Die Urenkel des Harfenisten und Komponisten Franz Poenitz (1850-1912) schenken der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz den Nachlass des Künstlers, der fast 50 Jahre lang der Königlichen Hofkapelle Berlin (heute Staatskapelle Berlin an der Staatsoper) als 1. Harfenist angehörte. Der Todestag Poenitz’ jährt sich am 19. März zum 100. Mal.
Der als Wunderkind gefeierte Franz Poenitz trat bereits mit sechs Jahren in Konzerten in Dänemark und Schweden auf. Nach einer gründlichen Ausbildung als Harfenist und Komponist gehörte er schon mit 16 Jahren der Königlichen Hofkapelle der Oper als Kammermusiker bzw. Kammervirtuose an und blieb dieser bis zu seinem Tod fast 50 Jahre lang treu. 1876 gehörte er zu den ersten "Bayreuther Sieben", der Harfenistengruppe an Richard Wagners Festspieltheater. Seine von der Besetzung her größte Komposition ist "Vineta, op. 74, eine Phantasie für große Orchester mit obligater Harfe", die 1911 unter Richard Strauß uraufgeführt wurde. Überwiegend komponierte Franz Poenitz Lieder und Kammermusik sowie Werke für eine und zwei Harfen. Virtuos auch auf dem Harmonium, stellte er dieses Instrument dem Berliner Publikum 1893 in einem ersten Harmoniumkonzert vor, für das er von der Öffentlichkeit mit viel Lob bedacht wurde.
Im Rahmen des nächsten von Mitgliedern der Staatskapelle Berlin am 15. Januar im Bode-Museum ausgerichteten Brunch-Konzerts wird Andreas Fischer, einer von Poenitz’ Urenkeln, der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, einen ersten Teil des Nachlasses überreichen. Das sind fast 30 kg Musikautographe, Notendrucke sowie Klavier-Auszüge, einige mit originaler Unterschrift Richard Wagners. Im Lauf des Jahres folgen weitere Stücke des Nachlasses wie historische Fotos, Programmzettel, Zeitungsartikel, Korrespondenz, Gemälde und andere Lebenszeugnisse des Künstlers; diese Dokumente werden zuvor während der Jahrestagung des Verbandes deutscher Harfenisten am 1. Mai 2012 in Magdeburg ausgestellt.
Der Nachlass von Franz Poenitz kommt in ein für die Musikforschung hervorragendes Umfeld mit etwa 450 Nachlässen von Musikerinnen und Musikern vorwiegend des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben Nachlässen überregional tätiger Persönlichkeiten sind hier vor allem auch solche von Komponisten und Musikern vertreten, die einen bedeutenden Teil Ihrer Schaffenszeit über in Berlin gewirkt haben, wie der frühere Direktor der Musikhochschule Berlin, Paul Höffer, oder ein Mitglied der Comedian Harmonists, Robert Biberti.
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