommt noch der Umgang mit Leder, Filzen und eventuell auch textilem Material. Und schließlich ist Stilkunde wichtig, um zu beurteilen, in welcher Zeit eine Orgel entstanden ist. Mich fasziniert am Orgelbau vor allem, dass man keine zwei gleichen Instrumente findet. Man lernt ständig etwas dazu."

Im Interview berichtet Wünning von seiner vielfältigen Arbeit an den "Königinnen der Instrumente". Im Mittelpunkt steht dabei die Restaurierung der Peternell-Orgel in der Buttelstedter Nikolaikirche in Thüringen. Dabei wurde er im Rahmen des "denkmal aktiv"-Programms der Deutschen Stiftung Denkmalschutz von einer Schulklasse des Lyonel-Feininger-Gymnasiums begleitet. Orgelbauer Wünning und die Kunstlehrerin Katrin Kloth erklären, wie es zur Zusammenarbeit kam und welches Wissen und Können der Orgelbaumeister den jungen Lehrlingen vermittelt hat.

Der Orgelbau und die Orgelmusik wurden 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen und in diesem Jahr als zweite deutsche Nominierung für die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit bei der UNESCO eingereicht. Die Entscheidung über den Vorschlag fällt Ende des Jahres 2017.

 Im November stellt die Deutsche UNESCO-Kommission als Kulturtalent Olga Brandin von der Genossenschaft "Wiese eG" in Hamburg vor. Im Interview erklärt sie, wie die Genossenschaft kreative Lösungen entwickelt, um insbesondere in Metropolen wie Hamburg bezahlbare Probe- und Produktionsräume für Künstler zu schaffen. Die "Idee und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften" wurde 2014 als erste Kulturform aus Deutschland für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorgeschlagen.

 Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 391 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind 170 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

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