Mit großer Sorge hat der Landesmusikrat Berlin die jüngsten Vorschläge zur Behebung des Mangels an Schullehrkräften zur Kenntnis genommen, so z. B. den Ersatz von Mangelfächern durch unbenotete Projekte.

In einer Bertelsmann-Studie „Musikunterricht in der Grundschule. Aktuelle Situation und Perspektive“ wurde bereits 2020 der eklatante Fachkräftemangel im Musikunterricht als Kernproblem identifiziert und vor einer Deprofessionalisierung gewarnt. Schon zu dieser Zeit waren in Berlin mehr als 50 % aller neu eingestellten Lehrkräfte Quer- oder Seiteneinsteiger.

Kinder und Jugendliche haben laut Bildungsauftrag und den Rahmenrichtlinien allgemeinbildender Schulen ein Anrecht auf eine musikalische Allgemeinbildung. Nur qualifizierter Musikunterricht garantiert Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit.

Weil von Künstlern angeleitete Projekte oft eine große Außenwirkung hervorrufen, entsteht der Eindruck, es sei um die musikalische Bildung der Schulkinder gut bestellt. Das entspricht aber nur dann den Tatsachen, wenn Projekte den Regelunterricht ergänzen, ihn aber nicht ersetzen. Kontinuierlicher Musikunterricht kann nicht durch punktuelle Maßnahmen ersetzt werden. So wie auch der Mathematikunterricht nicht durch ein gelegentliches Projekt ersetzt werden kann.

In Bundesländern, wo als Maßnahme zur Mangelbeseitigung Kontingentstundentafeln und Fächerverbünde implementiert worden sind, wurde damit auch die Verbindlichkeit musikalischer Bildung für alle Schülerinnen und Schüler aufgehoben oder von den jeweils vorhandenen personellen Ressourcen abhängig gemacht. Das hat die Stellung des Fachs Musik beschädigt und der Qualität des Unterrichts Abbruch getan.

Der Landesmusikrat Berlin begrüßt als Dachverband der Musikinstitutionen und Verbände ausdrücklich die Einberufung eines Runden Tisches zum Lehrkräftemangel und schlägt u.a. vor:

  • Einsatz aller ausgebildeten Musiklehrkräfte vorrangig im Fach Musik
  • analoge Fortbildungen für Musik-Neigungslehrer
  • Betreuung von Arbeitsgemeinschaften durch Instrumentallehrkräfte
  • Kooperation benachbarter Schulen mit Musiklehrkräftemangel