Mit einem Appell an Kulturstaatsministerin Monika Grütters will der Verein „Bach in Weimar e.V.“ die Pläne für den Bau eines Bachhauses in der thüringischen Weltkulturstadt vorantreiben. Wenige Wochen vor dem Auftakt des Bachfestes Weimar ruft der Verein die Staatsministerin zusammen mit prominenten Unterstützern auf, sich persönlich für das Projekt einzusetzen. Nicht zuletzt der 300. Geburtstag von Johann Sebastians berühmtestem Sohn Carl Philipp Emanuel, 1714 in Weimar geboren, solle jetzt Anlass sein, dem Vorhaben neue Impulse zu geben. Zugleich starteten die Initiatoren eine Online-Petition, um der Idee mit Hilfe einer internationalen kulturinteressierten Öffentlichkeit Nachdruck zu verleihen http://www.change.org/de/Petitionen/kulturstaatsministerin-grütters-und-bach-fans-bachhaus-weimar-anstatt-unesco-weltkulturerbe-parkplatz Kurzlink http://chn.ge/1ndnMkU.

„Mitten in der heutigen Weltkulturstadt, wo Carl Philipp Emanuel und sein Bruder Wilhelm Friedemann zur Welt kamen, wo das Weltgenie Johann Sebastian Bach insgesamt zehn Jahre lebte und einen Großteil seines Orgelwerks, über 30 Kantaten, Teile der Brandenburgischen Konzerte und zahlreiche Solowerke für Cembalo und Violine schuf, wird seit über zwei Jahrzehnten ein Parkplatz betrieben“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Prof. Myriam Eichberger. Unterirdisch seien dort noch die originalen Renaissance-Kellergewölbe sowie die Grundmauern von Bachs Weimarer Wohnhaus erhalten. „Es ist insbesondere in einer Kulturmetropole eine Schande, dass die Chance, hier inmitten des UNESCO-Weltkulturerbes eine weitere Attraktion zu schaffen, bislang nicht genutzt worden ist“, bedauert die Musikprofessorin der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.

Bereits seit sieben Jahren setzt sich der Verein „Bach in Weimar e.V.“ mit Unterstützung von Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel, Literaturnobelpreisträger John Coetzee, Stardirigent Nikolaus Harnoncourt u.v.a. intensiv dafür ein, über den original erhaltenen Kellergewölben des Wohnhauses ein Bachhaus Weimar als klingende Begegnungsstätte zu bauen. „Die Realisierung scheitert bislang jedoch am passiven Widerstand der Grundstückseigentümer sowie an mangelnder aktiver Unterstützung durch Stadt und Land“, sagt Myriam Eichberger.

2008 wurde als klingende Plattform für diese Vision des Vereins die Bach Biennale Weimar unter der Schirmherrschaft von Nikolaus Harnoncourt ins Leben gerufen, die in diesem Jahr gemeinsam mit der Neuen Bachgesellschaft Leipzig, den Thüringer Bachwochen, der Stadt Weimar und anderen Partnern das große Bachfest Weimar feiern wird, zu Ehren des großen Bachsohnes Carl Philipp Emanuel. Damit steht die Bachstadt Weimar in diesem Jahr ganz besonders im Fokus einer internationalen kulturellen Öffentlichkeit. 1714, als sein Sohn Carl Philipp Emanuel geboren wurde, erhielt Johann Sebastian Bach seine Ernennung zum „Concertmeister und Kammer-Musicus“ der Weimarer Hofkapelle. Zum 300. Geburtstag C.P.E. Bachs am 8. März 2014 organisiert der Verein mit „Bach – ein rauschendes Fest!“ acht Benefizkonzerte rund um die Uhr. Renommierte Musiker aus ganz Europa spielen gratis für den Bachsohn, den Vater sowie für ein Bachhaus Weimar am authentischen Ort.

In dem ehemaligen Bachhaus – ab 1803 Teil des Hotels „Zum Erbprinzen“ – seien Musikgrößen wie Richard Wagner und Franz Liszt, Hector Berlioz, Felix Mendelssohn Bartholdy und Niccolò Paganini, aber auch Schriftsteller und Intellektuelle wie Leo Tolstoj, Gerhart Hauptmann und Sigmund Freud sowie Politiker wie Napoleon Bonaparte, König Ludwig I. von Bayern, Konrad Adenauer und über 100 weitere europäische Persönlichkeiten von Rang zu Gast gewesen. Neben der Thomasschule in Leipzig – die jedoch 1906 komplett abgerissen und fremd überbaut wurde – sei die Adresse am Weimarer Markt heute der einzige nachgewiesene und aktenkundig verbürgte Ort, an dem Johann Sebastian Bach komponierte. „Wenn es gelingt, das Bachhaus zu verwirklichen, gäbe es einen einzigartigen, sinnvollen und zugleich magischen Bach-Ort für die vielen Bach-Fans aus aller Welt“, betont Myriam Eichberger. „Bislang können sie hier nur zu einem Parkplatz pilgern.“