Hans Wallat zählt zu den letzten Vertretern der großen deutschen Kapellmeistertradition. Zehn Jahre lang prägte er als Generalmusikdirektor das musikalische Profil der Deutschen Oper am Rhein. Der gebürtige Berliner erhält den Duisburger Musikpreis 2010.
Man muss eine Wagner-Aufführung unter der Leitung von Hans Wallat erlebt haben, um zu wissen, dass die „deutsche Kapellmeistertradition“ weit mehr ist als eine gängige Floskel oder ein werbewirksames Etikett. Charakteristisch für Wallats Stil sind nicht so sehr die breiten Tempi, die ihm immer wieder nachgesagt werden (oft übrigens ganz zu Unrecht!), es ist viel eher die reiche, aus der warmen Mittellage entwickelte Färbung des Klangs, der ruhig fließende musikalische Atem. Seine Aufführungen sind geprägt von einer Detailklarheit, die bis in die letzten Verästelungen der Partitur reicht und an die feinsten Nervenfasern des musikalischen Netzwerkes rührt.
Voraussetzung dazu sind Metiersicherheit, Erfahrung und Werkkenntnis, die Hans Wallat wie nur wenigen seiner Kollegen im Musiktheater zu Gebote stehen. Nach dem Studium und ersten Engagements als Kapellmeister wurde er als Generalmusikdirektor nach Bremen berufen; später wechselte er in der gleichen Position nach Mannheim und Dortmund, bis er 1986 an die Deutsche Oper am Rhein verpflichtet wurde. Zehn Jahre stand Hans Wallat dem Haus vor, das ihn im April 2009 zum Ehrenmitglied ernannt.
1968 dirigierte Hans Wallat auf Empfehlung des erkrankten Karl Böhm erstmals bei den Bayreuther Festspielen. 1970 und 1971 kehrte er mit den vollständigen Zyklen der „Meistersinger“ und des „Fliegenden Holländers“ auf den grünen Hügel zurück. Als herausragender Wagner-Spezialist dirigierte er an allen großen Häusern der Welt, so an der Metropolitan Opera New York, am Bolschoi-Theater in Moskau und der Wiener Staatsoper. Insgesamt hat er über 90 Zyklen von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ geleitet. Besonders in Erinnerung ist die Gemeinschaftsproduktion der Deutschen Oper am Rhein und der Oper der Stadt Köln in der Regie von Kurt Horres.
Axel Kober, der neue Generalmusikdirektor der Rheinoper, ist Hans Wallat an mehreren Häusern begegnet. „Überall habe ich Menschen getroffen, die mit größter Hochachtung von ihm sprachen. Sie schätzten seine Zuverlässigkeit und Souveränität ebenso wie sein dirigentisches Handwerk“, sagt Kober, der in Dortmund selbst mit ihm zusammenarbeitete. „Was ich an Hans Wallat am meisten bewunderte, war die ihm eigene Demut vor dem Werk. Er hat nie seine Persönlichkeit in den Vordergrund gespielt, sondern sich als höchst verantwortlicher Sachwalter der Kunst gezeigt.“
Der Duisburger Musikpreis wurde erstmals 1990 verliehen. Er gilt herausragenden Leistungen im Bereich der Musik und des Musiktheaters. Das Preisgeld in Höhe von 15.000 EUR bringt die Köhler-Osbahr-Stiftung ein. In den vergangenen Jahren wurden bedeutende Komponisten wie Wolfgang Rihm, Hans Werner Henze, Krzysztof Penderecki, Gerhard Stäbler und Tan Dun ausgezeichnet. Auch große Interpreten wie Lord Yehudi Menuhin, Frank Peter Zimmermann, Michael Gielen , Dietrich Fischer-Dieskau und Alfred Brendel zählen zu den Preisträgern, ebenso die Opernregisseure Kurt Horres und Christof Loy sowie die Choreographen Hans van Manen und Pina Bausch. Mit Alt-Bürgermeister Josef Krings und Anne Liese Henle wurden außerdem Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um das Duisburger Musikleben verdient gemacht haben.
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