Außergewöhnliche Zeiten verlangen außergewöhnliche Lösungen! Das Musikfest Bremen benötigt bedingt durch die Corona-Pandemie einen längeren Vorlauf für seine Planungen und veröffentlicht sein Programm für 2021 daher erst am 15. Juni. Aus diesem Grund wird in diesem Jahr erstmals die Reihenfolge umgekehrt und der Festival-Preisträger vor der Programmveröffentlichung bekannt gegeben: Den Musikfest-Preis Bremen 2021 erhält der belgische Dirigent Philippe Herreweghe. Mit dem undotierten Preis zeichnet das Festival seit 1998 jährlich bedeutende Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten aus, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt und das Profil des Musikfests entscheidend mitgeprägt haben. Preisträger vergangener Jahre waren unter anderem Nikolaus Harnoncourt, Sir Roger Norrington, Marc Minkowski, Hélène Grimaud, Janine Jansen, Rolando Villazón, Jérémie Rhorer und zuletzt Teodor Currentzis.

Philippe Herreweghe, am 2. Mai 1947 in Gent geboren, kombinierte in seiner Heimatstadt ein Universitätsstudium der Medizin und Psychiatrie mit einer musikalischen Ausbildung am Konservatorium. Zur selben Zeit begann er zu dirigieren und gründete noch als Student 1970 das Collegium Vocale Gent. Zu den ersten größeren Projekten des Vokalensembles gehörte die Teilnahme an der ersten Gesamteinspielung aller Bach-Kantaten in Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt. Knapp zwanzig Jahre später nach der Gründung des Collegium Vocale Gent stellte Herreweghe dem Vokalensemble ein auf Originalinstrumenten spielendes Orchester zur Seite. Daneben gründete er u.a. 1977 in Paris das Ensemble La Chapelle Royale, mit dem er Musik des französischen Goldenen Zeitalters zur Aufführung brachte, und rief 1991 das Orchestre des Champs-Élysées zur Interpretation des romantischen und vorromantischen Repertoires auf Originalinstrumenten ins Leben.

Sein Musikfest-Debüt gab Philippe Herreweghe 1996 mit dem Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent für die Aufführung von Bach-Kantaten in der Kirche Unser Lieben Frauen. Seitdem kontinuierlich in elf weiteren Festival-Jahrgängen vertreten, hat er sich keineswegs nur im Bereich der Alten Musik profiliert, sondern Repertoire von der Grenze zwischen Renaissance und Barock bis zur Spätromantik präsentiert. Das beeindruckende Spektrum reicht von Monteverdis Marienvesper über Mozarts Requiem, Beethovens Missa Solemnis und Mendelssohn Bartholdys "Elias“ bis zu Sinfonien von Robert Schumann und Anton Bruckner, Brahms‘ "Ein deutsches Requiem“ und Gustav Mahlers "Kindertotenliedern“. Dabei gastierte er beim Musikfest Bremen nicht nur mit seinem eigenen Originalklangkörpern, sondern daneben auch am Pult des Royal Concertgebouw Orchestra und des Mahler Chamber Orchestra.

"Seit seinem Musikfest-Debüt in 1996 hat Philippe Herreweghe mit seinen Festival-Auftritten in Bremen, Verden und Löningen eindrucksvoll unterstrichen, warum er seit Jahrzehnten einer der führenden Protagonisten der historischen Aufführungspraxis ist. Bei ihm geht es nie allein um historische Genauigkeit, sondern mit seiner adäquaten und gründlichen Lesart der Repertoires sowie dem Einsatz historischer Instrumente steht das klangliche Ergebnis an sich im Fokus. Gemäß seinem Leitsatz ‚Ich möchte die Musik durchsichtig machen‘ hat Philippe Herreweghe mit der daraus resultierenden Phrasierung, Artikulation und Dynamik beim Musikfest seine ganz eigenen Klangvorstellungen realisiert und damit immer wieder neue, faszinierende Perspektiven auf vermeintlich bekanntes Repertoire eröffnet“, begründet die Jury die Entscheidung.

Im diesjährigen Musikfest Bremen wird Philippe Herreweghe mit drei Konzerten vertreten sein, die genauen Termine, Programme und Besetzungen werden am 15. Juni bekannt gegeben.