Der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes, die künstlerische Direktorin Hortensia Völckers und Verwaltungsdirektor Alexander Farenholtz, informierte heute auf einer Pressekonferenz über neue Projekte, denen der Stiftungsrat auf seiner gestrigen Sitzung zustimmte. Insgesamt wurden 13,8 Mio. Euro bereitgestellt.
Im Bereich internationaler Kulturaustausch wird ein Fonds für deutsch-ungarische Kulturprojekte eingerichtet, für den insgesamt 3 Mio. Euro in den Jahren 2005 bis 2007 zur Verfügung stehen. Mit dem ungarisch-deutschen Fonds werden die bilateralen Kulturprojekte mit den EU-Beitrittsländern erweitert. Die Projekte im deutsch-ungarischen Fonds sollen durch eine themenspezifische Ausschreibung in beiden Ländern entwickelt werden.
Im Bereich Theater wurden Projekte bis 2008 mit einem Gesamtfördervolumen von 4,1 Mio. Euro verabschiedet. Dazu gehört ein für vier Jahre eingerichteter Fonds für Theaterprojekte, die die städtische Lebenssituation besonders in den sozialen Randbezirken berücksichtigen und deren Bewohner in die Theaterproduktionen miteinbeziehen.
Die Kulturstiftung fördert außerdem zwei herausragende Theaterereignisse: "Die Soldaten" von Bernd Alois Zimmermann sind ein Opus Magnum der Operngeschichte des 20. Jahrhunderts, das wegen seiner opulenten Anforderungen auf herkömmlichen Bühnen kaum spielbar ist. Der britische Regisseur David Pountney inszeniert die Oper im Rahmen der Ruhr Triennale 2006 speziell für die Bochumer Jahrhunderthalle, einem Bauwerk von gigantischen Ausmaßen, das der Oper ihren gebührenden Raum gibt.
Im Schauspiel gilt Friedrich Schillers "Wallenstein"-Trilogie als eine besondere Herausforderung mit seinen über 80 Rollen und einer Spieldauer von mehr als 9 Stunden. Der Regisseur Peter Stein inszeniert die komplette Trilogie und zeigt ihre Aktualität durch Bezüge auf gegenwärtige politische Problemlagen im geeinten und erweiterten Europa. Die Koproduktion mit dem schauspielfrankfurt wird 2007 auf dem Messegelände Frankfurt am Main gezeigt.
Nach der Rekonstruktion und Restaurierung von Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin fördert die Kulturstiftung die dringend notwendige Restaurierung eines weiteren Filmklassikers: Zum Jahr 2007, wenn das 25. Todesjahr des Filmregisseurs Rainer Werner Fassbinder Anlass für eine Rückschau auf sein Filmschaffen gibt, soll Fassbinders fünfzehneinhalbstündiges Monumentalwerk "Berlin Alexanderplatz" restauriert werden. Der Film kann in seiner ursprünglichen Fassung derzeit nicht mehr vorgeführt werden. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt die Rainer Werner Fassbinder Foundation mit bis zu 450.000 Euro.
Außerdem beschloss der Stiftungsrat eine Verlängerung der Förderung von litrix.de, dem online-Projekt zur internationalen Förderung von deutscher Gegenwartsliteratur, um zwei Jahre mit bis zu 450.000 Euro. Neu ist die finanzielle Beteiligung der S. Fischer Stiftung sowie der Robert Bosch Stiftung. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter www.litrix.de.
Im Bereich der antragsgebundenen Projektförderung erhielten 59 Projekte eine Förderempfehlung durch die Jury, die Ende April zum ersten Mal in neuer Besetzung tagte. Das Fördervolumen beträgt hier diesmal insgesamt 5,4 Mio. Euro.
Eine Auswahl an Projekten zeigt wiederum ein weit gefächertes Spektrum: Die Kongresse Die Ambivalenz des Religiösen in Augsburg und Die neue Sichtbarkeit des Todes in Berlin befassen sich mit aktuellen Fragen einer sich verändernden Einstellung gegenüber metaphysischen Themen. Ein Theaterprojekt zu Samuel Beckett, der im Jahr 2006 seinen 100. Geburtstag begangen hätte, widmet sich das Theaterprojekt Residua mit bisher noch nicht inszenierten Texten. Dem großen polnischen Theatermann Tadeusz Kantor ist zum 90. Geburtstag und 15. Todestag eine Ausstellung in Leipzig, Nürnberg und Krakau gewidmet. Dem Komponisten Helmut Lachenmann zu Ehren richtet das Konzerthaus Berlin anlässlich seines 70. Geburtstages 2006 das Musikfestival Gran Torso aus, das die internationale Bedeutung seines kompositorischen Schaffens würdigt. Sebastian Baumgarten untersucht in Form einer Hörschule die Wagnersucht, die den Nibelungen gilt, und Christoph Marthaler macht sich zusammen mit dem Kunsten Arts Festival Brüssel an eine Operninszenierung - Monteverdis L’ Incoronazione die Poppea -, in die Impulse aus ‚opernfremden’ Gattungen einfließen sollen. In Hannover wird das breite Spektrum an Neubearbeitungen klassischer Vorlagen in zeitgenössische Tanz-Choreografien bis hin zum Schwanensee ohne Schwan gezeigt und für eine Geschichte des Tanzes aufbereitet. Im Bereich der bildenden Kunst gehört Cross Kick mit Beteiligung von Studierenden aus 12 europäischen Kunsthochschulen, die als Gäste von 12 deutschen Kunstvereinen arbeiten, zu den großen Projekten. Das gilt auch für The Iraqui Equation, einem spartenübergreifenden Projekt mit Kulturschaffenden aus dem Irak, dessen Ergebnisse in einer von der Leiterin des Projekts, Catherine David, kuratierten Ausstellung gezeigt werden. Im Überseemuseum Bremen wird die Ausstellung Tausendundeine Nacht den Traum vom Paradies auf Erden in seinen vielfältigen kulturgeschichtlichen Ausformungen darstellen. Eine Retrospektive zum DEFA-Film Rebels with a Cause auf Initiative des MoMA kommt aus New York in mehrere deutsche Städte. Schließlich wird mit Last & Lost ein europäisches Literatur- und Kulturfestival in deutschen und polnischen Städten veranstaltet, das eine neue ‚Geopoetik’ in Europa entdeckt.
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