Von Barockviola bis Barocktrompete kann man mittlerweile alle relevanten Instrumente des 17./18. Jahrhunderts solistisch studieren, einen Studiengang für das Erlernen des barocken Orchesterspiels gab es bisher jedoch nicht. Das Institut für Alte Musik der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen bietet nun ab Wintersemester 2013/14 den international akkreditierten Bachelor of Music „Barockorchester“ an. Europaweit ist es der bisher einzige Studiengang, der im Rahmen eines achtsemestrigen Studiums zielgerichtet und praxisnah auf eine Karriere in Barockorchestern vorbereitet. Denn gerade dem Studenten historischer Aufführungspraxis verlangt die orchestrale Musik des 17. und 18. Jahrhunderts mit ihrer zeitlichen Bandbreite des Repertoires und den differenzierten regionalen Stilen ein hohes Maß an Flexibilität und Imagination ab.

Eine enge Praxisanbindung an etablierte Barockorchester schafft der Studiengang durch das Zusammentreffen drei gefragter Musiker aus der Alten-­‐Musik-­‐Szene. Studiengangsleiter Barockviolinist Prof. Anton Steck hat sich mit weitreichenden Neuentdeckungen im Geigenrepertoire einen Namen gemacht, soeben erschien eine mit ihm aufgenommene CD, die Violinenkonzerte des vergessenen Bernhard Molique wieder ins Rampenlicht zurückholt. Als Konzertmeister arbeitete er u. a. mit Musica Antiqua Köln, Les Musiciens du Louvre und dem Händelfestspielorchester Halle zusammen. Barockviolinist Prof. John Holloway ist als Dozent und Meisterkursleiter international bekannt. Lange Jahre hat er mit Andrew Parrotts Taverner Players und Sir Roger Norringtons London Classical Players gearbeitet und als Konzertmeister zahlreiche Konzerte mit The Academy of Ancient Music, Les Arts Florissants, Concerto Köln, dem Freiburger Barockorchester u. a. geleitet. Das Kernteam der Dozentenschaft wird von Werner Matzke ergänzt, Gründungsmitglied von Concerto Köln und Solocellist von Amsterdam Baroque unter Ton Koopman.

Namhafte Ensembles wie die Akademie für Alte Musik Berlin und Concerto Köln konnten bereits für eine praxisnahe Zusammenarbeit gewonnen werden.

Die Vorbereitung auf eine professionelle Tätigkeit als Orchestermusiker beschreibt Studiengangsleiter Prof. Anton Steck: „Inhaltlich wie strukturell orientieren wir uns stark an den berufspraktischen Anforderungen. Insofern füllen wir den Begriff ‚Barockorchester‘ mit neuem Leben. Denn wir legen Wert darauf, dass unsere Studierenden das gesamte interpretatorische Spannungsfeld zwischen Barock, Klassik und früher Romantik ausloten.“ Praxiswissen und Bühnenerfahrung eignen sich die Studierenden durch kontinuierliche Repertoirearbeit in kammermusikalischen Ensembles und dem Trossinger Barockorchester an. „Eine Besonderheit ist unser Studienmodul ‚Beruf und Karriere‘“, betont Steck. „Das dazu gehörende Berufspraktikum zum Studienende ermöglicht unseren Studierenden den persönlichen Erstkontakt zu bedeutenden Klangkörpern. Die Ensembleleiter der renommierten Akademie für Alte Musik Berlin sowie Concerto Köln sind begeistert von unserer Ausrichtung und unterstützen uns gerne.“

Aktuell entstehen Kooperationen mit international namhaften Musikhochschulen wie Lyon und Stockholm. Auch die klangliche Authentizität wird gefördert. Zur umfangreich ausgestatteten Instrumentensammlung der Trossinger Hochschule gehören neben zahlreichen Cembali u. a. auch kostbare Instrumente aus der Familie der Laute, Violine, Viola da Gamba, Traversflöte, Oboe, Trompete und Zink.

Steck weiß aus eigener Erfahrung: „Für viele Musiker der Alten Musik führt der Weg zur Solisten-­Karriere über das Spiel im Orchester. Daher pflegen wir auch die Solo-­Literatur im Einzelunterricht ausführlich.“ Wer sie vertiefen möchte, kann sich nach Studienabschluss für ein konsekutives Masterstudium entscheiden. Mit dem bedeutenden Vorteil: Bereits mit dem Barockorchester‐Bachelor stehen den Trossinger Absolventen die Türen zur professionellen Orchesterkarriere offen.