Am 27. November 2010 wird der Deutsche Theaterpreis DER FAUST zum fünften Mal verliehen. In diesem Jahr findet die Vergabe im Aalto-Theater Essen im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 statt. DER FAUST ist ein nationaler, undotierter Theaterpreis, der auf die Leistungskraft und künstlerische Ausstrahlung der Theater aufmerksam macht und diese würdigt. Er wird vom Deutschen Bühnenverein gemeinsam mit den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergeben. Mitveranstalter 2010 ist das Land Nordrhein-Westfalen. Ausgezeichnet werden Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeit wegweisend für das deutsche Theater ist. DER FAUST wird in acht Kategorien verliehen. Zudem gibt es den Preis für das Lebenswerk und den Preis des Präsidenten.

Die Nominierten in den acht Kategorien:

Regie Schauspiel

Thomas Ostermeier, „Dämonen“, Schaubühne am Lehniner Platz Berlin
Jan Steinbach, „Stella“, Landesbühne Niedersachsen Nord Wilhelmshaven
Roger Vontobel, „Don Carlos“, Staatsschauspiel Dresden

Darstellerische Leistung Schauspiel

Paul Herwig als Pinneberg in „Kleiner Mann - was nun?“, Münchner Kammerspiele
Nina Hoss als Eva Kahmer in „Öl“, Deutsches Theater Berlin
Sophie Rois als Manuela in „Mädchen in Uniform - Wege aus der Selbstverwirklichung“,
Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Regie Musiktheater

Claus Guth, „Daphne“, Städtische Bühnen Frankfurt am Main
Immo Karaman, „Doctor Atomic“, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken
Andrea Moses, „Lohengrin“, Anhaltisches Theater Dessau

Sängerdarsteller-Leistung Musiktheater

Anja Harteros als Elsa in „Lohengrin“, Bayerische Staatsoper München
Johannes Martin Kränzle als Beckmesser in „Die Meistersinger von Nürnberg“, Bühnen der Stadt Köln
Eva-Maria Westbroek als Jenufa in „Jenufa“, Bayerische Staatsoper München

Choreografie

Jirí Kylián, „Zugvögel“, Bayerisches Staatsballett München
Constanza Macras, „Megalopolis“, Schaubühne am Lehniner Platz Berlin (Eine Produktion der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin und CONSTANZA MACRAS | DORKYPARK in Koproduktion mit dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau und MESS Sarajevo)
Jörg Mannes, „Gefährliche Liebschaften“, Niedersächsisches Staatstheater Hannover

Darstellerische Leistung Tanz

Otto Bubenícek als Orpheus in „Orpheus“, Hamburg Ballett John Neumeier
Denis Piza als Valmont in „Gefährliche Liebschaften“, Niedersächsisches Staatstheater Hannover
Richard Siegal in „Logobi 05“, Kampnagel Hamburg (Eine Produktion von Gintersdorfer/Klaßen in Koproduktion mit Kampnagel, FFT Düsseldorf, Sophiensaele Berlin, Ringlokschuppen Mülheim und Something Raw Festival Amsterdam)

Regie Kinder- und Jugendtheater

Markus Bothe, „Roter Ritter Parzival“, Städtische Bühnen Frankfurt am Main
Grazyna Kania, „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“, Theater an der Parkaue Berlin
Alexander Riemenschneider, „Von Mäusen und Menschen“, Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Ausstattung Kostüm / Bühne

Thomas Dreißigacker / Maria Roers für die Gesamtausstattung von „Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen“, Bühnen der Stadt Köln
Wolfgang Gussmann für die Gesamtausstattung von „Moses und Aron“, Ruhrtriennale Bochum
Kaspar Zwimpfer für das Bühnenbild zu „Peter Grimes“, Deutsche Oper am Rhein Düssel-dorf-Duisburg

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste wählt aus diesen Nominierten die Preis-träger aus, die am Abend der Verleihung bekannt gegeben werden.


Die Preisträger für das Lebenswerk und den Preis des Präsidenten stehen bereits fest:

Der Preis für das Lebenswerk geht an den Bühnenbildner und Regisseur

Wilfried Minks

Wilfried Minks wurde 1930 in Binai/Böhmen geboren. 1945 verließ er mit seinen Eltern die damalige Tschechoslowakei und kam nach Wurzen in Sachsen. Dort betätigte er sich eine Zeit lang als Theatermaler, bis er sich an der Kunstgewerbeschule in Leipzig einschrieb. Nach anderthalb Semestern wechselte Minks an die Berliner Akademie der Bildenden Künste und studierte dort von 1955 bis 1957 bei Willi Schmidt. 1959 erhielt er ein Engagement am Stadttheater Ulm, an dem Kurt Hübner Intendant war. 1962 ging Minks mit Kurt Hübner zum Theater der Stadt Bremen. In diesen das deutsche Theater prägenden Bremer Jahren arbei-tete er u.a. mit den Regisseuren Rainer Werner Fassbinder, Klaus Michael Grüber, Peter Stein und Peter Zadek zusammen. Auch mit anderen großen Regisseuren seiner Zeit wie Claus Peymann, Peter Palitzsch und Dieter Dorn prägte er das Theater. Seit den siebziger Jahren ist er auch als Regisseur tätig und hat an allen wichtigen Bühnen Deutschlands, Ös-terreichs und der Schweiz inszeniert. In Hamburg leitete Minks die Bühnenbildklasse der Hochschule für Bildende Künste.
Wilfried Minks ist einer der herausragenden ästhetischen Erneuerer im Bereich Bühnenbild. Seit seiner Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Peter Stein und Peter Zadek in den 1960er Jahren ist der Begriff „Bühnenbild“ im Grunde überholt. Er schuf Spielräume, die integraler Bestandteil der Inszenierung wurden. Seine interdisziplinäre Herangehensweise an die Büh-nenkunst durch den Zusammenschluss von Bildender Kunst und Theater war und ist weg-weisend für einen ganz neuen Umgang immer neuer Generationen von Bühnenbildnern mit dem Medium Theater. Nicht nur, dass Minks wesentlich dazu beigetragen hat, das Handwerk des Bühnenbildners als eigenständige Kunst zu emanzipieren, auch das Theater an sich wurde durch sein Schaffen ein Stück weit aus seiner Selbstbezogenheit geführt. Alle Arbeiten des „Zauberers der Bühne“ folgten seither dem Grundsatz, ein Theatererlebnis für alle Sinne herzustellen und Räume für Schauspieler zu schaffen. Als Regisseur hat er sich bis heute seine Offenheit und Neugier bewahrt.

Der Preis des Präsidenten geht an:

Die deutschen Landesbühnen

Die 24 Landesbühnen sind unverzichtbare Theatervermittler fernab der großen Städte. Als Wandertheater reisen sie in Städte und Dörfer, die kein eigenes Theater unterhalten, und spielen dort u.a. in Schulen, Gaststätten, Gemeindehäusern und Stadthallen. Mit dem klaren kulturpolitischen Auftrag, ihre gesamte Region zu bespielen, und ihrer künstlerischen Arbeit leisten die Landesbühnen einen entscheidenden Beitrag zur Vielfalt der deutschen Theater-landschaft. Der unermüdliche Einsatz für Identitätsstiftung und der lebendige Austausch zwi-schen Künstlern und Publikum zeichnet wie ebenso aus wie ihr Engagement in der Arbeit mit Jugendlichen und Nachwuchskünstlern. Sie sind beispielhaft für leidenschaftliches Theater, das mehr als nur ein Spiegel der Gesellschaft sein will.