Der Landesmusikrat Bremen protestiert im Einklang mit den unterzeichnenden Verbänden und Institutionen gegen die Ungleichbehandlung der Musik durch die geltende Corona-Verordnung. In Zeiten, in denen die identitäts- und zusammenhaltstiftende gesellschaftliche Funktion von Musikensembles so nötig ist wie lange nicht mehr in der Geschichte unseres Landes, erwartet der Landesmusikrat ein starkes Signal des Senats:

Ermöglichen Sie den Neustart und unterstützen Sie diesen über Jahrhunderte gewachsenen, lebendigen Teil unserer Bremer Musikkultur auch in Zeiten der Pandemie!

Laut der neuesten Studie des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) musizieren rund 19 % der Bundesbevölkerung in ihrer Freizeit. Somit nehmen deutlich mehr als 100.000 Bremische Bürger*innen aktiv am vielfältigen Musikleben des Landes teil. Sie singen in Chören, musizieren in Laien- oder Schulorchestern und Bands, geben Konzerte, bespielen Straßenfeste und gestalten Gottesdienste. Seit Monaten ist das Singen und das Spielen von Blasinstrumenten in geschlossenen Räumen auf zwei Personen begrenzt, so dass gemeinsames Musizieren und ein sinnvoller Probenbetrieb ausgeschlossen sind. 

Kampf um Selbsterhalt

Infolgedessen kämpfen viele Chöre, Orchester und andere Ensembles angesichts des massiven Verlustes von Mitgliedern um ihren Selbsterhalt. Traditionsreichen, großen Ensembles droht die Auflösung, was dem Bremischen Musikleben, das seit jeher auch auf dem Musizieren von Laien basiert, faktisch einen Teil seiner Existenzgrundlage entzöge.

Während berechtigterweise Sport in Innenräumen ermöglicht wird, während Gastronomie endlich wieder in Innenräumen bewirten darf, soll es nicht möglich sein, dass in klimatisierten oder gut belüfteten großen Räumen mehr als zwei geimpfte, genesene oder getestete Personen gleichzeitig singen oder ein Blasinstrument spielen? Diese Inkonsistenz ist für tausende Bremische Musikenthusiasten nicht nachvollziehbar; zumal die Regelungen im angrenzenden Niedersachsen signifikant günstiger für die Musik ausfallen.

Viele Ensembles haben seit dem letzten Jahr funktionale und von Gesundheitsbehörden geprüfte Hygiene-Konzepte unter Berücksichtigung der Raumgröße entwickelt (Abstandsregeln, CO2-Messungen, Teststrategien), deren Anwendung nach wie vor ein Höchstmaß an Sicherheit für die Mitspieler*innen und -sänger*innen gewährleisten könnte.

Der Landesmusikrat Bremen und die Mitunterzeichner*innen appellieren an den Senat, im Rahmen der Niedriginzidenzbestimmung auch für das Singen und das Musizieren mit Blasinstrumenten in geschlossenen Räumen eine höhere Personenzahl zuzulassen:
Beenden Sie den harten Lockdown für Chöre und Ensembles, retten Sie diesen wertvollen Grundpfeiler unseres Bremer Musiklebens!

Der Landesmusikrat Bremen
Marc Niemann, 1. Vorsitzender