Eine Fachtagung mit zwei Vorträgen, einem Projektmarkt und einer Podiumsdiskussion unter dem Motto „Wir auf dem Weg zur kulturellen Vielfalt“ veranstaltete die Landesmusikakademie NRW Ende November in Kooperation mit dem Landesmusikrat NRW und weiteren Partnern. Die Veranstaltung zollte einer Aufbruchstimmung Tribut, die neue Initiativen und Projekte von Landesmusikakademie, Landesmusikrat, Landesverband der Musikschulen in NRW, Chorverband NRW und NRW-Kultursekretariat antreibt. Ein Projektmarkt stellte diese im Foyer der Akademie vor.

Hier präsentierte Annegret Schwiening die neue Auflage des Projekts „MüzikNRW“, mit dem der Landesverband der Musikschulen die Musik von Einwanderungskulturen als Unterrichtsangebote an den öffentlichen Musikschulen in NRW etablieren möchte. Am 14. Dezember wird eine eröffnende Veranstaltung im Landtag die Möglichkeiten des Projekts ausloten. Anne Tüshaus stellte das Projekt „Brückenklang“ vor, mit dem Landesmusikrat, Landesmusikakademie und Musikreferat des Kulturministeriums zusammen mit dem Chorverband NRW und weiteren Verbänden die Szene der Musikvereine und Chöre stärker gegenüber Migrationskulturen öffnen möchten. Es besteht aus Förderprogrammen, aus Fortbildungsangeboten und aus Begegnungs-Veranstaltungen, die in wechselnden Landesteilen ausgerichtet werden. Christian Esch berichtete aus der Arbeit des Beirats Musikkulturen, den die beiden Kultursekretariate NRW unterhalten. Eigentlich konzipiert der Beirat Konzertangebote der kulturellen Vielfalt, die den Mitgliedsstädten der Sekretariate zu subventionierten Bedingungen angeboten werden. Doch mittlerweile gehen von dem Beirat auch Förderangebote interkultureller Arbeit und Fortbildungsinitiativen aus. Landesmusikakademie, Landesmusikrat und Landesverband der Musikschulen arbeiten im Beirat mit. Robert v. Zahn resümierte erste Erfahrungen aus einem Förderprogramm, das Projekte von Chören, Musikvereinen und Laienmusikinitiativen mit Flüchtlingen und für Flüchtlinge unterstützt. Das Deutsche Musikinformationszentrum in Bonn sammelt Informationen zu diesen und anderen Projekten und stellte sie in Form einer interaktiven Landkarte auf miz.org für andere bereit. Antje Valentin fasste Ergebnisse des Bağlama-Kongresses vom Dezember 2014 in Heek zusammen. Eine Folge war die Einrichtung eines Zertifikatskurses für Bağlama-Lehrer, der auf das Unterrichten an öffentlichen Musikschulen vorbereitet. Er ist unlängst gestartet und wird gut angenommen.

Den Projektmarkt begleiteten zwei Vorträge. Der Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Integrationsausschusses, Arif Ünal MdL, skizzierte die Realität einer multikulturellen Gesellschaft, deren politische Vertreter erst vor wenigen Jahren anerkannten, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland ist. Jürgen Fischer von Regionalverband Ruhr informierte über den Zwischenstand der Bemühungen des Verbands um die interkulturelle Arbeit im Zuge des Nachhaltigkeitsprogramms der Kulturhauptstadt von 2010. Von den 4,8 Millionen Euro für die Kulturarbeit des RVR sind 300.000 Euro der interkulturellen Arbeit zugedacht.

Gemeinsam mit WDR 3 veranstaltete die Landesmusikakademie abschließend eine Podiumsdiskussion, die als Teil der Sendereihe „Forum WDR“ ausgestrahlt werden wird. Michael Köhler moderierte ein Gespräch von Christian Esch (Geschäftsführer des NRW KULTURsekretariats Wuppertal), Regina van Dinther (Präsidentin des Chorverbands NRW), Akademiedirektorin Antje Valentin und Arif Ünal (Integrationsausschuss des Landtags NRW), über die Situation der Musik der kulturellen Vielfalt. Ünal beschrieb die große Laienmusikszene der Einwanderer, die mit den traditionellen Vereinen zu wenig in Berührung komme. Da müssten Verbindungen geschaffen werden. Valentin sah eben in diesem Umstand den Anlass für das Programm „Brückenklang“, das diese Verbindungen herstellen soll. Sie vermisste aber ansprechbare übergeordnete Strukturen auf der migrantischen Seite, was die Arbeit nicht leicht mache. Immerhin sei eine Bağlama-Plattform entstanden, deren Sprecher nun in den Beirat der Landesmusikakademie aufgenommen wird. Van Dinther sah in den Kontakten von Mensch zu Mensch den Schlüssel für die Zusammenführung der Szenen, während Christian Esch forderte, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Führungspositionen des Kulturlebens gelangen müssten.

Vorträge, Diskussion und Projektmarkt gaben in ihrer Mischung Impulse an die anwesenden rund 40 Teilnehmer und zeigten deutlich, dass die Laienmusikszene in einen gewissen Aufbruch gekommen ist.