Ingo Metzmacher hat das Programm der KunstFestSpiele Herrenhausen, Hannover, vorgestellt. Das internationale Festival zeitgenössischer Künste zeigt 2016 in mehr als 20 Produktionen Musiktheater, Konzerte, Theater/ Performances und Installationen in Hannovers berühmten Gärten und der Stadt.

Unter der neuen Intendanz des Dirigenten Ingo Metzmacher erleben die KunstFestSpiele Herrenhausen in ihrer siebten Ausgabe eine Neupositionierung und Öffnung ihres Programms. In den verschiedenen künstlerischen Genres wie Installationen, Theater/Performances und Musiktheater wird die Musik und das Hören eine herausgehobene Rolle spielen. Hinzu kommen Konzerte in zumeist ungewöhnlichen Formaten.

Die KunstFestSpiele Herrenhausen finden vom 13. bis 29. Mai 2016 in Hannover statt. Ihr Zentrum sind die eindrucksvollen Räume in Herrenhausen – der barocke Große Garten, Orangerie und Galerie. Hinzu treten erstmals auch verschiedene Aufführungsorte in der Stadt Hannover. Auch programmatisch gehen sie auf ein breiteres Publikum in der Stadt zu.

Ingo Metzmacher, Intendant der KunstFestSpiele Herrenhausen: "Das Ohr zu wecken bedeutet den Menschen zu wecken, hat Luigi Nono gesagt. Er wusste, dass das Hören die Welt verändern kann. Wir haben unser Festivalprogramm aus diesem Hören entwickelt. Das heißt aber nicht, dass es nichts zu sehen gibt. Im Gegenteil. Alle Sinne werden auf ihre Kosten kommen. Installationen erhellen den Garten in der Nacht. Bewegte Bilder tanzen durch die Orangerie. Das Fest wird im Zelt gefeiert.“

Stefan Schostok, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover: "Mit dem neuen Intendanten Ingo Metzmacher werden bei den KunstFestSpielen 2016 weitere künstlerische Akzente gesetzt. Die Herrenhäuser Gärten bleiben als wunderbare Kulisse zentraler Schauplatz für dieses einzigartige Festival. Zugleich öffnet Ingo Metzmacher das Festival gleich mit einem ganzen Konzertwochenende in der Stadt, unter anderem mit den Gurre-Liedern von Arnold Schönberg – einem Werk für 400 Sänger und mehrere Orchester, die alle aus Hannover kommen. Natürlich wird durch Metzmachers Handschrift die Musik im Programm der KFS in ihrer Bedeutung gestärkt, aber natürlich bleiben sie eine Mischung mehrerer Kunstarten. Ich bin sicher, dass das anspruchsvolle Programm die überregionale Bedeutung unseres Festivals erhöhen und auch noch mehr Hannoveranerinnen und Hannoveraner in seinen Bann ziehen wird.

Ausnahmeereignis ist der bereits im November angekündigte überwältigende Liederzyklus Gurre-Lieder von Arnold Schönberg im über 3.000 Plätze zählenden, größten Konzertsaal Niedersachsens, dem Kuppelsaal des HCC. Ingo Metzmacher versammelt einen großen Teil des musikalischen Hannover auf der Bühne: Zehn hannoversche Chöre, die NDR Radiophilharmonie, das Orchester der Musikhochschule und renommierte Solisten wie Anja Kampe, Stephen Gould und Thomas Quasthoff. Eine einmalige Stimmung wird die konzeptuelle Öffnung des Parketts erzeugen. Bei freier Platzwahl können Konzertbesucher hier dem Bühnengeschehen am nächsten sein und zahlen dennoch den günstigsten Tarif von 14 Euro.

Steve Reich wird gemeinsam mit seiner Frau Beryl Korot Ehrengast der Festspiele 2016 und persönlich in Hannover anwesend sein. Ihre Video-Oper Three Tales sowie Reichs WTC 9/11 werden in Kooperation mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover vom Ensemble Modern und den auf Reichs Musik spezialisierten Synergy Vocals aus London aufgeführt.

Politisch brisante und gleichermaßen spielerisch-humorvolle Arbeiten von Rabih Mroué aus Beirut und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) sowie die Uraufführung eines performativen Kammerspiels des Regisseurs Matthias Mohr prägen das Theater-Programm des Festivals 2016.

Zu den weiteren Höhepunkten gehören die Performance und Zeremonie Recompose des samoanisch-neuseeländischen Choreografen Lemi Ponifasio mit der MAU Wahine Kompanie u.a. im historischen Gartentheater. Für das Musiktheater La Double Coquette haben Gérard Pesson und Pierre Alferi den Plot einer Oper aus dem 18 Jh. von Antoine Dauvergne und Charles-Simon Favart behutsam ins 20. Jahrhundert übertragen. Maguy Marin zeigt ihre Tanzperformance Singspiele und ebenfalls in der Orangerie wird die deutsche Erstaufführung von the whisper opera des amerikanischen Komponisten und Pulitzer-Preisträgers David Lang und des Regisseurs Jim Findlay gezeigt.

Im Großen Garten selbst werden die Besucher Teil großer Klang- und Lichtinstallationen: Finsternis1816 von Klaus Grünberg, Beate Schüler und Werner Cee bezieht sich direkt auf den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der Auslöser war für eine der größten bekannten Klimakatastrophen der Menschheit. Die zweiteiligen RESONANZEN, kuratiert von Carsten Seiffarth, beginnen bereits drei Wochen vor dem Festival und richten den Fokus der Besucher auf die ursprünglichen Klänge des Großen Gartens. John Luther Adams' legendäre Konzertinstallation Inuksuit mit 60 Schlagzeugern aus der Region Hannover und verschiedenen Hochschulen Deutschlands und der Schweiz beschließt als deutsche Erstaufführung das Festival.

Zahlreiche Konzerte mit Musik aus drei Jahrhunderten gehören zum Programm 2016, gespielt von renommierten Solisten wie David Fray oder Isabelle Faust, dem belgischen Vokalensemble graindelavoix oder dem Hagen Quartett. Als grenzüberschreitender Höhepunkt findet am Abschlusswochenende ab 23 Uhr bis zum Sonnenaufgang in der Galerie ein Nachtkonzert mit dem New Yorker JACK Quartet und dem englischen Gavin Bryars Ensemble statt, bei dem Festivalintendant Ingo Metzmacher persönlich als Pianist zu hören sein wird.

Ein Spiegelzelt zwischen Ehrenhof und Orangerie wird zur ständigen Anlaufstelle für Besucher der Festspiele und des Gartens, Künstler, ihre Teams hinter den Kulissen und andere Gäste. Vor und nach den Vorstellungen laden die KunstFestSpiele hier in das offizielle Festivalzentrum ein. In ungezwungener und persönlicher Atmosphäre kann man sich bei gutem Essen und Trinken begegnen und ins Gespräch kommen – Offenheit und Vielfalt ist Prinzip des Spiegelzelts. Zur Eröffnung am 12. Mai präsentiert das Ensemble Resonanz gemeinsam mit DJ Elephant Power sein urban string sk8night. Das Gesamtprogramm des Spiegelzelts mit verschiedenen DJs und Bands wird im März vorgestellt.

Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren machen wie in den Vorjahren bei der Akademie der Spiele im Arne-Jacobsen-Foyer durch eigene Arbeit Erfahrungen mit Künstlern und deren Werken. Die sechs Workshops sind erstmalig direkt auf die Installationen und Konzerte des laufenden Festivals ausgerichtet. Integraler Bestandteil und Höhepunkt ist der Besuch der jeweiligen Aufführung.
Das Herrenhäuser Gespräch und Forum finden im Auditorium des Schloss Herrenhausen statt und widmen sich in diesem Jahr den Sinneserfahrungen, insbesondere dem Phänomen des Hörens.

Im Foyer der Orangerie wird während der gesamten Festivallaufzeit die Videoinstallation Dance (All Night, Paris) von Melanie Manchot zu sehen sein.

Tickets zu allen Veranstaltungen unter 0511-16849994, an den bekannten Vorverkaufsstellen oder unter www.kunstfestspiele.de

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