Die Musikhochschule Lübeck, einzige Musikhochschule des Landes Schleswig-Holstein, feiert 2011 ihr hundertjähriges Jubiläum. Im Jahr 1911 gründete die Klavierlehrerin Luise Kaibel das erste Musikkonservatorium in Lübeck und schuf damit die Basis für eine professionelle Musikausbildung in der Hansestadt. Im Laufe der Jahrzehnte wechselte die Institution rund zehn Mal ihren Rang und Namen, bis sie 1973 schließlich Universitätsstatus erlangte. Heute ist die Ausbildung an der Musikhochschule Lübeck international anerkannt: Hier studieren 500 junge Musiker aus über 40 Nationen.
Das Jubiläum feiert die Musikhochschule mit hochkarätigen Konzerten, in denen Dozenten, Studierende, Absolventen und Gäste mitwirken, unter anderem die Klarinettistin Sabine Meyer, der Geiger Christian Tetzlaff, der Tenor Klaus Florian Vogt und der Spezialist für alte Musik Ton Koopman. Neben traditionellen Veranstaltungen – darunter das 20. Brahms-Festival unter dem Motto „Brahms gewidmet“ – bietet das Programm unter anderem eine musikwissenschaftliche Reihe „Schlüsselwerke 1911“ mit Werken aus dem Entstehungsjahr der Hochschule. Das Brahms-Institut zeigt mit der Ausstellung „Beziehungszauber“ Brahms gewidmete Grafiken und Musikhandschriften aus der kostbaren Sammlung. Mit der neuen Konzertreihe „Wir in Kiel“ in Kooperation mit dem Theater Kiel zeigen Studierende und Dozenten der Lübecker Hochschule auch in der Landeshauptstadt Präsenz.
Mit über 300 Konzerten und Veranstaltungen im Jahr ist die Musikhochschule Lübeck größter Konzertveranstalter des Landes Schleswig-Holstein. Sie bildet Instrumentalisten, Komponisten, Sänger, Kirchenmusiker und Musikpädagogen aus. Auf die 93 Studienplätze, die jährlich zur Verfügung stehen, bewerben sich bis zu 1600 junge Musiker. Als eine der ersten der bundesweit 24 Musikhochschulen hat die Lübecker Hochschule ihre Studiengänge auf das neue Studiensystem umgestellt. Dazu Prof. Inge-Susann Römhild, Präsidentin der Musikhochschule Lübeck: „Es gibt nicht mehr den reinen Solisten, Orchestermusiker oder Pädagogen. Die Berufsbilder wandeln sich und wir reagieren auf die jeweils aktuellen Strömungen mit der Anpassung unseres Studienangebots. Unsere Kernkompetenz bleibt die hochqualitative künstlerische Ausbildung, die wir mit den pädagogischen Fächern in ihrer ganzen Bandbreite verknüpfen. Wir hoffen angesichts unserer Erfolge auf die notwendigen personelen und finanziellen Ressourcen.“
Die Gründerin Luise Kaibel, Tochter eines Musikalienhändlers, war für die damalige Zeit überdurchschnittlich mutig und geschäftstüchtig. Wie viele unverheiratete „höhere Töchter“ verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt mit Klavierunterricht. Als sie den wachsenden Bedarf an Musikpädagogen erkannte, gründete sie ihr privates Konservatorium nach dem Vorbild des Leipziger Konservatoriums, das Felix Mendelssohn Bartholdy 1843 ins Leben gerufen hatte. Kaibel beschäftigte bis zu 40 Lehrkräfte, die rund 500 Schüler in praktischen und theoretischen Fächern unterrichteten. Im Laufe der Jahrzehnte wanderte die Institution durch Lübeck. So wurde unter anderem in der Fleischhauerstraße, in den Schüsselbuden, am langen Lohberg, in der Mengstraße, der Königstraße, in der Seefahrtsschule und im Behnhaus unterrichtet, bevor die Ausbildungsstätte in zwei ehemaligen Patriziervillen am Jerusalemsberg eine vorläufige Heimat fand. Eine von ihnen beherbergt heute das 1990 gegründete, durch seine Forschungsvorhaben und seine wertvolle Sammlung international angesehene Brahms-Institut. 1993 wurde nach zwanzig Baujahren der letzte von fünf Bauabschnitten im Altstadtquartier an der Obertrave eingeweiht. In Sichtweite des Holstentores, direkt am Wasser gelegen, beherbergen dort 22 historische Kaufmannshäuser einen modernen, internationalen Musikbetrieb. 2007 übergab die Hansestadt Lübeck der Musikhochschule mit der sanierten Holstentorhalle weitere tausend Quadratmeter Unterrichts- und Übefläche. Den Umbau der 1926 entstandenen Ausstellungshalle am Holstentor finanzierte die Possehl-Stiftung Lübeck, eine der größten Förderer der Musikhochschule Lübeck.
Rund 170 Dozenten, viele von ihnen mit internationalem Ruf, bereiten die Studierenden durch individuelle Betreuung auf die Berufswelt vor. Gemeinsame Projekte und Kooperationen mit regionalen und internationalen Kulturinstitutionen ermöglichen den Studierenden eine praxisnahe Ausbildung. Die Musikhochschule Lübeck hat ihren Ruf als Hochburg der Instrumental- und Kammermusikausbildung erworben und berühmte Solisten hervorgebracht, unter ihnen der Tenor Klaus Florian Vogt, die Geiger Christian Tetzlaff, Maxim Vengerov und Vadim Repin, die Cellisten Wolfgang Emanuel Schmidt, Jens Peter Maintz und Troels Svane, den Klarinettisten Sebastian Manz sowie das Artemis-Quartett. Viele Absolventen der instrumentalen Ausbildungsgänge besetzen Solopositionen in führenden deutschen Kulturorchestern. Ein Schwerpunkt liegt in allen Studiengängen auf den pädagogischen Fächern. Prof. Inge-Susann Römhild: „Mit unserer Ausbildung garantieren wir, dass unsere Absolventen auch in Zukunft zur Verankerung von Musik in der Gesellschaft und zu einer fundierten und breiten musikali-schen Bildung in Deutschland beitragen.“
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Quelle
http://www.mh-luebeck.de