Nach elf begeisternden, üppig gefüllten und vielfältigen Festivalwochen sind die Ludwigsburger Schlossfestspiele mit dem Monrepos Open Air am vergangenen Samstag zu Ende gegangen. Rund 5.500 Besucherinnen und Besucher, darunter über 1.200 Picknickgäste, feierten die schöne Sommernacht mit Standing Ovations am vergangenen Samstag mit dem Festspielorchester, dem Dirigenten Harry Ogg, dem Tenor Julian Prégardien und einem großen Feuerwerk.
Über 50 verschiedene Produktionen und rund 70 Veranstaltungen standen in der Saison 2022 seit dem 5. Mai auf dem Programm des »Fests der Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit«. Im Laufe der Festivalwochen konnten die Schlossfestspiele trotz Corona-Nachwirkungen ihr anfangs noch zögerliches Publikum zu einem großen Teil zurück- und neues dazugewinnen und verzeichnen nun eine durchschnittliche Auslastung von 50 Prozent und 20.000 Besucherinnen und Besucher. Ein großer Erfolg waren die neu eingeführten Tickets für Festspielgäste in Ausbildung zu 15 Euro, die von der Ruprecht-Stiftung finanziert werden, rund 500-mal verkauft wurden und damit die Erwartungen deutlich übertrafen.
In seinem zweiten Jahr etablierte sich das Festspielzentrum, das bis 5. Juni im Ehrenhof des Residenzschlosses aufgebaut war, mit seinen Audioübertragungen bei freiem Eintritt als sommerlich-entspannter Festival-Treffpunkt und konnte in Verbindung mit dem 17-Ziele-Space zahlreiche weitere Besucherinnen und Besucher anziehen.
Besonders die Reihe der kostenlosen Frei Luft Musik auf dem Marktplatz, die vom Freundeskreis der Schlossfestspiele unterstützt wurde, hat in Ludwigsburg mit rund 2.500 Besuchern bei elf Konzerten unterschiedlichster Musikgenres zahlreiche Fans gewonnen.
Große Aufmerksamkeit bei Publikum und Presse konnte das Eröffnungskonzert am 5. Mai mit dem Festspielorchester unter der musikalischen Leitung der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv und mit dem Pianisten Iddo Bar-Shaï auf sich ziehen, das den Titel »No More War« trug.
Sehr beliebt waren beim Publikum außerdem der Abend mit Beethovens Tripelkonzert und Isabelle Faust, Sol Gabetta und Kristian Bezuidenhout und Konzerte wie Bachs h-Moll-Messe unter der Leitung von René Jacobs, der Beethoven-Abend des Pianisten Jan Lisiecki mit dem Chamber Orchestra of Europe, die Madrigale mit den Voces Suaves in der Schlosskirche, eine musikalische Zeitreise der Flöten mit Dorothee Oberlinger, eine Begegnung von Barock und Flamenco der Academia del Piacere oder auch das Jubiläumskonzert der Einstürzenden Neubauten mit der Band Die Nerven als Vorprogramm.
Gerade die großen Tanzproduktionen erwiesen sich als besondere Publikumserfolge: die choreografische Oper »Dido and Aeneas« von Sasha Waltz & Guests sowie Pina Bauschs »Frühlingsopfer« in der Interpretation der École des Sables, als deutsche Erstaufführung einer Koproduktion der Schlossfestspiele mit dem Sadler`s Wells London. Besonders nachgefragt waren auch das Gastspiel der Wooster Group in Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart sowie die konzertante Aufführung von Händels »Acis and Galatea« im Schlosstheater in Kooperation mit der Internationalen Bachakademie und dem Forum am Schlosspark.
Darüber hinaus bejubelte das Publikum eine Reihe von musikalischen Schätzen und künstlerischen Höhepunkten: Patricia Kopatchinskajas von der Violine aus geleitetes Konzert »Les Adieux« zum Thema Klimawandel und Artensterben mit dem Mahler Chamber Orchestra, das Gastspiel des legendären Kronos Quartets oder das hoffnungsfrohe Oratorium »Il diluvio universale«, ein Soloabend mit dem begeisternden jungen Pianisten Filippo Gorini, Georg Nigls Vanitas-Liederabend mit Olga Pashchenko am Hammerklavier, das von Vitali Alekseenok dirigierte, der Demokratiebewegung in Belarus gewidmete Konzert »Die unvollendete Revolution«, das von Arte TV aufgezeichnet und übertragen wurde, das ergreifende »Human requiem« mit dem Rundfunkchor Berlin, den Residenzkünstler Brad Hwang, der mit seinem mobilen Brotbackofen einen sozialen Raum der Begegnung schaffte, oder auch das Virtual-Reality-Projekt »Future Presence Mozart« und die Filmkomposition zu einem digitalisierten Gemälde von Gerhard Richter, »Moving Picture 946-3«.
Einen wichtigen Programmteil, der ebenfalls sehr gut angenommen wurde, machten Education- und Partizipationsprojekte aus: das Gastspiel »The 3rd Box« mit dem dazugehörigen Workshop, das Konzert »Spoken Moments Poetry«, das kreative Klangprojekt »Mini Mal Mut«, das Konzert »Generation Zukunft Musik« sowie »Erde an Zukunft« mit der Internationalen Bachakademie, die insgesamt von Hunderten von Schülerinnen und Schülern mitgestaltet wurden.
Weitere wichtige Künstlerinnen und Künstler sowie Ensembles der Saison 2022 waren unter anderen Marco Blaauw, der aktuelle Pulitzer-Preisträger Raven Chacon und Ayanna Witter-Johnson, Publizistin Carolin Emcke und Sopranistin Anna Prohaska, das Barockorchesters La Folia, Gambistin Hille Perl, die viel beachtete Pianisten-Entdeckung Alexandre Kantorow, der Komponist und Pianist Malakoff Kowalski, der Tänzer Edivaldo Ernesto mit dem Musiker Hauschka, Elina Albach und Urban Strings, Hans-Christoph Rademann und die Gaechinger Cantorey, das Kammerorchester Basel, der RIAS Kammerchor, die Akademie für Alte Musik Berlin und Vocalconsort Berlin, die Cappella Mediterranea und der Chœur de chambre de Namur, das Freiburger Barockorchester, das STEGREIF.orchester, das ensemble reflektor, das Rothko String Quartet, das Mandelring Quartett, verschiedene Ensembles des Festspielorchesters sowie das Junge Theater Freiburg.
Außenspielorte
Auch in Wertheim (Main-Tauber-Kreis), Haigerloch (Zollernalbkreis) sowie in Bietigheim-Bissingen und der Landeshauptstadt Stuttgart waren die Schlossfestspiele 2022 zu Gast und erlangten so auch über Ludwigsburg hinaus große Ausstrahlung in Baden-Württemberg.
Ausblick
Konzerte in Wolfegg und Bad Imnau im September
Traditionell bespielen die Ludwigsburger Schlossfestspiele im September zum Abschluss des Festspieljahres einige ihrer Außenspielstätten in Baden-Württemberg, und so sind sie auch 2022 im oberschwäbischen, malerisch gelegenen Wolfegg zu Gast: mit Mozarts Bläserserenade Gran Partita, Mitglieder des Festspielorchesters und einer Lesung mit dem Schauspieler Jens Harzer am 17. September, mit einer Matinee der Festspielmusikerinnen und -musiker am 18. September um 11 Uhr sowie mit Mariengesängen, die das britische Vokalensemble Stile Antico in der Pfarrkirche St. Katharina in Wolfegg am Abend des 18. September um 18 Uhr aufführt. Im Fürstensaal von Bad Imnau schließlich lädt am 25. September um 19 Uhr das Hamburger Schlagwerk-Ensemble Elbtonal Percussion zum rhythmischen Crossover ein.