Wie können Schüler*innen im Musikunterricht hören lernen, welches Instrument bei einem Orchesterwerk welche Aufgabe übernimmt? Wie können sich Studierende an Musikhochschulen dem Fach Instrumentation besser nähern? Für diese und ähnliche Fragen bietet das Projekt »Operation Beethoven« der Open Music Academy an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM), das in Kooperation mit der Hofkapelle München entstanden ist, mögliche Antworten.

Der Kopfsatz der 4. Sinfonie von Ludwig van Beethoven steht nun weltweit als Open Educational Ressource unter Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung, professionell und auf historischen Instrumenten eingespielt durch die Hofkapelle München, aufgenommen und nachbearbeitet durch Maximilian Kremser und Julia Chen, die an der HMTM Filmkomposition studieren. Durch die Aufnahme in Einzelspuren können Schüler*innen, Studierende oder Lehrende im Mehrspurplayer der Open Music Academy einzelne Instrumente oder Instrumentengruppen gezielt anhören. Außerdem ist im Rahmen des Projekts ein musikpädagogisches Tutorial entstanden, in dem sich jedes Instrument entdecken lässt und im Zusammenspiel schließlich die Klanglandschaft der Sinfonie entsteht.

Die Idee für dieses Projekt hatte Prof. Dr. Ulrich Kaiser, Leiter der Open Music Academy:
»Durch die Aufnahme und Veröffentlichung der einzelnen Tonspuren zum Kopfsatz von Beethovens 4. Sinfonie öffnen wir diese Musik für ein tieferes Verständnis der Komposition. Das Material kann auf einzigartige Weise den Musikunterricht an verschiedensten Stellen bereichern und Neugier wecken. Im Rahmen der Open Music Academy veröffentlichen wir alle Inhalte unter Creative-Commons-Lizenz, d.h. jede Person, die mit diesem Material ggf. auch weiterarbeiten möchte, kann dies tun. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Projekt umsetzen konnten und danke ausdrücklich unserem Kooperationspartner, der Hofkapelle München unter Leitung von Rüdiger Lotter.«

Zur Projektseite von »Operation Beethoven«:
https://openmusic.academy/docs/4HAB9wcKyiXNGNsmkEFRXD/operation-beethoven

Beispiel-Anwendung von »Operation Beethoven«: Musikpädagogisches Tutorial zum Orchesterklang von historischen Instrumenten
https://openmusic.academy/docs/LSMbe2yTM3wNdCZCVY16Rj/operation-beethoven-die-instrumente

Zum Projekt »Operation Beethoven«

»Operation Beethoven« ist in mehreren aufwendigen Aufnahme-Sessions entstanden: Die Münchner Hofkapelle unter Rüdiger Lotter spielte zuerst eine Tutti-Aufnahme als Referenz ein. Dann spielten die Musiker*innen der Münchner Hofkapelle ihre Stimmen erneut ein, über Kopfhörer hörten sie dazu die Referenzaufnahme. Dabei hielten Mikrofone vor den Instrumenten jede Kleinigkeit fest, die sich im Tuttiklang mischen. Gleichzeitig wurden die Musiker*innen von zahlreichen Kameras begleitet. Um die Einzelstimmen später zu einem realistischen Gesamtklang zusammenzuführen, saßen die Musiker*innen beim Einspielen der Einzelstimmen genau an den Positionen im Raum, an denen sie auch in der Referenzaufnahme platziert waren. In der Postproduktion durch die HMTM-Studierenden Maximilian Kremser und Julia Chen, unterstützt von Klaus Strazicky vom Tonstudio der HMTM, entstand dann das multimediale Gesamtprojekt »Operation Beethoven«.

Die Hofkapelle München

Die Hofkapelle München ist ein international renommiertes Spezialensemble mit Sitz in München, das sich leidenschaftlich der stilgerechten Aufführung der Musik des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts verschrieben hat. Der Klang des Ensembles ist geprägt durch die Verwendung von historischen Instrumenten bzw. liebevollen Nachbauten. Künstlerischer Leiter des Ensembles ist der Dirigent und Violinist Rüdiger Lotter. Die Hofkapelle München arbeitet mit bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern sowie international bekannten Chören zusammen. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei in der Wiederentdeckung und Aufführung von Werken der bayerischen Musikgeschichte. Die Hofkapelle München wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik und dem Echo Klassik.

Die Open Music Academy

Die offene digitale Plattform „Open Music Academy“ (OMA) ist ein Projekt der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Die Plattform steht allen Musikinteressierten weltweit kostenlos zur Verfügung. Mit dieser Plattform für Open Educational Resources (OER) im Musikbereich leistet die Hochschule einen grundlegenden Beitrag für zukunftsweisende Musikausbildung, neue Wege in der Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden weltweit sowie für neue Impulse und Austausch in der Musikwelt insgesamt. Projektleiter der Open Music Academy ist Prof. Dr. Ulrich Kaiser.
Mit der Open Music Academy verbindet die HMTM die Idee von Open Educational Resources, die bereits großen Einfluss auf die Entwicklung der bundesweiten und internationalen Hochschulausbildung hat, mit einer umfassenden und hochwertigen Musikausbildung. Die OER-Plattform kommt damit aktuellen Anforderungen im Lernen und in der Lehre entgegen und fördert neue Kollaborationsformen und Innovation im Musikunterricht. Gleichzeitig bietet sie Raum für Impulse und Diskurse zu verschiedensten Themen der gesamten Musikwelt und öffnet damit allen Interessierten den Zugang zu Musik als Kunstform.

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