Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert seit Oktober 2016 ein neues Forschungsprojekt an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar: Im Mittelpunkt stehen rund 70 Kompositionen, die dem Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) "freundschaftlich“ oder "verehrungsvoll“ gewidmet worden sind. Projektmitarbeiter Maximilian Rosenthal M.A. geht in dem dreijährigen Forschungsvorhaben der Frage nach, welche "Facetten kompositorischer Reflexion“ – so der Titel – sich in den Widmungswerken zeigen und was diese über das zeitgenössische Mendelssohn-Bild aussagen. Die Projektleitung hat Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt, Direktorin des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena, inne.
Der hochvernetzte Komponist Mendelssohn erhielt nicht nur Widmungen von Verehrern und Schülern, sondern auch von bedeutenden Künstlerkollegen wie Moritz Hauptmann, Ignaz Moscheles, Ferdinand Hiller oder Robert Schumann. Über Erkenntnisse zur kompositorischen Reflexivität seines Schaffens hinaus verspricht das Projekt Einblicke in Zusammenhänge des sozialen und historischen Umfelds Mendelssohns. Zum einen muss als Voraussetzung für den werkanalytisch orientierten Teil das Widmungsnetzwerk rekonstruiert werden. Zum anderen steht das Phänomen der Widmung als öffentliche Handlung stets einem Rezipientenkreis gegenüber.
An Diskurssträngen in zeitgenössischen Medien soll zudem geprüft werden, wie sich die rezeptionssteuernde Wirkung von Widmungsphänomenen konkret niederschlägt. Das Projekt leistet somit nicht nur einen Beitrag zur Mendelssohnforschung, sondern auch zur systematischen Widmungsforschung in der Musikwissenschaft, wobei es an die Erkenntnisse jüngerer Forschung (z. B. des Internationalen musikwissenschaftlichen Kongresses Bonn, 2011, oder Andrea Hammes’ Monographie zu den Widmungen an Brahms, 2015) anknüpft. Es kooperiert eng mit der Leipziger Ausgabe der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys und dem Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck, mit dem eine gemeinsame Tagung zum Widmungsphänomen geplant ist.
Nähere Informationen gibt es unter www.hfm-weimar.de/musikwissenschaft