An einer Umfrage des Landesmusikrats Berlin zur Situation der Musikensembles der Berliner Schulen in der Corona-Pandemie beteiligten sich bis heute 485 Berliner Musiklehrkräfte, Eltern, Schulleitungen, Verwaltungskräfte sowie Schülerinnen und Schüler aus allen Berliner Bezirken.

54,6 % gaben an, dass die Ensemblearbeit ein zentraler Bestandteil der Schulkultur sei, 43,3 % sahen in ihnen sogar den Grund für einen ganz besonderen Zusammenhalt in der Schule.  Nur für 16 % hatte die Ensemblearbeit kaum eine Bedeutung.

Vor der Pandemie gab es nach den Angaben an 94,4 % der Schulen Musikensembles, an 32,6 % sogar mehr als fünf. Die häufigste Ensembleart war Chor (87 %), gefolgt von Orchester (60,9 %) und Band (52,1 %). Aktuell existieren in 45,3 der Schulen gar keine Ensembles mehr. 

Die Möglichkeit von online Probenformaten wird unterschiedlich bewertet: Nur 6,5 % sehen in online-Probenformaten eine angemessene Alternative, 43,9 % finden, dass online-Probenformate nur sehr spezifisch, zum Beispiel zum Einüben von Stimmen eingesetzt werden können, 28,3 % halten sie jedoch für unbedingt notwendig, um ein Ensemblesterben zu verhindern.

Für die Durchführung von online Proben brauchen 40,6 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusätzliche technische Ausrüstung, 37,2 % brauchen Anleitung oder Fortbildung in diesem Bereich. 38,1 % benötigen keine zusätzliche Unterstützung.

35,9 % äußerten sich zu der Frage, ob es einen besonderen Unterstützungsbedarf für die schulische Ensemblearbeit nach der Pandemie gibt. Vorschläge waren u.a. zusätzliche Probenfahrten oder Weiterbildungen.

Carl Parma, Präsidiumsmitglied des Landesmusikrats Berlin und Vorsitzender des Bundesverbands Musikunterricht Berlin leitete am vergangenen Montag die Diskussionsrunde zum Thema "Schulmusik in Berlin“. Schwerpunktthemen waren neben der aktuellen Situation auch generelle Perspektiven sowie die Problematik des großen Lehrkräftebedarfs im Bereich der Musik. Er sagt: "Der schulische Musikunterricht ist durch die Pandemie hart getroffen und aufgrund der kaum vorhandenen Proben- und Auftrittsmöglichkeiten ist ein massives Ensemblesterben zu befürchten. Dies ist umso alarmierender, da die jüngste Umfrage des Landesmusikrats verdeutlichte, dass die Ensembles zentral für die Identität aber auch für die Integration aller Schüler einer Schule sein können. Online-Angebote können die hier notwendige Begegnung nicht ersetzen.
Unabdingbar für erfolgreichen Musikunterricht sind zudem ausreichend und gut ausgebildete Musiklehrkräfte, die insbesondere in der Grundschule in Berlin fehlen. Diese akute Bedarfslücke lässt sich langfristig nur durch attraktivere Studienbedingungen – Musik als vollwertiges Hauptfach neben Deutsch oder Mathematik – und massive Werbemaßnahmen seitens des Senats und der Hochschulen schließen, wie die Teilnehmer der Diskussionsrunde einhellig befanden.“

An der Diskussion nahmen teil:

  • Dominica Acri, Schulleiterin der Carl-Orff-Grundschule Berlin
  • Prof. Werner Beidinger, Universität Potsdam
  • Chris Berghäuser, Vorsitzender des Berliner Musikschulbeirats
  • Dörthe Engelhardt, Mitglied des Landeselternausschusses Berlin
  • Prof. Dr. Rebekka Hüttmann, Vizepräsidentin der Universität der Künste Berlin
  • Michael Riedel, Musiklehrer und Orchesterleiter Droste-Hülshoff-Gymnasium Berlin
  • Tobias Schulze, Wissenschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus

Hier geht es zur Videoaufzeichnung:
https://www.landesmusikrat-berlin.de/musikpolitik/jour-fixe/