Beim diesjährigen Beethovenfest spielt das Orchestre National de France unter der Leitung von Kurt Masur, Vorsitzender des Beethoven-Hauses, alle neun Symphonien Beethovens. Aus diesem Anlass zeigt das Beethoven-Haus Bonn die Sonderausstellung „Von der 0. bis zur 10. – Wege zu Beethovens Symphonien“. Die Ausstellung präsentiert ganz unterschiedliche Blickwinkel auf diese bedeutenden Werke.

Zwei von Beethoven nicht weiter verfolgte, aber dennoch nicht unbedeutende Kompositionsprojekte, eben die 0. und die 10. Symphonie, werden durch originale Skizzen und Entwürfe illustriert. Immerhin übernahm der Komponist das Thema des Kopfsatzes der 0. für das Finale seiner 1. Symphonie. An bekannten Beispielen wie dem Motto der 5. und dem Schluss der 8. Sinfonie wird Beethovens kompositorische Arbeit thematisiert, sein ausgiebiges Feilen bis zur endgültigen Vollendung eines Werks in der heute bekannten Gestalt. Exponate wie Aufstellungspläne für Orchester und Chöre veranschaulichen die damalige Dirigierpraxis; zeitgenössische Darstellungen der wichtigsten Wiener Konzerträume spiegeln die damals vollzogene Entwicklung eines bürgerlichen Musiklebens wider, wie es heute gang und gäbe ist. In Zeiten vor CD- und mp3-player und der Existenz von Symphonie-Orchestern in jeder größeren Stadt erklangen die Symphonien allerdings überwiegend in Bearbeitungen für kammermusikalische Besetzungen oder Klavier, die meist von bekannten Komponisten wie Beethovens Schüler Carl Czerny bzw. Johann Nepomuk Hummel erstellt wurden. Zu sehen ist auch eine der höchste Ansprüche an die Pianisten stellenden „Klaviertranskriptionen“ von Franz Liszt. Das Problem der „richtigen“ Tempi für Beethovens Symphonien – der Komponist legte selbst Metronomangaben fest – wird ebenso beleuchtet wie die merkantilen Aspekte dieser Gattung. Neben öffentlichen Konzerten, deren Erlös Beethoven selbst zugute kam, sind hier in erster Linie die hohen Verlegerhonorare relevant. Die überprüfte Abschrift der 7. Symphonie von Anton Diabelli, Verfasser des Themas der nach ihm benannten Variationen und damals noch Mitarbeiter im Verlag Steiner, zeigt das übliche, ohne Kopierer und Drucker für heutige Verhältnisse langwierige Procedere bis zur Originalausgabe eines Werkes.

Erstmals öffentlich zu sehen sind mehrere Neuerwerbungen wie die noch original gehefteten, also „jungfräulichen“ Stimmensätze zur 7. Symphonie in ihrer ersten Ausgabe. Aber auch besonders hochkarätige Schätze der Sammlung werden dem Publikum nicht vorenthalten. Die vollständige eigenhändige Partitur der 6. Symphonie „Pastorale“ darf ebenso bewundert werden wie Skizzen zur 9. Symphonie. Weitere, ganz unterschiedliche geartete Blickwinkel auf die Symphonien zeigen ausgewählte Werke aus der bildenden Kunst. Die Bandbreite reicht von bekannten Denkmälern über Moritz von Schwind bis zur modernen Umsetzung des gebürtigen Argentiniers Norberto Iera.

Die Sonderausstellung ist bis zum 15. Januar 2009 zu sehen. Begleitend ist eine umfangreiche, reich bebilderte Publikation erschienen, die sowohl im Museumsshop als auch im Internet (www.beethoven-haus-bonn.de/verlag) erworben werden kann.