Die Entscheider der Musikbranche wollen ihren Fokus künftig verstärkt auf den Aufbau von Künstlern richten. Die Frage nach der Distributionsplattform sei hingegen Sache der Technologiekonzerne. So am 22. Oktober die Lehre aus einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Musikbranche auf Achterbahnfahrt", die im Rahmen der Medientage München den "Umbruch der Musikindustrie" thematisierte und "Strategien für Internet und Fernsehen" ausloten wollte. "Musik ist der Puls, der uns alle antreibt", erklärte Viva-Macher Dieter Gorny programmatisch. "Der Spaß an der Musik wird nicht vergehen", betonte auch Musikmanager Thomas M. Stein, der bei dieser Gelegenheit einige Vorurteile zurechtrückte: "Als das Fraunhofer-Insitut 1989 das MP3-Format erfand, wussten die auch nicht, was es für Folgen haben würde", man könne nicht immer nur den Musikfirmen vorwerfen, sie hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt. BMG-Musikchef Jörg Hellwig betonte: "Wir haben den Anspruch, lokale Musik zu stärken und zu fördern." Hier müsse der Fokus der Branche liegen, fasste edel-Manager Joachim Harbich zusammen: "Downloads und das mobile Geschäft sind nur eine Frage der Distribution - wichtig sind aber die Inhalte."

"Wir sind als Musikfirmen für die Inhalte verantwortlich", betonte denn auch Phonoverbandschef Gerd Gebhardt. "Wie diese dann transportiert werden, ist mir egal." Das Internet sei zwar ein Bereich, der zunehmend wichtiger werde, aber "die CD wird sich mindestens noch zehn Jahre halten". Auch das viel gelobte Beispiel Apple habe nur funktionieren können, weil Musikfirmen und Künstler dem Unternehmen die nötigen Lizenzen erteilt haben. "Apple verdient am Download keinen Pfennig und schon gar keinen Cent", gab Gebhardt zu bedenken. Dies sei ein Phänomen, das die Branche bereits aus dem Offline-Geschäft kenne, wo auch Elektromarktketten den Tonträger als Loss-Leader verkauft hätten. Auch für Fernsehmanager Gorny ist das Internet das "Broadcasting-Medium der Zukunft". Allerdings versetze dieser Auswertungskanal einen Sender wie MTV Viva noch nicht in die Lage, mit seinen Programmen täglich zwischen zehn und zwölf Mio. Menschen zu erreichen. Die Radioquote stand zwar nicht auf der Tagesordnung dieses Panels, sie kam aber dennoch zur Sprache: Beim Funk liege ein Problem, darauf wies nicht nur Gorny hin. Gebhardt brachte das Problem auf den Punkt: "Wir brauchen mehr Offenheit für mehr Vielfalt."

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