Die Kritik von Musiknutzern an den Verwertungsgesellschaften, gekoppelt mit den Forderungen nach einem freien Wettbewerb zwischen den Gesellschaften, könne leicht dazu führen, dass sich statt der bisherigen festen einheitlichen Tarife für die Musik besonders aktuelle Musiktitel und Bestseller in den Preisen verdoppeln könnten. Das erklärte Dagmar Sikorski, Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbandes (DMV), am 11. Oktober auf der Musikmesse „my music“ in Friedrichshafen.

Das Solidarprinzip der Verwertungsgesellschaften für das gesamte Repertoire habe sich in den letzten Jahrzehnten bewährt und schütze den internationalen Musikmarkt vor chaotischen Wettbewerbsverhältnissen, die letztlich auf dem Rücken der Musikkäufer ausgetragen würden. Musiknutzer hatten kritisiert, dass es sehr schwierig sei, mit den Verwertungsgesellschaften zu arbeiten und man im freien Wettbewerb bessere Preise erzielen könnte. Dabei vergessen sie jedoch, dass dann eine Lizenzierung nicht mehr aus einer Hand erfolgt. So könne die Lizenzierung einer einfachen Tanzveranstaltung schon zum Marathon zwischen den verschiedenen Verwertungsgesellschaften werden, so Dagmar Sikorski.

Die GEMA zeige mit ihren 62.690 Komponisten, Textdichtern und Musikverlegern, wie man in einer beispielhaften Solidargemeinschaft trotz vieler Begehrlichkeiten, ausgelöst durch neue Technologien und politische Entscheidungen, eine angemessene Vergütung für die Kreativen und ihre Werke sichern kann, sagte Dagmar Sikorski. Darüber hinaus sei sich die GEMA auch der sozialen und kulturellen Verantwortung bewusst: Über 50 Millionen Euro würden für soziale Projekte und kulturelle Initiativen zur Verfügung gestellt.

Dagmar Sikorski: „Das Motto der Verwertungsgesellschaften ‚Musik hat ihren Wert’ ist nicht überholt, sondern in der heutigen Zeit aktueller denn je.“

Viele der Kritiken, auch von Politikern, seien das Resultat von mangelnder Information über die Funktion der Verwertungsgesellschaft. Die DMV-Präsidentin regte an, dass Verwertungsgesellschaften in Zukunft mit größerer Transparenz ihre Aufgaben und Ziele deutlich machten. Die Mitglieder der GEMA sollten noch stärker in der Öffentlichkeit die Notwendigkeit der Verwertungsgesellschaft hervorheben, damit die Autoren und Musikverleger nicht zum Spielball von Interessen der Nutzer würden.

Die im DMV organisierten Musikverlage erreichten im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 371 Mio. Euro (2005: 365 Mio. Euro).
Neben dem Papiergeschäft, also dem Druck von Vertrieb und Noten, das 15 Prozent des Gesamtumsatzes der Musikverlage beträgt, sind weitere Umsatzträger die Rechte und Lizenzen, die von den Verlagen wahrgenommen werden, wie die Vergabe von Lizenzen für die Werbung, für Musik im Film und für die Klingeltöne. Der größte Umsatzanteil betrifft die Einnahmen aus den Rechten, die von der GEMA kollektiv für in- und ausländische Autoren wahrgenommen werden.

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