Die Zeitschrift «Opernwelt» und der «Ring Award» (Internationaler Wettbewerb für Regie und Bühnengestaltung) haben gemeinsam einen Preis für Musiktheater ins Leben gerufen – den Mortier Award. Benannt ist die Auszeichnung nach dem belgischen Opern- und Festival-Intendanten Gerard Mortier. Der Namensgeber ist zugleich der erste Preisträger. Die Verleihung des ersten Mortier Awards ist am 31. Mai 2014 im Rahmen des siebten «Ring Award»-Finales in Graz geplant. Die Laudatio wird Oscar-Preisträger Michael Haneke halten.

Mit dem Mortier Award sollen die Anregungen und Impulse eines Vordenkers und Wegbereiters gewürdigt werden, für den Musiktheater ein kostbarer menschlicher Kosmos ist und zugleich eine vitale Kunstform, die um Grundfragen der menschlichen Existenz kreist. Der Glaube an die Modernität der Oper hat das Denken und Handeln des jetzt 70-Jährigen immer beflügelt – und die Musiktheaterlandschaft nachhaltig befruchtet. Klug durchdachte Spielpläne, ungewöhnlichen Besetzungen, wegweisende Deutungen des Kanons, die Schaffung origineller Produktionsteams und die Erschließung neuer Bühnen-Räume – das ist die Bilanz einer Lebensleistung, die in die Zukunft weist.

Der Mortier Award zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich exemplarisch um ein Musiktheater auf der Höhe der Zeit bemühen, ein Musiktheater, so die Statuten, «das seine mehr als vierhundertjährige Geschichte als Quelle existentieller Erfahrung begreift und befragt. Ein Musiktheater, das in die Zukunft schaut. Ein Musiktheater, das sich ‹politisch› positioniert, als Forum von Gesellschaft und Gemeinschaft. Es geht nicht um die Förderung einer bestimmten Ästhetik, künstlerischen Praxis oder Berufsgruppe, sondern um die Ermutigung einer Haltung, die das Unmögliche möglich macht. Eines intellektuellen Ethos, das nach dem Woher, Wo, Wohin und vor allem: nach dem Warum der Kunstform ‹Oper› fragt. In diesem Sinne ist der Preis auch ein Plädoyer für die permanente Erneuerung des Betriebs und seiner Institutionen. Eine Ermunterung, der Oper jene Ohren und Augen öffnende Zeitgenossenschaft zurückzugeben, die sie im 20. Jahrhundert weitgehend verloren hat. Eine Erinnerung daran, dass künstlerische Innovation Risiko und Anstrengung bedeutet.»

Der Mortier Award wird alle zwei Jahre verliehen. Er ist beim ersten Mal nicht dotiert. Mit der Auszeichnung verbindet sich das Recht, die nächste Preisträgerin bzw. den nächsten Preisträger vorzuschlagen – in enger Abstimmung mit den Initiatoren. Musiktheater, das sich auf der Höhe der Zeit bewegt, ist per definitionem dynamisch, prozesshaft. Deshalb soll das inhaltliche und geistige Profil des Preises auch bei jeder Vergabe gemeinsam fortgeschrieben werden.

Gerard Mortier ist der einflussreichste Opern- und Festivalintendant Europas. Nach Anfängen in Belgien und Lehrjahren in Deutschland leitete der studierte Jurist während der 1980er Jahre die Brüsseler La Monnaie Oper, in den Neunzigern modernisierte er die Salzburger Sommerfestspiele. Anschließend war er Gründungsintendant der Ruhrtriennale (2002-2004), danach wechselte er an die Opéra national de Paris. Zuletzt war Gerard Mortier Intendant des Teatro Real in Madrid (2010-2013).

Die Zeitschrift «Opernwelt» berichtet seit 1960 über die internationale Opernszene. Der «Ring Award» wird seit 1997 in Graz veranstaltet.

Weitere Informationen unter www.ringaward.com