Seit Oktober 2022 lehrt Prof. Dr. Nina Noeske als Professorin für Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt 19. Jahrhundert am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nun lädt sie am Mittwoch, 10. April um 18:00 Uhr in den Festsaal Fürstenhaus zu ihrer Antrittsvorlesung zum Thema „Von der Eutopie zur Utopie – Vortrag zu Liszts Spuren in der DDR“. Der Eintritt ist frei.
Der Vortrag folgt den Spuren Franz Liszts in der DDR – angefangen mit der Namensgebung der Weimarer Musikhochschule am 22.10.1956 über die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 150. Geburtstag 1961 bis hin zum 100. Todestag 1986. „Es stellt sich heraus, dass sich, je nach politischer Großwetterlage, jeweils ein anderer Liszt zeigt“, erklärt Prof. Dr. Nina Noeske. Während der Liszt der 1950er- und 60er-Jahre noch als ein den Sozialismus antizipierender, ebenso revolutionärer wie visionärer Künstler in Anspruch genommen werde, sei jener der 80er-Jahre letztlich ein utopischer, der als Ahnherr der Neuen Musik auch im eigenen Lande gelte.
„Die Einsicht, dass es sich bei der DDR mitnichten um eine ideale – eutopische – Gesellschaft handelt, grundiert auch die musikalischen Analysen, die sich im Jubiläumsjahr 1986 mit Liszts Werk beschäftigen. Vor allem der ‚späte Liszt‘ übt in der ‚späten DDR‘ eine besondere Faszinationskraft auf zahlreiche Musiker*innen und Musikwissenschaftler*innen aus“, so Nina Noeske. Anhand von Dokumenten u.a. aus dem Hochschularchiv, aber auch aus Tageszeitungen oder Nachrichtensendungen wie „Der Augenzeuge“, veranschaulicht der Vortrag die Wechselwirkung von Politik, Musikpolitik, Musikwissenschaft und musikalischer Praxis.
Via historischer Text-, Bild- und Tondokumente zu Wort kommen u.a. ehemalige Hochschulangehörige wie die früheren Rektoren der Weimarer Musikhochschule Bruno Hinze-Reinhold, Werner Felix, Wolfgang Marggraf und Wolfram Huschke sowie der Weimarer Musikwissenschaftler und Dirigent Peter Gülke. Abgerundet wird der Vortrag durch musikalische Beiträge.
Nina Noeske studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Musikpraxis in Bonn, Weimar und Jena. Sie promovierte 2005 über „Neue Instrumentalmusik in der DDR“ am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena und habilitierte sich 2014 über „Liszts Faust-Symphonie“ an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Nach beruflichen Stationen an der Weimarer Musikhochschule, der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum Musik und Gender), der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (Vertretungsprofessorin) und der Universität Salzburg (Assistenzprofessorin) nahm sie 2014 einen Ruf auf die W2-Professur für Musikwissenschaft mit einem Gender-Schwerpunkt an der HfMT Hamburg an.
2022 folgte sie einem Ruf auf die W3-Professur für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar (Schwerpunkt 19. Jahrhundert). Ihre Forschungsschwerpunkte fokussieren aus unterschiedlichen Perspektiven die Musik- und Kulturgeschichte des späten 18. bis 21. Jahrhunderts.
Nähere Informationen: http://ninanoeske.de