Auf der Konferenz Stadt-nach-Acht in Berlin trafen sich Vertreter*innen von Musikclubs und Festivals aus ganz Deutschland (und darüber hinaus) und tauschten sich über die Lage aus. Die Diskussionen wurde im folgenden Statement zusammengefasst:
„Jeden Winter zu?“
Die Reise der Kultur durch die Pandemie war schon schwierig, für Livemusik und die Clubkultur ist sie ein Horrortrip. Und ein Ende nicht in Sicht. Die Lage zur Zeit? Nichts ist gut und wir alle wissen oder ahnen es. Symptomatisch steht hierfür die vermasselte Impfkampagne. Spürbare Folgen davon sind die echten und Pseudo-Lockdowns. Neben der wirtschaftlichen Belastung des Hin- und Her bei Schließungen und Wiedereröffnungen verstreut sich nun erneut das Personal. Viele Punkte wären zu nennen, aber alle führen zur Zusammenfassung: die Lage ist düster, und die Perspektive ist es auch.
Die Club- und Festivallandschaft ist solidarisch den Weg von Schließungen, strengen Kontrollen an der Tür, 2G oder 3G-Regelungen mit oder ohne plus und vielem mehr mitgegangen. Die Hilfen kommen an, auch wenn es noch immer schmerzende Lücken gibt (Soloselbstständige mit Lebenshaltungskosten und Mini-Jobber*innen steht erneut vor dem Nichts). Aber die Resilienz schmilzt dahin. Vor allem weil es scheinbar nicht einmal nach der Impfung eine wirkliche Perspektive gibt.
Nach bald zwei Jahren bewegen wir uns noch immer im Nebel.
Nach fast zwei Jahren stehen wir vor denselben Fragen:
- Wann und unter welchen Bedingungen ist ein Clubbetrieb (ohne Masken und Abstand) wieder möglich?
- Wie wirken sich Clubschließungen auf die Pandemie aus und gibt es negative Effekte (z.B. Begegnungen im privaten unkontrollierten Raum, Auswirkungen auf Akzeptanz von Maßnahmen und Motivation für die Impfkampagne), die die positiven doch wieder aufheben?
- Sind wir gern genommene Sündenböcke für ein Infektionsgeschehen, das niemand mehr wirklich durchschaut?
- Welches Risiko sind wir als Gesellschaft bereit einzugehen, um wieder ein (halbwegs) normales Leben zu leben?
Zur Klärung dieser Fragen drängen sich zwingende Handlungsschritte auf:
Beendet die Pandemie!
Das mag banal klingen. Dennoch die Aufforderung an die Politik, die Pandemie mit allen erdenklichen Mitteln zu beenden. Wir sind skeptisch, dass es genügt, Clubs zu schließen und Veranstaltungen einzuschränken.
Helft Überleben und führt raus aus der Krise!
Die Hilfen müssen weitergeführt, angepasst, entbürokratisiert und verbessert werden. Dazu gehört im Anschluss der akuten Maßnahmen der Krisenbekämpfung ein Marshall-Plan für die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. Dieser ermöglicht den Restart und den Schutz einer einzigartigen Clubkulturlandschaft.
Setzt einen Fahrplan!
Musikclubs und Festivals brauchen Perspektiven mit einer festen Matrix, sobald die vierte Welle gebrochen wurde. Nötig sind Orientierungswerte und abgestufte Maßnahmen ohne Maskenpflicht und Abstand. Das Schaffen von sicheren Räumen mittels PCR- oder Antigentests sowie Checks und Warnungen mittels Corona-Warn-App muss ermöglicht werden. Aber Clubkultur mit Maske und Distanz ist wie Fußballsport ohne Ball und Tor.
Die LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) Die Live Musik Kommission e.V. (kurz LiveKomm) ist der Bundesverband der Musikspielstätten in Deutschland und repräsentiert mehr als 690 Musikclubs und Festivals in über 100 Städten und Gemeinden. Unsere Mitglieder gehören zu den größten Anbietern lokaler Kulturveranstaltungen, des städtischen Tourismus sowie der deutschen und internationalen Talentförderung. Die Verbindungen von Leidenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kommerz, gesellschaftlicher Orientierung und rebellischer Attitüde des Undergrounds sind die Besonderheiten des Verbandes. Im Mittelpunkt steht bei allen Mitgliedern aber die Musik.