Jedes Jahr im Juli wird in dem in Essen erscheinenden Magazin „theater pur“ die NRW-Kritikerumfrage veröffentlicht. Theaterjournalisten von Funk- und Printmedien geben dort ihre Wertung über die letzte Saison ab. Bei den Theatern wird die Umfrage immer mit Spannung erwartet.
Der offensichtliche Sieger der diesjährigen Umfrage ist das Ballett der Deutschen Oper am Rhein. Mit seinem neuen Chef Martin Schläpfer steht es eindeutig an der Spitze der nordrhein-westfälischen Tanztheater. Der kreative Ballettchef hat nicht nur das Publikum, sondern auch die Kollegen überzeugen können.
Beim Schauspiel gibt es einen eindeutigen Sieger. Karin Beier und das Schauspiel Köln führen die Liste der Sprechtheater an. Die junge Intendantin hat das Theater Köln zu einer wahren Musterbühne gemacht. Karin Beier steuert mit „Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen“ auch die beste Inszenierung im Sprechtheater bei. Ihr folgt mit einigem Abstand das Schauspiel Essen mit seinem scheidenden Intendanten Anselm Weber. Auch er hat in den fünf Jahren seiner Amtszeit aus dem bis dahin kaum erwähnten Essen eine richtige Theaterstadt gemacht. Auf dem dritten Platz schob sich das Schauspielhaus Bochum. Elmar Goerden verabschiedet sich also mit einem Achtungserfolg. Alle anderen Bühnen folgen ziemlich abgeschlagen.
Beim Musiktheater ist es so eindeutig, dass man es kaum glauben mag. Das Essener Aalto-Musiktheater steht einsam an der Spitze. Trotz weniger Produktionen scheinen die Kritiker von der Leistung nach wie vor begeistert zu sein. Auf dem zweiten Platz folgt die Deutsche Oper am Rhein, von der man aber eigentlich mehr erwartet hatte. Bei dem Kampf um Platz drei entschied dann ein Punkt, mit dem Wuppertal diesen Platz für sich in Anspruch nehmen konnte. Die bergische Metropole konnte mit Raritäten viele Kollegen überzeugen.
Der von den Kollegen am meisten geschätzte Mann am Pult in unserem Land ist und bleibt Stefan Soltesz vom Aalto-Musiktheater Essen. Obwohl es in NRW nun wirklich keinen Mangel an ausgezeichneten Dirigenten gibt, führt der Essener Theaterleiter die Liste seit Jahren mit ungewöhnlichem Abstand an.
Ein Merkmal der jährlichen Umfrage ist es, dass fast jedes Theater, von Aachen bis Bielefeld oder von Münster bis Bonn mit einzelnen guten Leistungen bei den Kollegen Erwähnung finden. Das auch kleinere Theater und freie Bühnen wie in Bochum, Düsseldorf, Köln und Münster ihren Niederschlag in der Umfrage gefunden haben, zeigt wie gut, dicht und gewachsen unsere Kulturregion ist.
Quelle: theater pur - Das Magazin für NRW
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